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Inhalt
Das Gespräch des Phaidros spielt sich in einem äußerst lieblichen Rahmen ab. Sokrates und Phaidros spazieren aus der Stadt hinaus und lassen sich am Ufer eines Baches nieder, um zu plaudern.
Im ersten Teil des Dialogs liest Phaidros eine Rede des Lysias vor, in welcher jemand - "ein nicht verliebter Hofmacher" - dazu rät, nicht mit dem Verliebten, sondern mit dem Nichtverliebten in Freundschaft zu sein, weil dieser zuverlässiger sei. Sokrates hält nun zwei Reden: nach der ersten soll man mit dem Nichtverliebten, nach der zweiten mit dem Verliebten Freundschaft halten. In der zweiten Rede wird Beweis für die Unsterblichkeit der Seele vorgetragen. Er gründet darin, dass das stets Bewegte unsterblich ist. Stets bewegt ist das, was sich selbst bewegt, da es ja das Prinzip der Bewegung in sich hat. Die Seele aber bewegt das Lebewesen und sich selbst. Sie kann sich als bewegendes Prinzip nie selbst verlassen und ist daher unsterblich.
An diese Ausführungen knüpft Sokrates einen Mythos, um den Aufbau und das Lebensschicksal der Seele zu beleuchten. Anfänglich lebten die Seelen unter den Göttern und nahmen teil an ihrer himmlischen Wagenfahrt. Die Götter haben lauter edle Pferde, die Seele aber, deren Wagen von der Vernunft gelenkt wird, hat ein edles, himmlisches Roß, das Gemüt, und ein wildes, zottiges, bockiges irdisches Pferd, den Trieb. Bei der Wagenfahrt in der Gesellschaft der Götter führt der Weg steil an den Rand der Welt, auf den Buckel des Himmels: hier vermag der Lenker des Seelengefährts, die Vernunft, die in der überhimmlischen Region beheimateten Ideen zu erblicken: farblose, stofflose, gestaltlose, in Wahrheit daseiende Wesen. Hierher kann nicht mehr jede Seele emporklimmen, doch die es noch vermag, stürzt wegen des störrischen und ungeschickten Verhaltens des irdischen Pferdes leicht ab. Dann fallen die Federn aus den Flügeln der Seele und diese sinkt zur Erde. Hier vermag sie die allgemeine Wahrheit zu erfassen, wenn es ihr vorher gelungen war, die Ideen zu erblicken. Wenn die Seele des Menschen auf Erden etwas Schönes erblickt, erinnert sie sich an die Ideen, ihre Federn beginnen wieder zu wachsen und sie erbrennt in Liebe: dieser „Wahnsinn“ erinnert die Seele an ihre eigentliche Heimat.
Im zweiten Teil des Dialogs unterhalten sich Sokrates und Phaidros über das Wesen der Rede überhaupt: Sokrates beweist, dass der wahre Redner ein vollkommener Psychologe und Philosoph sei, weil er die Seele der Zuhörer und die Gegenstände der Rede vollständig kennen muss. Denn wenn jemand durch seine Rede auch nur einen bloßen Schein erwecken wollte, kann er das nur mittels der Darstellung von Ähnlichkeiten tun.; die Ähnlichkeit aber sieht der wahre Kenner des Wesens am besten. Das Geschriebene ist nicht viel wert, denn es ist tot und gibt auf jede Frage die selbe Antwort. Darum schreibt der echte Kenner der Wahrheit mehr nur zum Scherz und zum Erwecken der Erinnerung, denn seine Schrift ist ja beinahe so, als wenn er sie ins Wasser geschrieben hätte; dagegen pflegt er viel eher die philosophisch erziehende Rede, die in der Seele des Schülers zum Leben erwacht: diese Rede ist der dialektische Unterricht, der das Mannigfaltige umfassend und ineinssehend, auf eine Idee zurückführt.
Für die europäische Geistesgeschichte waren besonders die Eros- und Seelenlehre des Dialogs von großer Bedeutung. In der neueren Forschung findet vor allem Platons Kritik an der Schriftlichkeit als einer defizitären Form des Philosophierens großes Interesse.
"Dieses also musst du bedenken, o Knabe, und die Freundschaft des Liebhabers kennen lernen, dass sie nicht wohlwollender Natur ist, sondern dass nur nach Art der Speise um der Sättigung willen, gleichwie Wölfe das Lamm so lieben den Knaben Verliebte."
Literatur
- Artikel „Platon: Phaidros“ in: Franco Volpi (Hrsg.): Großes Werklexikon der Philosophie, Stuttgart 2004, ISBN 3-520-83901-6
- Ernst Heitsch: Phaidros. Göttingen 1997, ISBN 3525304374
- Josef Pieper: Begeisterung und Göttlicher Wahnsinn. München 1962, ISBN 3466401062
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