ART

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Exekias, Pinax F 1813

Die Grabtafeln des Exekias sind ein mehrteiliges antikes Kunstwerk des attischen Malers Exekias.

In der modernen Forschung gilt der attische Vasenmaler Exekias als der bedeutendste Vertreter seiner Zunft im Schwarzfigurigen Stil. So verwundert es nicht, dass der Künstler offenbar auch zu seiner Zeit besonders geschätzt wurde und Aufträge für Werke bekam, die eigentlich weit über die normale Vasenmalerei hinausgingen. Herausragendes Zeugnis seines Könnens sind die 16 Tontafeln (Pinakes), die ein vornehmes Grab schmückten. Sie sind alle 43 × 37 cm groß und werden in den Zeitraum zwischen 540 und 530 v. Chr. datiert. Anders als bei der Vasenmalerei erforderte die Bemalung so vieler großer und freier Flächen eine andere Gestaltungsweise, als es ein Vasenmaler gewohnt war.

Die 16 Tafeln sind heute alle nur noch fragmentarisch erhalten. Das zentrale Motiv scheint die Totenklage (Prothesis) gewesen zu sein. Glücklicherweise gehört das Motiv zu einem der beiden am besten erhaltenen Tafeln. Der häusliche Rahmen der Szenerie wird durch zwei weiße Säulen im Vordergrund gekennzeichnet. Die auf einer Kline aufgebahrte Tote ist mit einer Halskette und einem Myrtenkranz geschmückt und auf einem erhöhten Podest aufgestellt. Hinter dem Kopfende beugt sich eine Dienerin über die Tote. Von den trauernden Frauen im Hintergrund und am Rand sind nur noch wenige Reste erhalten. Im Bildvordergrund stehen ein junges Mädchen und ein Mann, der zum Zeichen der Trauer die Haare kurz geschoren hatte. Er ist ungewöhnlich individuell mit einer Adlernase wiedergegeben, auch sein Name war beigeschrieben. Da die Totenklage im Allgemeinen nur von Frauen besucht wurde, ist anzunehmen, dass der Mann der engste Angehörige, sicher der Ehemann, der Verstorbenen war. Er ist sicher auch der Auftraggeber des Grabmonuments und damit der Grabtafeln.

Auf den beiden Tafeln links von der beschriebenen Szene folgen weitere Totenklageszenen. Auf weiteren zehn Tafeln folgen ein aufwendiger Trauerzug mit Männer- und Frauenchören, Reitern und Viergespannen. Hier soll offenbar die Macht und der Repräsentationsanspruch eines Adelsgeschlechts dargestellt werden. Der Anführer des Trauerzuges wendet seinen Blick dem Betrachter zu, fast so als wolle er diesen ansprechen. Diese Einbeziehung des Betrachters und der Ernst des Gesichtsausdruckes ist für die archaische griechische Kunst ungewöhnlich.

Die Szene rechts von der Totenklage gehört nicht zum Totenritual, sie gibt einen Einblick in den privaten, familiären Bereich. Man sieht eine Gruppe von Frauen, die zum Teil auf Stühlen sitzt und in stiller Trauer vereint ist. Eine vornehm gekleidete Frau hat ihren Mantel über den Kopf gezogen und ihr Kinn auf die Hand gestützt. Möglicherweise handelt es sich hier um die Mutter der Toten. Im Hintergrund reichen drei Frauen einen neugeborenen Jungen herum. Somit sollte auch die Todesursache der Frau geklärt sein, die offenbar bei der Geburt oder im Wochenbett gestorben ist. Diese private Szene der Trauer und die Sorge um das Baby ist für die archaische Kunst etwas Neues und offenbar zwischen den Auftraggeber und dem Künstler in enger Absprache entstanden.

Eine weitere Pionierleistung ist die Darstellung eines Maultiergespannes und des Dieners, der dieses Gespann führte. Der Diener stützt mit einer weißen Stange die Deichsel des Wagens um die Tiere zu entlasten. Die individuell und naturnah gestalteten Tierdarstellungen, die über die formelhaften Darstellungen der edlen Pferde hinausgehen, sind einmalig für die schwarzfigurige Vasenmalerei. Der Diener fällt völlig aus der edlen Darstellungsform des Trauerzuges. Er ist besonders klein (Bedeutungsgröße) dargestellt, nackt, zeigt eine unedle Haltung und einen unproportionierten Körper. Das Anschirren des Wagens ist die einzige echte Handlungszene des ganzen Frieses und symbolisiert die Unerbittlichkeit des letzten Abschiedes. Zudem verbindet diese Szene die beiden Handlungsszenen der Totentrauer und des Totenzuges.

Die fragmentarischen Reste des Tafelfrieses wurden 1875 für die Antikensammlung Berlin erworben (Kat. F 1811 - F 1826). Nach Angaben des Händlers wurden sie 1872 im Kerameikos, der in Teilen Friedhof Athens war, gefunden. Später fand sich noch ein weiteres zugehöriges Fragment im Athener Nationalmuseum (Inv. 20061). In Berlin ausgestellt wurden nur die beiden am besten erhaltenen Tafeln. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen die Bestände aus dem Magazin nach Westberlin, die beiden ausgestellten Tafeln nach Ostberlin. Noch 1989 wurde zwischen beiden Museen ein Austausch vereinbart, der vorsah, dass die Westberliner Sammlung die 35 Bruchstücke der Ostberliner Sammlung bekommen sollte und im Gegenzug die Ostberliner Sammlung zwölf Köpfe des Telephosfrieses des Pergamonaltars bekommt, die sich in Westberlin befanden. Mit der politischen Wiedervereinigung und der damit verbundenen Zusammenführung der Antikensammlung auf der Museumsinsel wurde dieses Tauschgeschäft jedoch hinfällig. Aktuell werden die beiden am besten erhaltenen Tafeln im Alten Museum ausgestellt. Mit den Oinakes werden auch eine signierte Amphora des Exekias (Berlin F 1720) und eine Amphora der Gruppe E aus der Werkstatt des Meisters ausgestellt.

Exekias produzierte noch einen weiteren Satz von solchen Grabpinakes, davon haben sich vier Fragmente im Athener Nationalmuseum erhalten (Inv. 2414-2417).

Literatur

John D. Beazley: Attic Black-figure Vase-painters. Oxford 1956, S. 146 Nr. 22.

Heide Mommsen: Exekias I. Die Grabtafeln, von Zabern, Mainz 1997 (Forschungen zur antiken Keramik. Reihe 2, Kerameus, Bd. 11) ISBN 3-8053-2033-7

Heide Mommsen: "Bleib stehn und erhebe die Klage...". Zu den wiedervereinigten Fragmenten der Grabtafeln des Exekias, in EOS 12 (August 2000), S. IV-VII.

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