ART

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Der Turm der Winde (auch Aerides oder Horologium des Andronikos) ist ein achteckiger Turm am Rande der Römischen Agora und das besterhaltene antike Bauwerk in Athen. Er wurde um 100 v. Chr. erbaut und diente als Uhrenpavillon mit der Funktion einer Wetterstation.

Geschichte

Entworfen wurde der 13m hohe Turm durch den Astronomen von Andronikos von Kyrrhos, finanziert durch Spenden von Caesar und Augustus[1]. Zum Bau wurde pentelischer Marmor verwendet. An jeder der acht Seiten des Turms ist eine Sonnenuhr, eine neunte befand sich vermutlich am südlichen runden Annex.[2] Darüber ist je ein Relief für einen der Windgötter angebracht. Jede Figur (vier Haupt- und vier Nebenwinde) zeigt durch ihre Attribute den Charakter des jeweiligen Windes aus, z.B. Regen, Hagel, Früchte usw. Auf dem Dach befand sich die Figur eines Triton aus Bronze, der sich als Wetterfahne drehen konnte und mit seinem Stab die herrschende Windrichtung wies.[3] Im Turm befand sich eine Wasseruhr.

Während der Turm einst frei stand, ist er heute zusammen mit der römischen Agora zu einem archäologischen Grabungsfeld zusammengefasst.
Rezeption

Während die oktogonale Form hier vor allem zur Veranschaulichung der acht Winde und als Zeiger der Wetterfahne zur Anwendung kam, folgten zahlreiche oktogonale Bauten vor allem im sakralen Bereich beispielsweise mit San Vitale in Ravenna (6. Jh.), dem Felsendom, Jerusalem (7. Jh.) und dem Aachener Dom (8. Jh.).

Vitruv erwähnte erstmals in einer Architekturschrift den Turm der Winde und machte dessen 8 bzw. 16 Radialen zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen zur Stadtplanung, Bezug auf diesen Text nimmt z.B. der Entwurf von Karlsruhe[4]. Detailliert aufgemessen und zeichnerisch rekonstruiert wurde der Turm jedoch erst um 1750 von James Stuart und Nicholas Revett. In ihrem ersten Band der Antiquities of Athens 1762 publiziert, gehörte er zu den ersten Gebäuden des griechischen Mutterlandes, die in Westeuropa bekannt wurden, und diente als Vorbild für etliche Bauten des 18. und 19. Jahrhunderts. Darunter befindet sich in Deutschland der von Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau errichtete Turm der acht Winde in Dessau-Mildensee und das Observatorium von Carl Gotthard Langhans (heute: Sternwarte Halle im Botanischen Garten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg). Die Reliefdarstellungen der acht Winde wurden an den Ecktürmen des Schlosses Tegel in Berlin wiederholt.

Bis heute wird der Turm in den Künsten aber auch in der modernen Architektur zitiert, beispielsweise in der Funktion des Turm der Winde von Toyo Ito aber auch gestalterisch z.B bei Rob Krier.
Reliefs der Windgötter
Name Windrichtung Darstellung
Boreas Norden Mann mit Mantel und Muschel, in die er bläst
Kaikias Nordosten Mann, schüttet runde Objekte (Hagelkörner?) aus einem rundem Schild
Apheliotes Osten Jugendlicher, der ein mit Früchten und Getreide gefülltes Manteltuch trägt
Euros Südosten alter Mann, in einen Mantel gehüllt
Notos Süden Mann, der eine Kanne entleert
Lips Südwesten Knabe mit Schiffssteven
Zephyros Westen Knabe, der ein mit Blumen gefülltes Manteltuch trägt
Skiron Nordwesten bärtiger Mann, der einen mit Holzkohle und heißer Asche gefüllten bronzenen Behälter trägt
Literatur

James Stuart - Nicholas Revett: Antiquities of Athens, I. London 1762.
Karlheinz Schaldach: Die antiken Sonnenuhren Griechenlands. Frankfurt am Main 2006, S. 60–83.

Anmerkung

↑ Hatto H. Schmitt, Ernst Vogt - 2005: S. 166
↑ Vgl. Karlheinz Schaldach, Die antiken Sonnenuhren Griechenlands, Frankfurt am Main, 2006, S. 78-81
↑ Vitruv de architectura 1.6.4
↑ Katharina Büttner: Kunst und Architektur in Karlsruhe: Festschrift für Norbert Schneider, S. 26

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