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Theodora I. mit ihrem Hofstaat; Mosaikbild aus St. Vitale in Ravenna; 6. Jahrhundert. Links ein Eunuch, Diener der Theodora hält mit einer Hand den Vorhang der Tür.
Theodora (Θεοδώρα )(* um 500; † 548) war die Ehefrau des oströmischen Kaisers Justinian I.
Leben
Theodoras frühen Jahre liegen im Dunkeln, da als Quelle nur Prokopios von Caesarea zur Verfügung steht, der jedoch die Kaiserin abgrundtief verachtet hat. In seiner Anekdota berichtet Prokop jedenfalls, dass ihr Vater Akakios Bärenwärter bei den Grünen (einer der beiden großen Zirkusparteien) gewesen sein soll und sie noch zwei Schwestern hatte. Nach dem Tod des Vaters verdingte Theodora, deren Schönheit gelobt wurde, sich als Schauspielerin – was nach damaliger Auffassung mit einer Prostituierten gleichzusetzen war. Auch wenn Prokop gewiss übertreibt, so darf man doch annehmen, dass Theodoras Vorleben wenigstens nicht makellos war. Nach Aufenthalten im Orient und Nordafrika kam sie ca. 520 n. Chr. in Konstantinopel in Kontakt mit Justinian, dem Neffen Kaiser Justins I.
524/25 heiratete sie Justinian, wozu eine Gesetzesänderung nötig gewesen sein soll, da Senatoren keine Schauspielerinnen heiraten durften, zumal Euphemia, die Ehefrau Kaiser Justins, strikt gegen die Verbindung gewesen sein soll - die Heirat wurde auch erst nach Euphemias Tod vollzogen.
Als Justinian im Sommer 527 Alleinherrscher wurde, ließ er Theodora den Titel einer Augusta verleihen, den auch einige andere spätantike Kaisergattinen getragen hatten. Zudem wurde ihr im Rahmen des Hofzeremoniells derselbe Rang zugesprochen wie dem Kaiser selbst. Theodora hatte mithin wohl einen nicht zu ignorierenden Einfluß auf Justinian, der sie gelegentlich als seine gottgegebene Partnerin bezeichnete, doch ging dies alles wohl nicht über das hinaus, was bereits früher üblich gewesen war.
Spätere Historiker beschrieben sie als Justinians Mitregentin, wenngleich dies übertrieben sein dürfte. Diese Behauptung geht nicht zuletzt auf eine angebliche Äußerung zurück, die Theodora während des Nika-Aufstands 532 getätigt haben soll, als sich die Zirkusparteien gegen Justinian verbündeten und gemeinsam mit einigen Senatoren Flavius Hypatius zum Gegenkaiser ausriefen: Justinian soll bereits dazu entschlossen gewesen sein, die Stadt zu verlassen, als Theodora angeblich in einer flammenden Rede seinen Widerstandswillen entfachte: "Das Kaisertum (basileia) ist das schönste Leichentuch" (Prokop, Bella, I, 24, 37). Allerdings ist diese effektvolle Rede vermutlich nur ein Stilmittel Prokops, der in dieser Beziehung nicht weniger Freiheiten genoss als alle anderen antiken Historiker auch, und damit wohl nicht historisch. Theodora war nach dem Aufstand jedoch weiterhin eine der engsten Beraterinnen ihres Mannes und verstand es, ihr Privatvermögen sehr zu vermehren.
Theodora setzte sich zeitlebens für den "Monophysitismus" ein. Vermutlich war sie während ihres langen Aufenthalts im Orient mit ihm in Berührung gekommen. Es ist jedenfalls bezeugt, dass sie mehrmals zu Gunsten der Monophysiten intervenierte und die Glaubensrichtung aktiv förderte; dadurch bedingt erscheint sie in den entsprechenden (zumeist syrischen) Quellen auch in einem deutlich positiveren Licht als bei Prokopios. Inwiefern sie jedoch gezielt Einfluss auf ihren Mann nehmen konnte, ist umstritten. Zumindest in der Außenpolitik dürfte ihr Anteil jedoch gering gewesen sein, auch wenn sie gelegentlich Delegierte empfing. Gewiss versuchte sie jedoch, dass Bild einer vorbildlichen Kaiserin abzugeben. Theodora versuchte immer wieder, sich in die Regierungsgeschäfte einzuschalten; besonders in Personalfragen war sie dabei mitunter recht erfolgreich. So konnte sie schließlich die Entmachtung Johannes des Kappadokers herbeiführen. Auch war sie wohl für die Zurechtweisung Belisars verantwortlich, mit dessen Frau Antonina sie befreundet war, dessen Einfluss sie aber fürchtete. Im Gegenzug förderte sie Belisars Konkurrenten Narses.
Es war möglicherweise Theodoras Initiative zu verdanken, dass Justinian Gesetze gegen die Prostitution und den Mädchenhandel erließ. Außerdem war sie karitativ tätig. Ihr Einfluss auf die Regierungsgeschäfte wurde von Zeitgenossen teils als sehr groß erachtet – inwiefern dies tatsächlich zutrifft, ist, wie oben bereits erwähnt, in der Forschung umstritten. Heute geht man zumeist davon aus, dass die Kaiserin zwar eine eindrucksvolle und energische Persönlichkeit besaß, aber letztlich ihrem Gatten klar untergeordnet war.
Bis heute wird das Bild der Augusta wesentlich von der feindseligen Schilderung in Prokops Anekdota geprägt - zu Unrecht. Theodora, die zweifellos eine der großen Frauengestalten der Antike gewesen ist, verstarb am 28. Juni 548 in Konstantinopel - vermutlich an einem Krebsleiden - und wurde in der Apostelkirche beigesetzt.
Literatur
- Hans-Georg Beck: Kaiserin Theodora und Prokop : der Historiker und sein Opfer. München 1986. ISBN 3-492-05221-5. Zur Bewertung der Quellen.
- James A.S. Evans: The empress Theodora. Partner of Justinian, Austin 2002. Leicht romantisierend, dennoch eine nützliche und solide Einführung, die dem populärwissenschaftlichen Werk von P. Cesaretti (Theodora. Kaiserin von Byzanz) auf jeden Fall vorzuziehen ist.
- Hartmut Leppin: Theodora und Iustinian, in: H. Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.), Die Kaiserinnen Roms. Von Livia bis Theodora, München 2002, S. 437-481. Guter und knapper Überblick.
Weblinks
Siehe auch: Justinian I. und Prokopios von Caesarea
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