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Philipp Otto Runge

Gemälde

Pauline Runge with her two year old son Print by Philipp Otto Runge

Pauline Runge with her two year old son

Die Hülsenbeckschen Kinder

Der Große Morgen

Petrus auf dem Meer

Das Nachtigallengebüsch

Der Morgen

Die Eltern des Künstlers

Die Hülsenbeckschen Kinder

Ruhe auf der Flucht

Selbstporträt


Zeichnungen

Study of a Seated Male Nude Print by Philipp Otto Runge

Study of a Seated Male Nude

Genii on a Lily Print by Philipp Otto Runge

Genii on a Lily

Der Morgen

Selbstporträt

Philipp Otto Runge (* 23. Juli 1777 in Wolgast; † 2. Dezember 1810 in Hamburg) war neben Caspar David Friedrich der bedeutendste deutsche Maler der Frühromantik.


Leben

Philipp Otto Runge wurde in der See- und Handelsstadt Wolgast in Schwedisch-Pommern als neuntes von elf Kindern der Eheleute Daniel Nikolaus Runge (1737–1825) und Magdalena Dorothea (1737–1818), Tochter des Hufschmieds Daniel Christian Müller, geboren.[1] Der Großvater väterlicherseits, Nicolaus Runge (1700–1766), entstammte einer Rügener Bauernfamilie, ließ sich nach 1720 in Wolgast nieder und erwarb 1729 das Bürgerrecht. Der Vater des Künstlers, Daniel Nikolaus, war Kaufmann und Reeder. Sein Sohn, der bereits im frühen Kindesalter an Lungentuberkulose erkrankte, sollte ursprünglich in die Fußstapfen seines Vaters treten, konnte aber seinen Wunsch, Maler zu werden, durchsetzen.


Runges Grab auf dem Friedhof Ohlsdorf

1789 besuchte Runge die Wolgaster Schule, deren Leiter Ludwig Gotthard Kosegarten war. 1792 erkrankte Runge schwer und zog mit seinem ältesten Bruder Daniel 1795 nach Hamburg, um in dessen „Kommissions- und Speditionshandlung“ eine Kaufmannslehre zu beginnen. Der Freundeskreis seines Bruders, dem unter anderem der Dichter Matthias Claudius, der Verleger Justus Perthes und der Kunstsammler Johannes Michael Speckter angehörten, sowie seine Begegnung mit Friedrich Gottlieb Klopstock regten Runge zum Zeichnen und zum Studium der Autoren der Antike an.[1]

Nach erstem Zeichenunterricht 1797 durch Heinrich Joachim Herterich und Gerdt Hardorff d. Ä. in Hamburg studierte er in den Jahren 1799 bis 1801 an der kgl. Akademie in Kopenhagen bei Jens Juel sowie Akt und Antikenkopie, Freihandzeichnen, Anatomie, Geometrie und Perspektive bei Nicolai Abildgaard, einem Lehrer Thorwaldsens.[1] Hiernach studierte er von 1801 bis 1804 bei Anton Graff in Dresden an der Kunstakademie, wo er Kontakt zu den Romantikern, vor allem zu Caspar David Friedrich und Johann Gottfried Quistorp, aufnahm. Der Dichter Ludwig Tieck, den er in Dresden kennenlernte, vermittelte ihm die Mystik Jakob Böhmes und machte ihn mit den Anschauungen Novalis’ vertraut. Auf einer Reise nach Weimar lernte er Johann Wolfgang von Goethe kennen.

Im Sommer 1801 begegneten sich Philipp Otto Runge und Pauline Susanna Bassenge (* 18. September 1785 in Dresden; † 26. April 1881 in Hamburg) in Dresden zum ersten Mal. Die Tochter des Handschuhfabrikanten Charles Frédéric Bassenge hugenottischer Abstammung war zu dem Zeitpunkt noch keine sechzehn Jahre alt. Der Vater lehnte anfangs die Verbindung seiner Tochter mit Runge entschieden ab − erst im April 1803 stimmte er einer Verlobung zu. Am 3. April 1804 heirateten Pauline und Otto in Dresden. Das Ehepaar siedelte nach Hamburg über, und es hatte vier Kinder. Das jüngste Kind wurde am Tag nach Runges Tod geboren und erhielt die Vornamen seines Vaters. Philipp Otto Runge starb an Tuberkulose.


Arbeiten

Zeitlebens betrieb Runge das Kunsthandwerk des Scherenschnitts und sandte Goethe zum Beispiel zahlreiche Blumen für die Zimmerdekoration samt Anleitung zur Anbringung und Aufbewahrung der Schnitte. Einige Zeitgenossen wussten seine Scherenschnitte zu schätzen. So bewunderte Johanna Schopenhauer seine Silhouetten so sehr, dass sie selbst versuchte, in Runges Manier zu schneiden. 1805 gelang ihm der künstlerische Durchbruch mit Radierungen zu seinen Scherenschnitten in dem Zyklus Die Zeiten. Dieser erschien in einer ersten Auflage von 25 Stück. Ein Exemplar erwarb Goethe und schmückte damit sein Musikzimmer mit der Beurteilung: „zum rasend werden, toll und schön zugleich.“[2]


Runges Farbenkugel
als Computeranimation (Betrachter kann virtuell in Leerstellen der Kugel hineingehen und unmittelbare Nachbarfarben erkennen)

Runge, der gegen die akademische Malerei opponierte, ist neben Friedrich der bedeutendste Maler norddeutscher Romantik. Er vertritt zusammen mit Friedrich die Norddeutsche Frühromantik. Als Kunsttheoretiker äußerte er für die damalige Zeit revolutionäre Gedanken. Stärker als Friedrich beschäftigte ihn das Figurenbild und vor allem als Porträtist von Kindern schuf er Beachtliches (Die Hülsenbeckschen Kinder, 1806). Inspiriert von Ludwig Tiecks Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen entwickelte er eine spekulative Auffassung von der „Landschaft“ als großer „Hieroglyphe“, d.h. Allegorie oder Symbol (Beispiele: Die zwei Fassungen von Der Morgen, Arions Meerfahrt, Die Zeiten). Nach Runge konnte die „tiefste Mystik der Religion“ nur in einer neuen Kunst der „Landschafterey“ ausgedrückt werden. Runge war von der Vision beseelt, Malerei, Dichtung, Musik und Architektur in einem Gesamtkunstwerk zu vereinen und betrat damit künstlerisches Neuland. [3]

Runges Landschaft und sein Konzept, die gesamte Umgebung des Menschen künstlerisch zu gestalten, machen ihn zum Vorbereiter des Gesamtkunstwerks. Für die deutsche Literatur leistete Runge Beiträge, indem er mehrere Gedichte verfasste. Er schrieb die beiden Märchen Van den Machandelboom und Van den Fischer und siine Fru und stellte sie den Brüdern Grimm zur Verfügung.

Zur Kunsttheorie trug Runge durch seine Schrift Farbenkugel bei, über die er mit Johann Wolfgang von Goethe korrespondierte.[4] Er schuf das erste drei-dimensionale Farbsystem.

Runge wurde zur Romanfigur in Der Butt von Günter Grass. Mit Clemens Brentano führte Runge einen Briefwechsel, der 1974 als Buch veröffentlicht wurde, herausgegeben von Konrad Feilchenfeldt.
Ehrungen

Sein Geburtshaus in Wolgast ist heute unter der Bezeichnung Rungehaus ein kleines Museum.
Das Grab Runges befindet sich nach seiner Umbettung auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg.
Das Wolgaster Gymnasium wurde am 14. Juli 2001 nach einer Befragung aller Schüler in Runge-Gymnasium Wolgast umbenannt [5]

Werke

Die kleine Perthes

Die Eltern des Künstlers

Die Hülsenbeckschen Kinder, 1805, Hamburger Kunsthalle

Pauline im grünen Kleid, 1805, Hamburger Kunsthalle

Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, 1805, Hamburger Kunsthalle

Der Morgen, 1808, Hamburger Kunsthalle

Drei bedeutende Werke von Runge wurden 1931 beim Großbrand des Münchner Glaspalastes zerstört. In der Hamburger Kunsthalle, wo 1977/78 die Ausstellung Runge und seine Zeit stattfand, befindet sich fast das gesamte erhaltene Werk Runges. Einige seiner Werke sind auch im Besitz des Kulturhistorischen Museums der Stadt Stralsund und im Pommerschen Landesmuseum Greifswald erhalten geblieben. Aus Anlass seines 200. Todestages am 2. Dezember 2010 wurde in der Hamburger Kunsthalle die Ausstellung Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik eröffnet. Anschließend ging die Ausstellung in die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München.

mehrere Selbstporträts (1799, 1802, 1806, 1810)
Vier Tageszeiten
Triumph des Amor (1800)
Die Heimkehr der Söhne (1800)
Kupferstich-Illustrationen zu Ludwig Tiecks Minnelyrik-Edition Minnelieder aus dem schwäbischen Zeitalter (1803)
Quelle und Dichter, (1805)
Die Zeiten (Vier Kupferstichvorlagen, 1803)
Die Lehrstunde der Nachtigall nach einer Ode von Klopstock (1. Fassung 1803, (1931 im Glaspalast verbrannt); 2. Fassung 1805)
Die Mutter und Kind an der Quelle (1804, 1931 verbrannt)
Pauline im grünen Kleid (1805)
Wir Drei (1805; zeigt den Maler, seine Frau und seinen Bruder Daniel, 1931 verbrannt)
Die kleine Perthes (1805)
Die Hülsenbeckschen Kinder (1805/1806)
Die Ruhe auf der Flucht (1805/1808)
Petrus auf dem Meer (1806/1807 bei seiner Familie in Wolgast)
Der kleine Morgen (1808; ein Ausschnitt des Gemäldes erschien auf einer 1977 zu Ehren von Runges 200. Geburtstag von der Deutschen Bundespost herausgegebenen Briefmarke)
Der große Morgen (ab 1808, unvollendet)
Arions Meerfahrt (1809)
Die Gänsemagd
zahlreiche Scherenschnitte

Ausstellungen

1977/1978: Runge in seiner Zeit, Hamburger Kunsthalle
2010: Die Geburt der Romantik in Pommern: Friedrich, Runge, Klinkowström, Pommersches Landesmuseum, Greifswald[6]
2010/2011: Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik, Hamburger Kunsthalle, Hamburg[7] anschließend Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München

Schriften und Briefe

Hinterlassene Schriften. Hrsg. von J. D. Runge. 2 Bände. Hamburg 1840-41 (Bd. 1 enthält Aufsätze zur Kunst und literarische Arbeiten, Bd. 2 den Briefwechsel mit Brentano, Arnim, Goethe und Tieck).
Phillip Otto Runges Briefwechsel mit Goethe. Hrsg. von Hellmuth von Maltzahn. Weimar 1940.
Clemens Brentano - Philipp Otto Runge: Briefwechsel. Hrsg. von Konrad Feilchenfeldt. Frankfurt/M. 1974.
Philipp Otto Runge: Briefe und Schriften. Beck, München 1982. ISBN 3-406-08534-2
Farbenkugel. Konstruktion des Verhältnisses aller Mischungen der Farben zueinander und ihrer vollständigen Affinität; mit Notizen zur Farbe und dem Briefwechsel mit Goethe. Stuttgart-Bad Cannstatt 1999.
Philipp O. Runge, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Von dem Machandelboom - Von dem Fischer un syner Fru. Trier 2008 (textkritische Ausgabe).
Briefe über Kunst. Hrsg. von Peter Betthausen. Leipzig 2010.

Literatur

Markus Bertsch; Regine Gerhardt (Hrsg.): Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik. Ausstellungskatalog. Hirmer, München 2010. ISBN 978-3-7774-3061-4
Gerhard Dallmann: Philipp Otto Runge: ... bleib bewundernd stehen. Romanbiografie. Husum Verlag, Husum 2009. ISBN 978-3-89876-447-6
Curt Grützmacher: Novalis und Philipp Otto Runge : Drei Zentralmotive und ihre Bedeutungssphäre: Die Blume - Das Kind - Das Licht (Dissertation), Eidos Verlag [W. P. Fink], München 1964.
Jens Christian Jensen: Philipp Otto Runge. DuMont, Köln 1977. ISBN 3-7701-0907-4
Peter Kränzle: RUNGE, Philipp Otto. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 996–1011.
Renate Krüger: Aus Morgen und Abend der Tag. Romanbiographie in fünf Bildern. Union, Berlin 1977.
Heinz Matile: Die Farbenlehre Philipp Otto Runges. Ein Beitrag zur Geschichte der Künstlerfarbenlehre. Geleitwort Jörg Traeger. Mäander, Mittenwald 1979. ISBN 3-88219-070-1
Theodor Pyl: Runge, Philipp Otto. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 692–694.
Cornelia Richter (Bearb.): Philipp Otto Runge. Ich weiß eine schöne Blume. Schirmer/Mosel, München 1981. ISBN 3-921375-65-7, Werkverzeichnis der Scherenschnitte
Thomas Sello: Kinder müssen wir werden, wenn wir das Beste erreichen wollen. In: Lichtwark-Heft Nr. 75. Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf, 2010. ISSN 1862-3549.
Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Prestel, München 1975. ISBN 3-7913-0361-9
Jörg Traeger: Runge, Philipp Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 264–267 .
Christoph Vitali (Hrsg.): Ernste Spiele. Der Geist der Romantik in der deutschen Kunst 1790−1990. Oktagon Verlag, Stuttgart 1995.
Stephan Waetzoldt: Das himmlische Kind in Ph. O. Runges „Morgen“. In: Lichtwark Nr. 2. Hrsg. Bezirksamt Bergedorf, Bergedorf, 1950. Siehe jetzt: Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf. ISSN 1862-3549.

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