Meister des Codex Aureus Epternacensis
Gemälde
Codex Aureus Epternacensis, Szene
Codex Aureus Epternacensis, Szene
Das Evangeliar von Echternach (lat. Codex aureus Epternacensis oder auch Codex Gothanus genannt) ist ein Werk der ottonischen Buchmalerei. Das Evangeliar wurde zwischen 1030 und 1050 in der Benediktinerabtei von Echternach geschaffen. Heute wird es in der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg aufbewahrt.[1]
Beschreibung
Der sehr reich ausgestattete Codex ist auf Kalbspergament geschrieben und besteht aus 136 Blättern der Größe 445 × 310 mm. Er enthält die vier Evangelien und ist in lateinischer Sprache verfasst. Der Text ist durchgehend in goldenen Minuskeln geschrieben. Der Auftraggeber für dieses Buch könnte Abt Humbert von Echternach (* 1028; † 1051) gewesen sein.
Ausstattung
Die Handschrift ist mit über 60 Prunk- und Zierseiten, 16 ganzseitigen Miniaturen, 4 Evangelistenbildern, 10 Kanontafeln, 9 ganzseitigen und 16 halbseitigen und 503 kleineren Initialen ausgestattet.
Einband
Codex aureus - Buchdeckel
Der prachtvoll ausgestattete ursprüngliche Einband entstand vermutlich zwischen den Jahren 985 und 991 in Trier und wurde in den für den Erzbischof Egbert von Trier arbeitenden Werkstätten angefertigt. Dieser Einband war eine Stiftung von Kaiserin Theophanu und ihrem Sohn Otto III. Der bis dahin ohne festen Buchblock verbliebene Prachteinband wurde wohl schon bald nach der Weihe der Echternacher Klostergebäude am 19. Oktober 1031 mit den Pergamentseiten des Echternacher Evangeliars verbunden.
Der 43,5 cm hohe vordere Golddeckel des Einbandes ist mit Edelsteinen, Perlen, Filigran, kleinen Email-Täfelchen und flach getriebenen Goldreliefs verziert. Er trägt in seiner Mitte eine Elfenbeintafel eines Echternacher Meisters, das eine Kreuzigungsszene zeigt. Die Elfenbeintafel wird von einem inneren und einem äußeren Rahmen umgeben, die im Wechsel mit Emailtäfelchen, steinbesetzten Filigranplätchen und Almandinherzen besetzt sind. Vier gerade und vier schmalere Diagonalstreifen verbinden die beiden Rahmen und teilen die Goldfläche in acht Felder. Die Goldreliefs zeigen oben und unten die vier personifizierten Paradiesflüsse mit den ihnen zugeordneten Evangelistensymbolen; links und rechts die Stifter begleitet von den Heiligen Maria, dem Apostel Petrus als ältesten Schutzpatron der Echternacher Abtei, dem heilige Willibrord als Gründer des Klosters Echternach, den Ordensgründer der Benediktiner Benedikt, den Missionar und Schüler Willibrords Bonifatius sowie den Missionar Liudger. Die im Zentrum des Buchdeckels angebrachte Elfenbeintafel ist 19,2 × 11,8 mm groß und zeigt die Kreuzigung Christi mit Longinus. Sie wurde wohl zwischen 985 und 987 angefertigt.
Der Rücken des Einbandes ist mit grünem Seidenstoff, der hintere Buchdeckel mit einem früher rötlichen, heute aber verblassten, Seidenstoff bezogen. Zusätzlich sind auf dem hinteren Buchdeckel vergoldete Kupferbeschläge angebracht. Ursprünglich besaß der Einband zwei Silberschließen, von denen heute nur noch eine erhalten ist.
Der Prachteinband wurde im Jahr 1955 von der Handschrift getrennt und befindet sich ebenfalls im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.[2] In den Jahren 1962/63 wurde der Pergament-Buchblock neu eingebunden und hat seitdem einen Holzdeckeleinband, der mit Ziegenleder bezogen ist und mit zwei Schließen verschlossen wird.
Geschichte
Geschaffen wurde der Codex zum Gebrauch im Echternacher Kloster und befand sich dort bis zur Französischen Revolution.
Nach Schließung des Klosters um 1795/1796 gelangte das Buch über Mainz nach Erfurt. Im Jahr 1801 kaufte Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg den Codex. Die Handschrift wurde Teil der Bibliothek auf Schloss Friedenstein in Gotha. Im Zuge der Auseinandersetzungen um die Fürstenenteignung ging das Eigentum 1928 auf die Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha’sche Stiftung für Kunst und Wissenschaft über. Das Evangeliar gehört zu den Kunstwerken, die 1945 von der herzoglichen Familie nach Coburg geschafft wurden.[3]
Am 9. Mai 1955 verkaufte das Haus Coburg-Gotha es aus finanziellen Gründen an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg für 1,1 Mio. DM.
Literatur
Faksimile
Rainer Kahsnitz (Hrsg.): Das Goldene Evangelienbuch von Echternach. Faksimile-Ausgabe der Handschrift 156142 aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. (2 Bände) Frankfurt am Main & Stuttgart 1982.
Sekundärliteratur
Peter Metz: Das Goldene Evangelienbuch von Echternach im Germanischen National-Museum zu Nürnberg. München 1956.
Egon Verheyen: Das goldene Evangelienbuch von Echternach (= Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg zur deutschen Kunst- und Kulturgeschichte. Band 22). München 1963.
Rainer Kahsnitz, Ursula Mende, Elisabeth Rücker (Hrsg.): Das goldene Evangelienbuch von Echternach. Eine Prunkhandschrift des 11. Jahrhunderts. (anlässlich der Ausstellung Codex Aureus Epternacensis, das goldene Evangelienbuch von Echternach, eine mittelalterliche Handschrift und ihr Faksimile im Theodor-Heuss-Bau des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg vom 10. Juli bis 29. August 1982) Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-10-757813-4.
Hardo Hilg: Die Handschriften des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg. Die lateinischen mittelalterlichen Handschriften: Teil 2. Hs. 22922-198390, Anhang. Wiesbaden 1986, ISBN 3-447-02600-6, S. 123–126.
Denise Collard-Lommel: Codex Aureus Epternacensis - Bilder erschließen die Bibel. Echternach, 2003.
Katharina Bierbrauer: Codex Aureus Epternacensis. In: Lexikon des Mittelalters, Band 2, München 2003, ISBN 3-423-59057-2, Sp. 2200-2201.
Anja Grebe: Codex Aureus. Das goldene Evangelienbuch von Echternach. Offizieller Katalog zur Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum vom 22. November 2007 bis 24. Februar 2008. Darmstadt 2007 (Sonderausgabe 2011, verkleinerter Nachdruck der 2. Aufl. 2008, ISBN 978-3-89678-724-8).
Anmerkungen
Sign. Hs. 156 142.
Sign. KG 1138.
Anke Dörrzapf: Hoheit liessen einpacken. plan17.de
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