Kurt Absolon
Kurt Absolon (* 28. Februar 1925 in Wien; † 26. April 1958 in Wulkaprodersdorf) war ein österreichischer Maler und Grafiker.
Leben
Kurt Absolon wurde am 28. Februar 1925 in Wien geboren. Sein Vater Vinzenz Humbert Absolon arbeitete als Privatangestellter und verfasste nebenbei Theaterstücke. Die Mutter Hermine, geborene Wasinger, war Hausfrau. Absolon wuchs mit drei Schwestern und einem älteren Bruder auf. Die Familie wohnte in der Tivoligasse 30/12, Wien XII. Nach der Matura an der Oberschule wurde Absolon von 1943 bis 1945 ins Militär einberufen und erlitt mehrere Verwundungen.
Absolon studierte von 1945 bis 1949 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Robin Christian Andersen. Parallel besuchte er den Abendakt bei Herbert Boeckl und den Freskokurs bei Albert Paris Gütersloh. Im Juni 1948 erfolgte auf Initiative der amerikanischen Besatzer ein von der Harvard Universität organisierter Aufenthalt auf Schloss Leopoldskron bei Salzburg, wo Absolon Curt Wiespointner kennen lernte.
Künstliches Paradies, 1951, Öl auf Papier, 55 × 75,5 cm
1950 wurde Absolon Mitglied der informellen „Gruppe 50“ rund um den Kreis von Hans Weigel im Cafè Raimund in Wien I. Er erfuhr eine starke Beeinflussung seiner zeichnerischen Arbeiten durch literarische Anregungen. Es entstanden die Zyklen Jardin du Mal, Pierrot, Kain, Hiob und Don Quixote. Um seine Existenz zu sichern, arbeitete Absolon als Hilfsarbeiter beim Wiederaufbau des Wiener Westbahnhofs, bei der Unilever AG, bei der Tischlerei Nowaks Witwe, beim Verlag Hanke & Cösngei sowie als Bote bei der Photochemigraphischen Kunstanstalt Patzelt & Co. Im April 1952 nahm er Aufenthalt in Bad Gleichenberg in der Steiermark. Von Mai bis Juni hatte er seine erste Ausstellung gemeinsam mit Claus Pack im Wiener Konzerthaus. Am 30. Mai 1952 heiratete er Adele Kitzweger. Am 10. Juli 1952 erfolgte der Umzug in ein Wohnatelier in der Steinbauergasse 36/20/15 in Wien XII. Das Ehepaar lebte hauptsächlich vom Verdienst der Frau, die als Buchhalterin im Stahlbauunternehmen Waagner-Biro arbeitete. Es entstanden die Zyklen Cœur Volé nach dem französischen Dichter Arthur Rimbaud und Aphorismen. Weiters schuf er Illustrationen zu den Marmorklippen des Schriftstellers Ernst Jünger, die dieser ablehnte, weil er sich Zeichnungen von Alfred Kubin erhoffte, sowie Ölmalereien auf Papier unter dem Einfluss von Henri Matisse.
Hiob, da kam mich Furcht und Zittern an, 1951, Feder in Tusche und Aquarell auf Papier, 39 × 56,5 cm
Der hohe Turm der Angst, 1951, Feder in Tusche und Aquarell auf Papier, 43 × 30 cm
1953 veröffentlichte Absolon seinen kunsttheoretischen Aufsatz Originalität, Radikalität, Individualität in Hans Weigels Stimmen der Gegenwart. Im gleichen Jahr lehnte er eine Mitgliedschaft im Art Club ab. Auf Anregung von Kurt Moldovan bewarb sich Absolon um ein Stipendium für einen Aufenthalt in Frankreich. Es entstanden die Zyklen Schatten, Zwischenräume und Ecce Homo. 1953 bis 1954 erfolgte seine Wiederaufnahme des Abendaktes bei Herbert Boeckl an der Akademie der bildenden Künste Wien. Im Sommer 1954 gewann Absolon mit seiner lavierten Tuschezeichnung Stillleben mit Fischen den 3. Österreichischen Graphik-Wettbewerb im Tiroler Kunstpavillon. Es entstanden die Zyklen Der alte Mann und das Meer nach dem amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway und Sodom und Gomorrha. 1955 erhielt Absolon den Theodor-Körner-Stiftungspreis. Es entstanden Zeichnungen von Wiener Stadtansichten. Von Juli bis August 1955 beteiligte er sich an der Ausstellung „Meistergraphik in Österreich“ im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis in Bregenz. Von August bis September 1955 hielt er sich in Alpbach in Tirol auf, wo er am Europäischen Forum Alpbach teilnahm. Im Oktober 1955 wurde ein Stillleben in Aquarell durch das Kulturamt der Stadt Wien aufgekauft. Im Wintersemester 1955/56 studierte er Wandmalerei bei Albert Paris Gütersloh an der Akademie der bildenden Künste Wien. 1956 führte er das Sgraffito „Raben“ aus an der Hausfassade in der Troststraße 18, Wien X. Es ergab sich eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Druckgrafik. Angeregt durch den Volksaufstand in Ungarn entstanden Zeichnungen und eine Farblithografie. Illustrationen zu Martin Bubers Chassidische Erzählungen. Am 16. Oktober 1956 erhielt er den Förderungspreis der Stadt Wien. Im Dezember des gleichen Jahres wurden drei seiner Zeichnungen durch das Kulturamt der Stadt Wien aufgekauft. Beim 6. Österreichischen Graphik-Wettbewerb 1957 im Tiroler Kunstpavillon erhielt Absolon den Preis des Instituts zur Förderung der Künste in Österreich. Es entstanden zahlreiche Zeichnungen der schwangeren und stillenden Ehefrau. Am 19. März 1957 wurde seine Tochter Iris Maria geboren.
Er fertigte Glasfensterentwürfe für die Pfarre Neuerdberg Don Bosco in Wien III, von denen ein Fenster ausgeführt wurde. 1957 reiste er als Stipendiat des Instituts zur Förderung der Künste in Wien nach Paris und Arles. Es entstanden Stadtansichten und Darstellungen von Stierkämpfen, ein Zyklus zur Passion Christi sowie Illustrationen für die 1960 erschienene Publikation Carnuntum, Geist und Fleisch von Herbert Eisenreich. Im November 1957 feierte Absolon seine erste Einzelausstellung in der renommierten Galerie Würthle in Wien.
Im März 1958 wurde Absolon vom Künstler und Filmemacher Kurt Steinwendner (Curt Stenvert) beauftragt, Zeichnungen für seinen Film über die Impressionisten zu machen. Auch fertigte er den Entwurf für einen Gipsschnitt an der Orgelempore in der Pfarre Maria Lourdes in Wien XII, der posthum ausgeführt wurde. Am 24. April 1958 fuhr Absolon auf Einladung eines Freundes für einen Tagesausflug in den Steinbruch in St. Margarethen im Burgenland. Auf der Rückfahrt nach Wien kam es zu einem Zusammenstoß mit einem LKW. Absolon wurde als Beifahrer aus dem Auto geschleudert und erlag am 26. April 1958 seinen schweren Verletzungen. Am 2. Mai 1958 wurde er in einem Ehrengrab der Stadt Wien am Südwestfriedhof in Wien XII beigesetzt (Gruppe 34, Reihe 10, Nummer 40).
Nachleben
Am 16. Mai 1958 legte Adele Absolon ein Werkverzeichnis an. Die mit rotem Farbstift vorgenommene Nummerierung der Blätter (1 bis 708) stammten von ihr, ebenso die verbale Bezeichnung der Blätter. 1962 wurden posthum vier Zeichnungen von Absolon in der von Milo Dor herausgegebenen Publikation Die Verbannten. Eine Anthologie publiziert. Ein Jahr später wurden zwanzig Zeichnungen von Absolon in der von Hertha Kräftner und Otto Breicha publizierten Schrift Warum hier? Warum heute? Gedichte, Skizzen, Tagebücher veröffentlicht. 1966 wurden fünf Zeichnungen von Absolon in der von Otto Breicha herausgegebenen Jahresschrift Protokolle 66 publiziert. 1967 fand in der Albertina die erste große Retrospektive von Absolon mit rund 185 Papierarbeiten statt. Im Rahmen des Steirischen Herbst ’73 fand eine Wanderausstellung zu Absolon in Graz, Eisenstadt, Bregenz, Wien, Innsbruck und Klagenfurt statt. 1977 entstand zu Ehren des Künstlers der Kurt-Absolon-Weg in Donaustadt, Wien XXII. 1990 fand auf Initiative von Otto Breicha im Historischen Museum der Stadt Wien (heute Wien Museum) die bis dahin umfangreichste Schau zu Ehren von Absolon statt. 1991 fand eine große Ausstellung zu Ehren Absolons im Museum der Moderne Rupertinum in Salzburg statt.
Matador, 1957, Feder in Tusche auf Papier, 32 × 44 cm
Bedeutung
Kurt Absolon schuf hauptsächlich Malereien, Zeichnungen und Druckgrafiken, daneben betätigte er sich Entwerfer für sakrale Glasfenster, Gipsschnitte und Sgraffiti im öffentlichen Raum. Durch seinen Kontakt zu Literaten um Hans Weigel entstanden Buchillustrationen. Seine hochsensitiven Zeichnungen erscheinen vielfach wie Traumvisionen. Während seiner Aufenthalte in Tirol entstanden Landschaftszeichnungen, in Frankreich Stadtansichten und Stierkampfdarstellungen. Abseits von avantgardistischen Kunstströmungen wie Expressionismus, Kubismus, Surrealismus und Informelle Kunst entwickelte Absolon eine individuelle Formensprache, die sich dem existenzialistischen Dasein des Menschen widmete. Als Maler und Grafiker schuf Absolon poetische Traumwelten in virtuosen Tusche- und Aquarellzeichnungen, expressiven Ölbildern und Druckgrafiken.'\
Werke (Auswahl)
Vorstadtlandschaft, 1951, Öl auf Papier, 54,8 × 74,8 cm, Mumok
Stillleben, 1956, Öl auf Leinwand, 59 × 55,5 cm, Artothek des Bundes
Raben, 1956, Sgraffito, Trostraße 18, Wien X
Stierschädel und zwei Raubtierschädel, 1956, Öl auf Leinwand, 56,5 × 45,5 cm, Museum der Moderne Salzburg
Stillleben mit Früchten, 1955, Feder in Tusche und Aquarell auf Papier, 32,5 × 45 cm, Wien Museum
Angriff des Tanks, 1956, Feder in Tusche laviert und Aquarell auf Papier, 31,5 × 48,5 cm, Albertina
Schmerz, 1957, Feder in Tusche laviert auf Papier, 32,5 × 47,5 cm, Lentos Kunstmuseum Linz
Stierschädel, 1956, Aquatinta-Radierung, 25,1 × 35 cm, Albertina
Flüchtlinge, 1956, Lithografie, 48 × 65 cm, Neue Galerie Graz
Raben, 1956, Sgraffito, Troststraße 18, Wien X
Glasfenster, 1958, Pfarre Neuerdberg Don Bosco, Wien III
Gipsschnitt, 1958, Pfarre Maria Lourdes, Wien XII
Literatur
Felix Czeike (Hrsg.): Absolon Kurt. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 8 .
Otto Breicha: Kurt Absolon 1925–1958. „Der Zeichner mit der Grasharfe“. Graz 1989.
Otto Breicha (Hrsg): Absolon 1925–1958. Zeichnungen und Aquarelle. Ausstellungskatalog Kulturhaus Graz, 15.11.–7.12.1973.
Kurt Absolon Wien 1925–1958. Ausstellungskatalog Galerie Welz, Salzburg 20.3.–21.4.1968.
Kurt Absolon 1925–1958. Zeichnungen und Aquarelle. Ausstellungskatalog Albertina, Wien 26.4.–11.6.1967.
Kurt Absolon. Ausstellungskatalog Galerie Würthle, Wien 14.11.–2.12.1961.
Herbert Eisenreich: Carnuntum. Geist und Fleisch. Wien 1960.
Weblinks
Kurt Absolon
Literatur von und über Kurt Absolon im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Eintrag zu Kurt Absolon im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
Eintrag zu Kurt Absolon auf Wien Geschichte Wiki
Kurt Absolon bei artnet
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