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Julie Gräfin Egloffstein (* 12. September 1792 in Erlangen; † 16. Januar 1869 in Marienrode) war Hofdame, Malerin und Zeichnerin.

Leben

Julie Gräfin Egloffstein stammt aus dem fränkischen Adelsgeschlecht der von Egloffstein[1]. Die Ehe ihrer Mutter Henriette Gräfin von Egloffstein (1773–1864) verlief unglücklich. Die Mutter ließ sich 1803 scheiden. Henriette Gräfin von Egloffstein lernte schon 1795 Johann Wolfgang von Goethe kennen und zog mit ihren fünf Kindern 1799 nach Weimar, wo bereits ein Teil der Egloffsteinschen Großfamilie lebte und in herzoglichen Diensten stand.

Ihre ältere Schwester Caroline (1789–1868) wurde Hofdame bei Erbherzogin Anna Amalia, sie Hofdame bei der Großherzogin Luise. In dieser Zeit verkehrten beide Töchter oft im Hause Goethes, der besonders Julie liebte und ihr Gedichte widmete. Auch der Staatskanzler Friedrich Müller sah sie oft und förderte sie. Unter der Teilnahme von Goethe, der als Geheimer Rat die Oberaufsicht über die Fürstliche freie Zeichenschule in Weimar führte, entwickelte sich Julie Gräfin Egloffstein zu einer beachteten Malerin. Ihre Ausbildung erhielt sie unter anderem von Georg Friedrich Kersting in Meißen und um 1840 von Karl Ferdinand Sohn an der Malerschule in Düsseldorf.[2]

Julie reiste viel im In- und Ausland, wo sie in städtischen Kreisen wegen ihrer Schönheit und ihres künstlerischen Talentes bewundert wurde. Egloffstein wurde immer wieder besucht und blieb bis zu ihrem Lebensende die eigentliche Heimat. Nachdem ihre Mutter 1804 Carl von Beaulieu-Marconnay geheiratet hatte, der 1815 das Amt des Oberforstmeisters in Hildesheim annahm, wurde das Klostergut Marienrode ihr Zuhause. 1826 malte sie Goethe nach mehreren Studiensitzungen in zwei großen Ölbildern. Bis 1829 malte sie Mitglieder der Herzogsfamilie in Weimar, den bayerischen König Ludwig I. und Königin Therese. 1829 reiste sie zu Studienzwecken nach Italien, wurde schnell Teil der deutschen Künstlerkolonie in Rom und zum Ehrenmitglied der römischen Accademia di S. Luca ernannt.

1832 kehrte Julie Gräfin Egloffstein von Italien nach Weimar zurück. Der Höhepunkt ihres Schaffens war in den folgenden Jahren. Gegen Ende ihres Lebens fiel ihr das Malen immer schwerer, sie war von einem schweren körperlichen Leiden gezeichnet. Die Miniatur 'Bildnis Frau Colditz', zu Weihnachten 1856 den beiden Töchtern der Maria Margareta Colditz geschenkt, gilt als ihr letztes Werk. [3] Julie Gräfin Egloffstein starb am 16. Januar 1869 unverheiratet in Marienrode bei Hildesheim.


Bedeutung

Zu ihrem 200. Geburtstag 1992 zeigten das Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim und das Goethe-Nationalmuseum in Weimar eine Ausstellung der Werke von Julie Gräfin Egloffstein. In der Burg Egloffstein ist ihr zu Ehren ein Zimmer mit Staffelei und Zeichnungen eingerichtet.


Anekdoten

Goethe, von der etwas frommen Julie von Egloffstein gefragt, ob er denn auch zuweilen in der Bibel lese, antwortete lächelnd: „O ja, meine Tochter, aber anders als ihr“. (F. Wehl: Letzte Lebensjahre)
„Schade, dass Sie Hofdame waren, Sie würden sonst eine große Malerin geworden sein.“ (Ludwig I. von Bayern in einem Brief an sie)

Werke (Auswahl)

Eine genaue Übersicht der Werke findet sich bei Boetzkes,[4] hier eine Auswahl:

„Hagar und Ismael in der Wüste“,
„Die Aussetzung Moses“,
„Italienisches Volksleben“

Literatur

Carl Freiherr von Beaulieu-Marconnay: Egloffstein, Henriette, Freiin v. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 682 f. (dort erwähnt)
Neue Deutsche Biographie, Bd. 4, S. 340
Thieme-Becker, Bd. 10, S. 384
Hiltrud Schroeder (Hrsg.): Sophie & Co. Bedeutende Frauen Hannovers. Biographische Portraits, Hannover: Fackelträger-Verlag, 1991, ISBN 3-7716-1521-6, S. 231
Goethes glückliche Zeichnerin? Das unvollendete Künstlerleben der Julie Gräfin von Egloffstein, Ausstellungskatalog, 1992
Manfred Boetzkes (Hrsg.): Goethes glückliche Zeichnerin? Das unvollendete Künstlerleben der Julie von Egloffstein (1792–1869). Ausstellungskatalog Hildesheim Roemer-Museum, Hildesheim 1992.
Karl Sitzmann: Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken. Kulmbach 1957, S.134.
Hugo Thielen: Egloffstein, Julie Gräfin von, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 105; online über Google-Bücher
Hugo Thielen: Egloffstein, Julie Gräfin v., in: Stadtlexikon Hannover, S. 147

Einzelnachweise
Siehe auch Liste fränkischer Rittergeschlechter
Künstler und Künstlerinnen der Düsseldorfer Malerschule (Auswahl, Stand: November 2016): Egloffstein, Julie von, um 1840 PU (Privatunterricht) Carl Ferdinand Sohn. (PDF), auf smkp.de, abgerufen am 15. Mai 2017
Manfred Boetzkes (Hrsg.): Goethes glückliche Zeichnerin? Das unvollendete Künstlerleben der Julie von Egloffstein (1792–1869). S. 173.
Manfred Boetzkes (Hrsg.): Goethes glückliche Zeichnerin? Das unvollendete Künstlerleben der Julie von Egloffstein (1792–1869).

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