Honoré Daumier
Gemälde
The Danger Of Wearing Hoop-skirts
Der Müller, sein Sohn und der Esel
Don Quichotte und Sancho Pansa
Ein junger Künstler erhält Ratschläge
Sancho Pansa und Don Quichotte im Gebirge
Szene aus einer Komödie von Molière
Zeichnungen
Grafiken
»Wenn es nur nicht zwölf Diebstähle wären!«
»Wovon haben Sie in der fraglichen Zeit gelebt?
Alles vorhanden, nur kein Vorschuß
Auf- und Abstieg der Gerechtigkeit
Bedaure, ich bin im Verein gegen Bettelei.
Blick aus der Kellerwohnung in die Oberwelt
Erst in zwei Instanzen verloren...
Haust du meinen, hau ich deinen!
Ich habe noch fünfzehn Pfennig.
Ich habe noch niemanden Hungers sterben sehen!
Ich nehme nur kinderlose Mieter
Je kleiner die Praxis, desto wilder die Praktik
Man trinkt, weil man sich langweilt
Mit 87 Jahren im Ausnahmegericht
Nur der Schnaps hält den Menschen zusammen
Sie haben Ihren Prozeß verloren...
Was heißt hier Mitmensch? Das ist mein Hausmann!
Honoré Daumier (* 26. Februar 1808 in Marseille; † 10. Februar 1879 in Valmondois, Val-d’Oise) war ein französischer Maler, Bildhauer, Grafiker und Karikaturist. Er ist ein wichtiger Vertreter des Realismus. Bedeutend sind seine politischen und sozialkritischen Karikaturen.
Künstlerisches Schaffen
Seit 1831/32 fertigte Daumier Lithografien für die satirischen Zeitschriften „La Caricature“ und „Le Charivari“. Als Vorlagen für Zeichnungen bekannter Zeitgenossen wie Politiker oder Journalisten, die in „La Caricature“ erschienen, modellierte er eine Vielzahl von kleinen Portraitplastiken. Für seine überspitzte satirische Bezeichnung des Königs Louis Philippe als Gargantua – ein unersättlicher Fresser und Säufer (Romanfigur von François Rabelais) – wurde er im Jahr 1832 zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten verurteilt. Weniger bekannt wurde Daumiers Malerei, in der er sich auch literarischen Themen und der sozialkritisch motivierten Darstellung des einfachen Volks zuwandte. Etwa ab 1848 hielt er engen Kontakt zur realistischen Schule von Barbizon. Im Alter erblindet, starb er verarmt. 1880 wurde jedoch sein Leichnam nach Paris überführt und auf dem Friedhof Père Lachaise feierlich bestattet.
Typisch für Daumiers Malerei ist ein starker Hell-dunkel-Kontrast und die Verwendung einer deutlich betonten zeichnerischen Umrisslinie. Der Umfang seines grafischen Werks umfasst mehr als 4000 Lithografien und über 1000 Holzschnitte. In der charakteristischen Zeichnung lächerlicher und tragischer Persönlichkeitsprofile erreichen seine Karikaturen überzeitliche Allgemeingültigkeit.
Charakterisierung der Karikaturen
Daumier machte sich zuerst einen Namen durch die von ihm im „Charivari“ erschienene Serie „Robert Macaire“. Seine Darstellungen haben die possierlichen und lächerlichen Szenen und Vorfälle des Tags, Albernheiten an merkwürdigen Leuten, die Kehrseiten von großen Dingen, Modetorheiten zum Gegenstand. Die komische Seite des gemeinen Spießbürgerlebens und das Lächerliche der individuellen Natur wusste Daumier scharf und kräftig, ja sogar oft brutal darzustellen (z.B. in der Figur des Ratapoil). Bemerkenswert sind in dieser Beziehung: „Les Bons bourgeois“, „Pastorales“, „Locataires et propriétaires“, „Les papas“, „Les beaux jours de la vie“ und seine „Représentants représentés“, eine Sammlung Karikaturporträts von etwa 100 Repräsentanten der Konstituante und Legislative, sowie auch seine „Idylles parlementaires“, Meisterstücke des politisch-satirischen Witzes, welche an die beste Zeit der griechischen Komödie erinnern. Die beiden letzteren sind Früchte der 48er-Revolution.
Daumiers Karikaturen beschäftigen sich auch mit dem Zusammenhang von Bürgertum und Antike: während in Frankreich der Klassizismus seit Ludwig XIV. ein kulturelles Herrschaftsprogramm war, wurde er nach der Französischen Revolution zunächst von den Revolutionsführern, dann aber von den eigentlichen Gewinnern der Revolution, dem Bürgertum, genutzt. Diese Vereinnahmung der antiken Ikonografie durch die Bourgeoisie macht Daumier lächerlich: er zieht dem Kleinbürgertum die falschen Masken ab und zeigt sie in erbärmlichen Alltagsszenen. So erstellt er eine „Mythologie des Alltags“ in kleinen Studien der Physiognomie und des Charakters seiner Mitmenschen. In seiner Karikatur Das Lächeln der Auguren knüpft er an einen Ausspruch Catos an, der meinte, die Auguren müssten lächeln, wenn sie sich begegnen, da sie zu viel wüssten. Daumier hierzu: die Industriebarone wissen ebenso viel – aber sie lächeln nicht, wenn sie sich begegnen.
Bilder / Gemälde
Das Wandern 1847-50, Öl auf Holz, 32,6 × 24,8 cm, National Gallery of Art, Washington, D.C.
Die Wäscherin c. 1850-1853, Öl auf Leinwand, 130 × 98 cm, Eremitage, St. Petersburg
Der Druck-Sammler 1857-1863, Öl auf der Tafel, The Art Institute of Chicago
Das Drama, gegen 1860, Öl auf Leinwand, 97,5 × 90,4 cm, München, Neue Pinakothek
Wäscherin auf dem Quai d'Anjou c. 1860, Öl auf der Holztafel, Albright-Knox Art Gallery, Buffalo, NY
Don Quixote und der tote Maulesel 1867, 132,5 × 54,5 cm, Musée d’Orsay, Paris
Drittklassig Carraige 1863-1865, Öl auf Leinwand, 65,4 × 90,2 cm, The Metropolitan Museum of Art, New York
Ein Wagen der Dritten Klasse c. 1862-1864, Öl auf Leinwand, Museum of Fine Arts, Ottawa, Canada
Scapin c. 1863-1865, Öl auf Holz, Musée d'Orsay, Paris
Schachspieler c. 1863-1867, Öl auf der Tafel, Musée du Petit Palais, Paris
Don Quixote und Sancho Pansa c. 1865-1870, Öl auf Leinwand, Neue Pinakothek, München
Zwei Weltkriege bewirkten, dass eine große Zahl von Daumiers Gemälden verloren gingen oder gestohlen wurden.[1]
Werkverzeichnis sämtlicher Daumier-Gemälde
Seit April 2011 existiert ein Internet-Zugang zu allen bekannten Ölgemälden von Daumier mit in die Tiefe gehenden Forschungsergebnissen, Provenienzangaben, Ausstellungen, Publikationen und zahlreichen Suchfunktionen.[2]
Plastik
Ratapoil im Städel in Frankfurt am Main
36 erhaltene Prominentenportaits (Terrakottabüsten – 1832/35, Musée d’Orsay, Paris)[3] Von den insgesamt 40 Terrakottabüsten sind nicht alle erhalten geblieben.
Grafische Zyklen
Daumier Grafik / Karikaturen: Beispiele zu den Themen Tiere, Sport, Musik, Frühling, Karneval, Masken, Kostüme, Jagd, Feiern und Feste, Theater, Wein, Schule, Sommer, Juristen Schiffe, Boote Bücher, Zeitungen
Einige Karikaturen
Antoine-Maurice-Apollinaire d'Argout (1782-1858), Minister und Peer von Frankreich 1832. Farbiger Ton. Musée d'Orsay, Paris, France.
André-Marie-Jean-Jacques Dupin, auch Genannt Dupin der Ältere (1783-1865), Abgeordneter, Rechtsanwalt, Akademiemitglied 1832. Farbiger Ton. Musée d'Orsay, Paris, France
Charles Philipon (1800-1861), Journalist und Direktor der Zeitschrift-Karikatur und Katzenmusik C.1833. Farbiger Ton. Musée d'Orsay, Paris, France
Charles-Léonard Gallois (1774-1851), Publicitymanager und Historiker, Republikaner 1833? Farbiger Ton. Musée d'Orsay, Paris, France.
Jacques Lefévre (1777-1856), Bankier und Abgeordneter 1833. Farbiger Ton. Musée d'Orsay, Paris, France.
Historie ancienne (Kolorierte Lithografien zu antiken Sagenstoffen; erschienen 1841-1843 in der Pariser Zeitschrift „Charivari“)
Weitere Werke
Armes Frankreich... der Stamm ist vom Blitz getroffen, aber die Wurzeln halten gut, Lithografie, 23 × 19
Chinesische Würdenträger wachen über das Wohl des Reiches (aus Charivari), Dezember 1859, Lithografie
Crispin und Scapin, um 1858–1860, Leinwand, 60 × 82, Paris, Musée National du Louvre
Der Kupferstich-Liebhaber, um 1857–1860, Leinwand, 41 × 33, Paris, Petit Palais
Der Grafiksammler, 1860, Paris
Der Maler vor der Staffelei, um 1865–1868, Holz, 33 × 26, Washington D.C., Phillips Collection
Die Auswanderer, um 1848–1849, Leinwand, 38 × 69
Die Republik, 1848, Leinwand, 73 × 60, Paris, Musée National du Louvre
Die Suppe, 1853, aquarellierte Tuschzeichnung, 28 × 40, Paris, Musée National du Louvre
Don Quichotte und Sancho Pansa, um 1868, Leinwand, 51 × 32, München, Neue Pinakothek
Drama, um 1856–1860, Leinwand, 97 × 89, München, Neue Pinakothek
Mutter mit Kind, um 1865–1870, Leinwand, 40 × 33, Zürich, Sammlung Emil Georg Bührle
Klatsch, Museum Mesdag, Den Haag
Literatur
Robert Jordan: Modelle - Masken - Menschen. Biographischer Roman über Honoré Daumier. Petermänken-Verlag Schwerin 1956
H. Schwarz: Daumier, Gill et Nadar. In: Gazette des Beaux-Arts. Jg. 99, XLIX, 1957, S. 89ff.
Jean Cherpin: Autour de la première exposition des peintures de Daumier. In: Gazette des Beaux-Arts. Jg. 100, LI, 1958, S. 329ff.
(Cillie) Cäcilia Rentmeister: Honoré Daumier und das Häßliche Geschlecht. Frauenbewegung in der Karikatur des 19. Jahrhunderts. In: Honoré Daumier und die ungelösten Probleme der bürgerlichen Gesellschaft. Berlin 1974 (s.o.). Als Volltext bei www.cillie-rentmeister.de
Honoré Daumier und die ungelösten Probleme der bürgerlichen Gesellschaft. Katalog der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK), Berlin 1974, Stuttgart (Württembergischer Kunstverein) 1975, Graz/Österreich (Kulturhaus) 1977.
Jürg Albrecht: Honoré Daumier. Rowohlt, Reinbek 1984, ISBN 3-499-50326-3 (Rowohlts Monographien, 326)
Mathias Arnold:Honoré Daumier - Leben und Werk. Belser Verlag, Stuttgart/Zürich 1987, ISBN 3-7630-1927-8.
Matthias Recke (Hrsg.), Katalog zur Ausstellung „Wahre Helden? – Daumier und die Antike“, AKAMAS 1, Norderstedt 2007, ISBN 978-3-8334-8028-7.
Michael Brunner et al. (Hrsg.): Géricault, Delacroix, Daumier und Zeitgenossen. Französische Lithographien und Zeichnungen. bearb. von Karin Althaus, Michael Mohr und Götz J. Pfeiffer, Imhof-Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-403-5.
Daumier und sein Paris. Kunst und Technik einer Metropole. Hrsg. von Roger Münch und Matthias Winzen in Zusammenarbeit mit der Honoré Daumier-Gesellschaft. Kehrer Verlag, Heidelberg/Berlin 2010, ISBN 978-3-86828-180-4.
Monsieur Daumier, Ihre Serie ist reizvoll. Die Stiftung Kames. Ausstellungskatalog Staatliche Graphische Sammlung München, Berlin/München: Deutscher Kunstverlag 2012, ISBN 978-3-422-07175-9.
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