Gerard ter Borch d. J.
Gemälde
A Woman playing a Theorbo to Two Men
Portrait of Hermanna van der Cruis
The Ratification of the Treaty of Münster
Officer Writing a Letter, with a Trumpeter
Dame, die sich die Hände wäscht
Porträt des Conde de Peñaranda
Porträt des Godard van Reede van Nederhorst
Zeichnungen
Das Rathaus und Markt zu Haarlem
Gerard ter Borch (der Jüngere), auch Gerard Terborch (* um 1617 in Zwolle; † 8. Dezember 1681 in Deventer), war ein holländischer Maler und Zeichner.
Leben
Gerard ter Borch gilt als einer der Hauptmeister des holländischen Genrebildes. Seine erste Ausbildung als Zeichner erhielt er von seinem Vater Gerard ter Borch d. Ä.. Erste Werke, die der Vater sorgfältig aufbewahrte, stammen aus dem Jahr 1625 und sind noch heute erhalten. Diese zeigen Genreszenen und vor allem Landschaften aus der Umgebung von Zwolle.
Gegen 1632 ist er erstmals in Amsterdam nachzuweisen. 1633 ging er nach Haarlem wo ihn sein Vater, aufgrund seines Interesses für die Natur, beim Landschaftsmaler Pieter de Molyn in die Lehre gab. Schon zwei Jahre später erhielt er das Meisterrecht und durfte seine Bilder signieren. So stammt das früheste von ihm bekannte Werk auch aus dem Jahr 1635. Noch im Sommer des gleichen Jahres begab er sich nach London, wo sein Onkel Robert van Voerst (* 1597; † 1635 oder 1636) erfolgreich als Kupferstecher tätig war. Dort kam er in Kontakt zu Anthonis van Dyck. Gegen 1636 kehrte er für kurze Zeit nach Zwolle zurück, von wo aus er Studienreisen nach Italien und Spanien unternahm. In Madrid malte er ein Porträt des spanischen Königs Philipp IV., das jedoch nicht erhalten ist. Zwischen 1640 und 1645 befand er sich wieder in Holland, wo er vor allem in Holland und Amsterdam tätig gewesen ist. Dort erwachte in ihm das Interesse an der Genremalerei.
Zwischen 1644 und 1645 war er in Amsterdam als vielbeschäftigter Porträtist tätig und erlangte dadurch eine große Popularität. Dort ist es Ter Borch gelungen sich in den vornehmsten Amsterdamer Regentenkreisen Einzug zu verschaffen. Neben Portraits der Familien Six, De Graeff, Pancras, De Vicq hatte er auch Bildnisse von angesehenen Gelehrten wie Caspar van Baerle angefertigt.[1] Diesem Bekanntheitsgrad verdankte er es, dass ihn 1646 der holländische Gesandte Adriaan Pauw bat, ihn zu den Friedensverhandlungen zwischen den Niederlanden und Spanien nach Münster zu begleiten. Dort durfte er viele der anwesenden Diplomaten porträtieren, wodurch er die Aufmerksamkeit des spanischen Gesandten, dem Grafen von Peñeranda, erregte. Dieser nahm Gerard ter Borch in seine Dienste, so dass dieser Augenzeuge des am 15. Mai 1648 geschlossenen Separatfriedens zwischen den Niederlanden und Spanien wurde. Das Ereignis hielt er in seinem berühmten Gemälde Der Friedensschluß zu Münster fest, das heute im Rijksmuseum in Amsterdam gezeigt wird. Noch im gleichen Jahr kehrte er nach Holland zurück, wo er in den nächsten Jahren in den verschiedensten Städten tätig war. Abwechselnd lebte er in Amsterdam, Den Haag, Haarlem, Kampen und Zwolle. Sein Hauptbetätigungsfeld war nun die Genremalerei, wo er in kurzer Zeit zu einer Meisterschaft heranreifte, so dass er heute als einen der bedeutendsten Vertreter dieser Gattung gilt. Nach seiner Heirat am 14. Februar 1654 ließ sich Gerard ter Borch endgültig in Deventer nieder.[2]
Ab 1660 wandte er sich wieder vermehrt der Porträtmalerei zu, so dass nur noch wenige Genrebilder entstanden.
Stilentwicklung
Porträt des Conde de Peñaranda
Trotz seines ausgedehnten Wanderlebens blieb Gerard ter Borch zeitlebens der holländischen Schule treu. Schon in seinen frühen Werken, die deutlich von den Amsterdamer Genremalern Pieter Codde und Willem Duyster beeinflusst sind, zeigt sich sein Interesse für die Wiedergabe menschlicher Figuren, die vorrangig von einer Seite beleuchtet werden und sich in Räumen mit spärlicher Einrichtung befinden. In diesem Genre der Malerei waren seine Werke den größten Entwicklungen unterworfen. Malte er anfangs vor allem Szenen aus dem Volks- und Soldatenleben, spezialisierte er sich ab 1648 auf Interieurszenen mit einigen wenigen Figuren, die galante Paare und meist Damen beim Lesen, Schreiben, Musizieren oder der Toilette zeigen.
In der Art der Anordnung und Darstellung der Figuren beschritt Gerard ter Borch völlig neue Wege und wurde damit zum Wegbereiter für jüngere Meister, die sich an ihn orientierten. Beispielhaft seien hier nur Gabriel Metsu, Pieter de Hooch und Jan Vermeer genannt.
Seinen Porträtstil entwickelte Garard ter Borch unter dem Einfluss des Haarlemer Malers Hendrick Pot. Bereits in den 1640er Jahren war dieser voll ausgereift und kaum Wandlungen unterworfen. Seine Modelle sind meist schwarz gekleidet und vor neutralen grauen Hintergründen abgebildet.
Ausgewählte Werke
Amsterdam, Rijksmuseum
Bildnis des Gerard Abrahamsz van der Schalcke, 1644
Bildnis der Johanna Bardoel, 1644
Bildnis der Helena van der Schalcke als Kind, um 1644
Der Friede von Münster, 1648
Frau vor einem Spiegel, um 1650
Sitzendes Mädchen in bäuerlichem Kostüm, um 1650
Die väterliche Ermahnung, 1655
Bildnis des Moses ter Borch, 1667 (zusammen mit Gesina ter Borch)
Bildnis des François de Vicq, 1670
Bildnis der Aletta Pancras, 1670
Bildnis eines Mannes.
Bildnis einer Frau.
Bildnis des Godard van Reede.
Bildnis eines Mannes in Rüstung.
Bildnis des Jacob de Graeff.
Antwerpen, Königliches Museum der Schönen Künste
Die Mandolinenspielerin, um 1657
Bergamo, Accademia Carrara
Bildnis eines dicken Mannes, um 1670
Berlin, Gemäldegalerie
Die Konsultation, 1635
Kartenspielende Soldaten im Freien, um 1640–1645
Die Familie des Schleifers, um 1653
Die väterliche Ermahnung, um 1654/1655
Bildnis eines stehenden alten Mannes, um 1660
Junges Paar beim Wein, um 1662/1663
Der Raucher, um 1663–1665
Bildnis des Willem Marienburg, um 1664–1667
Bildnis der Gertruida Assink, um 1664–1667
Das Konzert, um 1675
Selbstbildnis, um 1675
ehemals Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum
Bildnis eines Mannes, (wahrscheinlich 1945 zerstört)
Bildnis eines jungen Mannes, (wahrscheinlich 1945 zerstört)
Boston, Museum of Fine Arts
Reiter, von hinten gesehen.
Bildnis einer Frau, um 1660
Bremen, Kunsthalle Bremen
Die Tricktrackspieler, um 1640
Bildnis eines Mannes, um 1648
Cincinnati, Cincinnati Art Museum
Das Konzert, um 1675
Den Haag, Mauritshuis
Die Läusesucherin, um 1652/1653
Die Briefschreiberin, um 1655
Selbstbildnis.
Porträt Cornelis de Graeff, (um 1674)
Detroit, Gemäldegalerie
Frau bei der Toilette, um 1660
Brieflesender Mann, um 1680
Deventer, Rathaus
Gruppenbildnis des Magistrats von Deventer, 1667
Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister
Ein Dame, sich die Hände waschend, um 1655
Der brieflesende Offizier, um 1657/1658
Embrach, Fondation D’Art du docteur Rau
Bildnis eines Mannes um 1670
Frankfurt/M., Städelsches Kunstinstitut
Frau mit Weinglas, um 1656/1657
Gotha, Staatliche Galerie
Die Nachricht.
Haarlem, Frans-Hals-Museum
Gruppenbildnis des Anthonis de Liedekercke, seiner Frau Willemina van Braeckel und seinem Sohn Samuel, um 1650–1655
Hamburg, Kunsthalle
Bildnis des Nicolas Pancras, 1670
Helsinki, Sinebrychoff Kunstmuseum
Sitzende Frau mit Weinglas, um 1665
Isselburg, Wasserburg Anholt
Bildnis der Gesina ter Borch als Schäferin.
Kansas City, Nelson-Atkins Museum of Art
Bildnis eines Mannes.
Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister
Die Lautenspielerin, um 1667/1668
Junge Frau und Offizier beim Musizieren, um 1670–1675
Bildnis eines Mannes, um 1675–1681
Köln, Wallraf-Richartz-Museum
Die Wachstube, um 1650–1660
Bildnis eines jungen Mannes, um 1670
Leipzig, Museum der bildenden Künste
Bildnis einer Frau.
London, National Gallery
Der Friedensschluß zu Münster, 1648; Öl auf Kupfer, 45,4 × 58,5 cm, gestiftet 1871 von Sir Richard Wallace
Ein Offizier diktiert einen Brief, um 1655–1658
Bildnis eines jungen Mannes, um 1663/1664
Bildnis der Hermanna van der Cruis, um 1665–1669
Gitarre spielende Frau mit zwei Männern, um 1667/1668
London, Royal Collection
Die Briefleserin. um 1660–1662
London, Victoria & Albert Museum
Kavaliere, 1638
London, Wallace Collection
Frau, ihr Haar ordnend, um 1655–1660
Die Briefleserin, um 1660–1667
Los Angeles, J. Paul Getty Museum
Eine Magd melkt eine Kuh, um 1652–1654
Der Pferdestall, um 1652–1654
Die Musikstunde, um 1668
Lyon, Musée des Beaux-Arts
Die Briefleserin.
Madrid, Museo Thyssen-Bornemisza
Bildnis eines Mannes, 1652
Bildnis einer Frau, 1652
Bildnis eines lesenden Mannes, um 1675
Manchester, Manchester Art Gallery
Bildnis des Gerbrand Pancras, 1670
Melbourne, National Gallery of Victoria
Bildnis einer Frau mit Fächer.
Montpellier, Musée Fabre
In einer Schenke.
Moskau, Puschkin-Museum
Der galante Offizier, 1650
Bildnis einer stehenden Frau mit Fächer, um 1660–1670
Die Musikstunde.
München, Alte Pinakothek
Ein Knabe floht seinen Hund, um 1655
Der verweigerte Brief, um 1655
Bildnis eines Mannes, um 1660–1665
Bildnis einer Frau, um 1660–1665
Münster, Stadtmuseum
Einzug des Gesandten Adriaan Pauw in Münster.
New York, Frick Collection
Bildnis einer jungen Frau, um 1665–1670
New York, Metropolitan Museum of Art
Die Neugier, um 1660
Bildnis des Jan van Duren, um 1660
Bildnis der Margaretha van Haexbergen, um 1660
Paris, Musée National du Louvre
Ein Soldat bietet einer Frau Geld an, um 1662/1663
Das Konzert, um 1657
Die Lesestunde.
Paris, Petit Palais
Galante Unterhaltung.
Philadelphia, Museum of Art
Auf einen Brief wartender Bote, um 1657/1658
Polesden Lacey (The National Trust)
Das Tanzpaar, um 1660
Rotterdam, Museum Boymans-van Beuningen
Die Spinnerin, um 1652/1653
Bildnis des Grafen von Peñeranda.
Flaggellanten-Prozession.
San Francisco, Fine Arts Museum
Bildnis eines Mannes in Schwarz, um 1639/1640
Shorehaven, Collection E. L. Garbaty
Bildnis eines jungen Mannes.
Schwerin, Staatliches Museum
Der Besuch, 1658
Der Lesende.
St. Petersburg, Eremitage
Das Glas Limonade, um 1655–1660
Bildnis eines Offiziers, um 1680
Bildnis der Catarina van Leunink.
Die Nachricht.
Der Violinenspieler.
Vaduz, Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein
Bildnis des Jan van Goyen, um 1652/1653
Versailles, Sammlung H. Leroux
Bildnis eines Mannes, um 1648
Warschau, Muzeum Narodowe
Ein Offizier diktiert einen Befehl.
Washington, National Gallery of Art
Der Besucher, um 1658
Wien, Kunsthistorisches Museum
Die Apfelschälerin, um 1660
Bildnis der Hermanna van der Cruis, um 1667–1669
Winterthur, Sammlung Reinhart
Die Kartenspieler, um 1650
Zürich, Sammlung E. G. Bührle
Der Besuch, um 1660
Literatur
Joseph Eduard Wessely: Terburg, Gerard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 573 f.
Kindlers Malereilexikon. Kindler Verlag AG, Zürich 1964-1971,
Arthur K. Wheelock: Gerard ter Borch. Yale University Press, New Haven and London 2004
Helge Siefert: Zum Ruhme des Helden. Historien- und Genremalerei des 17. und 18. Jahrhunderts, München 1993
S. J. Gudlaugsson, Gerart Ter Borch, Den Haag 1959.
Eduard Plietzsch: Gerard ter Borch. Verlag Anton Schroll, Wien1944
Einzelnachweise
Google Buchsuche: Gerard ter Borch: Zwolle 1617, Deventer 1681; S. 64
Helge Siefert: Zum Ruhme des Helden. Historien- und Genremalerei des 17. und 18. Jahrhunderts. München 1993. S. 160 f., 191.
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