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Fritz Boscovits (* 13. November 1871 in Zürich; † 22. Juni 1965 in Kilchberg ZH; eigentlich Franz Friedrich Boscovits, genannt Fritz, später Bosco) war ein Schweizer Maler, Karikaturist und Graphiker.

Leben und Wirken
Herkunft

Fritz Boscovits’ Vater Friedrich (auch Johann Friedrich genannt, ursprünglich Boskovicz) war ungarischer Staatsangehöriger (geb. 1845 in Budapest, gest. 1918 in Zürich) und hatte in Wien und München Malerei und Zeichnen studiert. Seine Mutter Mathilde geb. Adam (geb. 1849 in München, gest. 1910 in Zürich) entstammte der Münchner Künstlerfamilie Adam. Mit Jean Nötzli zusammen gründete Johann Friedrich Boscovits 1875 in Zürich die satirische Wochenzeitschrift Der Nebelspalter und gestaltete diese als Zeichner, Redaktor und von 1902 bis 1912 auch als Verleger. 1887 wurde die Familie in Zürich eingebürgert.
Fritz Boscovits: Weisse Rosen, ca. 1908, Öl auf Karton, 34,7 × 26,2 cm
Fritz Boscovits: Bürkliplatz Zürich, 1950, Öl auf Karton, 19,9 × 29,5 cm
Werdegang

Fritz Boscovits besuchte 1887 bis 1889 die 1878 gegründete Kunstgewerbeschule Zürich (heute Zürcher Hochschule der Künste), und 1890 bis 1896 die königliche Akademie der Bildenden Künste München. Seine Lehrer waren Ludwig von Löfftz (1845–1910), Franz von Defregger (1835–1921) und Paul Hoecker (1854–1910). Ab 1897 arbeitete er in Zürich als Graphiker, Zeichner, Karikaturist sowie als Maler. Reisen führen ihn nach Florenz und Fiesole, wo er sich mit Carlo Böcklin und dessen Vater Arnold Böcklin anfreundete. Im Jahr 1900 heiratete er Lilly Köhl aus München. 1906 zog die Familie mit ihren Kindern nach Zollikon und bewohnte dort ab 1917 bis zu seinem Tod das Haus Im Felsengrund, seit 1990 Ortsmuseum.
Boscovits-Stube im Haus Im Felsengrund in Zollikon
Öffentliche Ämter, Mitgliedschaften

Boscovits war Mitglied der Künstler-Vereinigung Zürich seit deren Gründung 1897, in deren Vorstand ab 1902 und Präsident von 1905 bis 1908, Freimitglied ab 1924. Sigismund Righini wurde ihm zum guten Freund; neben gemeinsamen Pflichtterminen in verschiedenen Kommissionen trafen sich beide zum gemeinsamen Malen.[1] In der Zürcher Kunstgesellschaft wurde er 1898 Mitglied, wirkte in deren Vorstand 1914 bis 1922 und 1928 bis 1929. 1904 trat er der GSMBA bei.
Fritz Boscovits: Sektion Zürich Gesellschaft Schweizerischer Maler Bildhauer und Architekten, 1917, Plakat, Lithographie, 128 × 90 cm
Werke

Das Frühwerk steht unter dem Einfluss der Münchner Schule; Boscovits eignete sich die damals vorherrschende tonige Malweise an. Ab 1905 entwickelte sich sein Malstil hin zu starken Konturen und kräftigen, leuchtenden Farben, die mit kühnem Pinselstrich aufgetragen wurden. Er bewegt sich stilistisch im Kreis der neuen Schweizer Malerei, die von Künstlern wie Hodler, Giacometti und Amiet angeführt wird. In diesen Jahren entstanden seine stärksten Ölgemälde. Unter seinen Spätwerken finden sich viele Landschafts- und Genrebilder, die nicht mehr dieselbe ungestüme Vorgehensweise zeigen, sondern ruhiger gemalt sind, mit kleinflächigerem, feinem Strich und in gedämpfteren Farben.
Fritz Boscovits: Album Bildende Künste – Sechseläuten Festzug zur Eröffnung des Kunsthauses Zürich, 1910
Wandbild über dem Eingang des Seebades Zollikon

Von seinen Ölgemälden sind heute etwa 300 Werke bekannt. Wichtige Aufträge führte er für das Zürcher Sechseläuten aus: Zwischen 1897 und 1914 wirkte er fünfmal als Zeichner des Festprogramms. Von seiner Wandmalerei haben sich das Wandbild der Seejungfrau über dem Eingang am Seebad Zollikon erhalten sowie die drei Fresken „Frauen und Rehe“ am naturwissenschaftlichen Institut der ETH Zürich.
Fritz Boscovits: Die 4 Elemente, 1914, Karikatur in Nebelspalter, Nr. 43, 28. November 1914

Einem grösseren Publikum bekannt wurde Boscovits als Zeichner für die Satirezeitschrift Der Nebelspalter. Im Lauf der Jahrzehnte entstanden über 5000 Zeichnungen und Karikaturen, ein Grossteil davon unter dem Kürzel «Bosco». In den 1930er und 40er Jahren publizierte er gegen 3000 Karikaturen in anderen Schweizer Zeitschriften.
Fritz Boscovits: Künstlergütli Zürich, 1905, Lithographie aus Malerische Winkel, 20 × 30 cm

Den Lebensunterhalt für sich und seine Familie verdiente Boscovits, abgesehen von seiner Arbeit als Karikaturist, auch als Graphiker. Er entwarf eine Vielzahl von Plakaten, Einladungs- und Menükarten, etc. im Auftrag von verschiedenen Institutionen. Hier ist der Einfluss des Jugendstils besonders gut zu erkennen. Im Jahr 1905 entstanden Malerische Winkel, 36 Lithographien mit Motiven aus der Stadt Zürich. Boscovits beteiligte sich regelmässig an den Ausstellungen der Zürcher Kunstgesellschaft, der Künstler-Vereinigung Zürich und der GSMBA.[2]
Ausstellungen (Auswahl)

Kunstausstellung (Amiet, Boscovits, Boss, Buri, Cardinaux, Emmenegger, Giacometti, Hodler). Villa Osenbrüggen, Zürich, 1. November – 6. Dezember 1908.
Hülfsaktion für Zürcher Künstler, (Paul Bodmer, Fritz Boscovits, Willy Fries, Ferdinand Hodler u. a.) Kunsthaus Zürich, 10. Dezember 1914 – 17. Januar 1915.
6. Ausstellung der GSMBA, Kunsthaus Zürich, 3. – 31. Oktober 1915.
Fritz Boscovits, Einzelausstellung, Galerie Neupert, Zürich, 9. – 31. Mai 1916.
17. nationale Kunstausstellung, Kunsthaus Zürich, 26. Mai – 22. Juli 1928. Katalog: Fretz, Zürich 1928. (Ernst Aebi, … Cuno Amiet … Fritz Boscovits u. a.)
18e exposition nationale des Beaux-Arts. (Otto Abt … Cuno Amiet, Fritz Boscovits, Willy Fries u. a.) Palais des expositions, Genf, 30. August – 11. Oktober 1931.
Neue schweizerische Wandmalerei. Kunsthaus Zürich, 17. November 1934 – 9. Januar 1935, mit Ausstellungskatalog (Cuno Amiet … Fritz Boscovits u. a.)
Ausstellung (Fritz Boscovits, Pietro Chiesa, Alfred Marxer u. a.) Kunsthaus Zürich, 24. September – 21. Oktober 1936.
Gedenkausstellung für Fritz Boscovits. Oberdorfstrasse 14, Zollikon, ab 17. Dezember 1965.

Literarische Werke und Illustrationen

Malerische Winkel in Zürich, Originallithographien. Selbstverlag, Zürich 1905, 36 Blätter in Schachtel (Illustrationen von Fritz Boscovits Vater und Sohn).
60 Jahre Nebelspalter: knapper Überblick von Bosco, dem Sohn des Gründers J. F. Boscovits. In: Nebelspalter, Nr. 50, 13. Dezember 1935, S. 18 und 20.
Erinnerungen an Arnold Böcklin. In: Schweizer Kunst, Nr. 3, März 1943, S. 19–20 (als Brief verfasst, Beginn: «Mein lieber College Hügin»).
Festzug zur Einweihung der neuen Universität Zürich: «Bilder aus der Geschichte des wissenschaftlichen Lebens» : veranstaltet am Sechseläuten, 20. April 1914, von den Zünften Zürichs und der Studentenschaft. Text von Arnold Meyer ; Zeichnungen von Fritz Boscovits sen. u. jun. ; offizielles Festalbum, hg. vom Central-Comite der Zünfte Zürichs. Fretz, Zürich [1914], 48 S., ill.
Fritz Boscovits und Otto Helmut Lienert: Das lustige Bo-Li-Buch. Verbandsdruckerei, Bern 1938.

Literatur

NZZ, 10. Oktober 1961 (90. Geburtstag)
GSMBA Mitteilungsblatt, Nr. 9/10, September/Oktober 1965, S. 5–6 (Tod)
Heini Waser: Erinnerungen an Fritz Boscovits (1871–1965). In: Zolliker Jahrheft, 11, 1988, S. 34–42.
Thomas Kain: Ein vergessener Prominenter der Zürcher Kunstszene : zum 50. Todestag des Zürcher Kunstmalers Fritz Boscovits … In: NZZ, 20. Juni 2015, S. 21.
Thomas Kain, Regula Schmid (Hrsg.): Fritz Boscovits (1871–1965) Ölgemälde. deutsch-englischer Paralleltext, Übersetzung Regula Schmid. fap, Fine Art Publishing, Uetikon am See 2015, ISBN 978-3-9524232-0-2. (Enth.: Gertrud Blumer-Schönenberger und Verena Schmid-Schönenberger: Kindheitserinnerungen an die Großeltern in Zollikon ZH; Kathrin Frauenfelder: Die Werke des Malers Fritz Boscovits in der Kunstsammlung des Kantons Zürich ; Hans Widmer : Zeichnungen zu den Karikaturen des Satireblatts «Nebelspalter»; Regula Schmid (kunsthist. Aspekte: Thomas Kain): Biographie von Fritz Boscovits.)

Lexika

Fritz Boscovits, in: Schweizerisches Künstler-Lexikon / hrsg. vom Schweizerischen Kunstverein, red. von Carl Brun. Huber Verlag, Frauenfeld 1905–1917, Band 1, S. 180.
Fritz Boscovits, in: Allgemeines Lexikon der bildenden Künste des 20. Jh. / red. und hrsg. von Hans Vollmer. Seemann, Leipzig 1953–1962, 6 Bände (Neudruck München 1992)
Fritz Boscovits, in: Künstlerlexikon der Schweiz, 20. Jh. / red. Eduard Plüss, Hans Christoph von Tavel. Huber Verlag, Frauenfeld 1958–1967, 2 Bände (Neudruck 1983)
Doris Zollikofer: Fritz Boscovits, in: Biographisches Lexikon der Schweizer Kunst / hrsg. SIK-ISEA, Karl Jost. Verlag NZZ, Zürich 1998, 2 Bände, Band 1, S. 140.

Weblinks

Doris Zollikofer: Boscovits, Fritz. In: Sikart
Tapan Bhattacharya: Boscovits, Fritz. In: Historisches Lexikon der Schweiz

Einzelnachweise
Regula Schmid in: Fritz Boscovits (1871–1965) Ölgemälde. Hrsg.: Thomas Kain, Regula Schmid. Fine Art Publishing, Uetikon am See 2015, ISBN 978-3-9524232-0-2, S. 229.
Zum ganzen Abschnitt: Kathrin Frauenfelder: Die Werke des Malers Fritz Boscovits in der Kunstsammlung des Kantons Zürich. / Hans Widmer: Zeichnungen zu den Karikaturen des Satireblatts «Nebelspalter». In: Thomas Kain, Regula Schmid (Hrsg.): Fritz Boscovits (1871–1965), Ölgemälde. fap, Fine Art Publishing, Uetikon am See 2015, ISBN 978-3-9524232-0-2.

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