Fred Uhlman (* 19. Januar 1901 in Stuttgart; † 11. April 1985 in London; auch Manfred Uhlmann) war ein deutscher Rechtsanwalt, Maler und Schriftsteller.
Leben
Uhlman besuchte das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart und studierte Rechtswissenschaften in Freiburg, München und Tübingen, wo er 1925 mit einer Arbeit über die partielle Zurechnungsfähigkeit promoviert wurde. In Freiburg war er Mitglied der schlagenden Studentenverbindung Ghibellinia im KC.
Seit 1927 war Uhlman als Rechtsanwalt tätig. Als aktives Mitglied der SPD pflegte er auch Kontakte zum Politiker Kurt Schumacher. Nach der Machtübernahme musste er wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Aktivitäten 1933 ins Exil nach Frankreich gehen. Weil er seinen Beruf nicht ausüben konnte, versuchte er seinen Lebensunterhalt als Kunsthändler und im Handel mit Aquarienfischen zu erzielen. 1935 lernte er seine künftige Ehefrau Diana Croft, die Tochter von Sir Henry Page Croft, 1st Baron Croft, in Spanien kennen und ging ihretwegen 1936 nach England. Schon in Frankreich hatte er begonnen, als Autodidakt zu malen. Das setzte er in England erfolgreich fort und bewegte sich in Künstlerkreisen (unter anderen der Free German League of Culture in Great Britain), in denen er Oskar Kokoschka und Berthold Viertel kennenlernte.
Während des Zweiten Weltkrieges war Uhlman für sechs Monate im Hutchinson Internment Camp in Douglas (Isle of Man) interniert. Hier begegnete er Kurt Schwitters, dem es gelungen war, aus Norwegen nach England zu fliehen. Schwitters malte Uhlmans Porträt.[1] In späteren Jahren wurde Uhlman vor allem durch seine Autobiografie The Making of an Englishman und die in neunzehn Sprachen übersetzte Novelle Reunion (dt. 1978, unter dem Titel Versöhnt 1979, als Neuauflage Der wiedergefundene Freund 1988, Verfilmung F/D/UK 1989) als Schriftsteller bekannt.
Werke
Die partielle Zurechnungsfähigkeit. Dissertation an der Universität Tübingen, 1925 [maschinenschriftlich]
The Making of an Englishman. 1960
Deutsche Ausgabe: Erinnerungen eines Stuttgarter Juden. Klett-Cotta, Stuttgart 1992, ISBN 3-608-91370-X.
Neuausgabe: The Making of an Englishman. Erinnerungen eines deutschen Juden. Diogenes, Zürich 1998, ISBN 3-257-23018-4. Rezension
Reunion. 1971
Deutsche Ausgabe bei Hermansen, Köln 1978, ISBN 3-921549-22-1.
Neuausgabe: Der wiedergefundene Freund. Aus dem Englischen übersetzt von Felix Berner. Mit einem Vorwort von Arthur Koestler. Diogenes, Zürich 1988, ISBN 3-257-05705-9.
Mit neuem Namen. Eine Erzählung in zwei Teilen. Originaltitel: Reunion und No Coward Soul Is Mine. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1985, ISBN 3-421-06241-2.
Film
1989: Der wiedergefundene Freund. Regie: Jerry Schatzberg
Literatur
Emmanuel Bénézit (Hrsg.): Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays. Gründ, Paris 1999.
David Buckman: Dictionary of artists in Britain since 1945. Art Dictionaries, Bristol 1998.
Hans Vollmer: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Seeman, Leipzig 1953–1962.
Anna Plodeck: The making of Fred Uhlman: life and work of the painter and writer in exile. 2 Bände. Dissertation. Universität London. University of London (Courtauld Institute of Art), 2004.
Anna Müller-Härlin (geb. Plodeck): Fred Uhlman’s Internment Drawings; „It all happened in this street, Downshire Hill“. Fred Uhlman and the Free German League of Culture. In: Shulamith Behr, Marian Malet (Hrsg.): Arts in Exile in Britain 1933–1945. Politics and Cultural Identity. Rodopi, Amsterdam 2005, ISBN 9042017864 (Rezension des Sammelbandes).
Weblinks
Literatur von und über Fred Uhlman im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Kurzbiografie und Auswahlbibliografie
Bildbeispiele
IMDb-Eintrag zur Verfilmung von Reunion
Einzelnachweise
Kurt Schwitters: Postcard featuring an image of ‘Portrait of Fred Uhlman’. Tate Archive. Abgerufen am 17. August 2016.
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