Francisco de Zurbarán
Gemälde
Apotheose des Hl. Thomas von Aquin
Apotheose des Hl. Thomas von Aquin, Detail
Apotheose des Hl. Thomas von Aquin, Detail
Anbetung der Heiligen Drei Könige
Anbetung der Hirten
Ariete
Aufbahrung des Hl. Bonaventura
Betende Jungfrau Maria
Büßender Hl. Franziskus
Christus am Kreuz
Das Heilige Antlitz (Schweißtuch Christi)
Der Hl. Bonaventura empfängt die Gesandten
Tod des Herkules
Die Verteidigung von Cádiz
Verteidigung von Cádiz, Detail
Geburt der Jungfrau
Der seelige Serapius
Vision des Hl. Pedro Nolasco vom Hl. Petrus
Vision vom Himmlischen Jerusalem
Barmherzigkeit des Fra Martin de Vizcaya
Barmherzigkeit des Fra Martin de Vizcaya, Detail
Geißelung des Hl. Hieronymus durch die Engel
Versuchung des Fra Diego de Orgaz
Hl. Hugo im Kartäuserkloster, Detail
Herkules bekämpft die Lernäische Hydra
Herkules vernichtet den Löwen von Nemea
Hll.Hieronymus, Paula Romana und Eustochium
Hl. Lukas als Maler vor dem Gekreuzigten
Hl. Romanus und Hl. Barulas von Antiochien
Kontemplation des Jesusknaben, Detail
Meditierender Hl. Franziskus mit Totenschädel
Porträt des Fra Francisco Zumel
Porträt des Fra Gonzalo de Illescas
Teller mit Zitronen, Korb mit Orangen und Rose
Unbefleckte Empfängnis, Detail
Unbefleckte Empfängnis und zwei Geistliche
Vision des Fra Pedro de Salamanca
Francisco de Zurbarán (getauft 7. November 1598 in Fuente de Cantos in der Extremadura; † 27. August 1664 in Madrid) war ein spanischer Maler aus dem Goldenen Zeitalter („Siglo de Oro“) iberischer Barockkunst. Er malte vor allem Legendenzyklen, Andachtsbilder, Bilder von Heiligen, Porträts von Ordensleuten und stand mit der asketischen Strenge seiner religiösen Bilder ganz auf der gegenreformatorischen Linie seiner meist kirchlichen Auftraggeber. Da die Protagonisten der Mönchsorden und ihre mystische Gedankenwelt breiten Raum in seinem Werk einnehmen, kennzeichnet man ihn gern als „Maler der Mönche“.
Leben
Der Sohn eines tendero, also eines kleinen Händlers aus einem Marktflecken in der Provinz Badajoz kam um 1614 nach Sevilla, der damals wirtschaftlich und kulturell bedeutendsten Stadt Andalusiens, wenn nicht sogar ganz Spaniens. Dort erlernte er drei Jahre lang in der künstlerisch unbedeutenden Werkstatt des Fassmalers Díaz de Villanueva das Handwerkliche der Malerei. Doch hatte der junge Zurbarán wohl auch Kenntnis von der Malerei des aus den Niederlanden stammenden Juan de las Roelas. Dem Einfluss des älteren Herrera, der damals mit seiner tonigen Hell-Dunkel-Malweise den lokalen Zeitstil Sevillas noch bestimmte, konnte er sich ebenfalls kaum entziehen. Mit dem fast gleichaltrigen Diego Velázquez, der bis 1622 in Sevilla lernte und arbeitete, blieb er in lebenslanger Freundschaft verbunden.
Von 1617 bis 1628 war Zurbarán in Llerena ansässig, heiratete dort zum ersten Mal (zwei weitere Eheschließungen werden im Laufe seines Lebens folgen) und leitete fortan eine Werkstatt, die zahlreiche, zum Teil umfangreiche Werke für Kirchen und Klöster in Sevilla schuf. Seine Wertschätzung als Maler beginnt mit den großen Altarbildern für die Kathedrale von Sevilla mit Szenen aus dem Leben des Petrus (1625) und dem Zyklus zum Leben des Pedro Nolasco für das Mercedarier-Kloster in Sevilla. 21 Gemälde vereinbarte er mit den Dominikanern für ihr Kloster San Pablo el Real in Sevilla. 1629 siedelte er mit seiner Familie auf Wunsch der dortigen Stadtväter nach Sevilla um, umfangreiche Aufträge machten ihn wohlhabend. Selbst aus den Klöstern in den spanischen Kolonien Mittelamerikas erreichten ihn zahlreiche Bestellungen. In den äußerst produktiven 1630er Jahren wurden Stil und Motivwelt Zurbaráns vielseitiger. Er malte jetzt auch profane Themen und reicherte seine Szenen gelegentlich mit minutiös gemalten Stillleben an. 1631 entstand eines seiner Hauptwerke, der Triumph des hl. Thomas von Aquin (Museum Sevilla), um 1635 eine Version der Unbefleckten Empfängnis (Prado). Später arbeitete er in Santa María de Guadalupe, wo acht große Bilder aus dem Leben des heiligen Hieronymus für das dortige Kloster entstanden.
1634 wurde er nach Madrid berufen. Philipp IV. ernannte ihn[1] zum pintor del rei (Maler des Königs) und beauftragte ihn mit zwei Schlachtenbildern und zehn Herkules-Szenen für das neue Schloss Buen-Retiro. Doch schon 1636 kehrte Zurbarán nach Sevilla zurück. In den 1640er Jahren ging seine Produktion quantitativ und qualitativ deutlich zurück. 1650 vertrieb ihn die Pest vorübergehend aus Sevilla, aber erst 1658 wandte er sich endgültig nach Madrid, wo auch Velazquez schon länger arbeitete.
Um die Mitte des Jahrhunderts nahm die Wirtschaftskraft Sevillas und mit ihr die reichen Aufträge aus den Ordensniederlassungen ab. Zurbarán sah sich gezwungen, auf bürgerliche Käuferschichten einzugehen, für die er Andachtsbilder und biblische Szenen in kleinerem Format als bisher anfertigte.
Verworrene Familienverhältnisse und wenig erfolgreiche Handelsgeschäfte scheinen ihn in hohem Alter in finanzielle Not gebracht zu haben.[2] Sein letztes Gemälde ist 1662 datiert, zwei Jahre später stirbt er in Madrid.
Ein sicheres Bildnis Zurbaráns kennt man nicht, aber gute Gründe sprechen dafür, dass sich der fromme Maler in dem Gemälde Der Hl. Lukas malt den Gekreuzigten in der Gestalt des Evangelisten selbst verewigt hat.
Porträt des Fra Francisco Zumel aus dem Mercedarier-Kloster Sevilla, 1633
Unbefleckte Empfängnis, 1630–1635, Museo del Prado
Bildthemen
Der Ruhm des Malers begann mit Gemäldefolgen, in denen Visionen und Legenden von Ordensleuten ausgebreitet wurden. In zyklischen Zusammenhängen stehen wiederholt auch seine ganzfigurigen, in steiles Hochformat gestellten Gestalten von Heiligen und Ordensleuten. Gelegentlich malt er auch unmittelbare Porträts nach dem Leben. Darstellungen des Hl. Franziskus, meist knieend in die meditative Betrachtung eines Totenschädels versunken, malte er seit den 1630er Jahren in über 50 Versionen. Die männlichen Bildnisse zeichnen sich durch monumentale Wirkung der sich voluminös aufbauschenden Gewänder aus, die weiblichen Heiligen sind vielfach in kostbare Stoffe gehüllt, die mit detailversessener Präzision wiedergegeben sind. Die Porträts und Heiligenfiguren kommen ohne allegorisches Beiwerk aus.
Der Bedarf spanischer Gotteshäuser an marianischen Themen war im Zeitalter der Gegenreformation unbegrenzt. Vor allem die Darstellung der Immaculata kehrt in allen Perioden seines Schaffens wieder. Dem Thema geschuldet hatte der Maler hier von den sonst bevorzugten dunklen Fonds abzuweichen und setzte die schwebende Gottesmutter vor zartrosa bis goldglühende, von schemenhaften Engeln bevölkerte Himmelshintergründe.
Wichtige Auftraggeber werden die Klöster des Kartäuserordens. Die Schutzmantelmadonna und zwei weitere große Gemälde liefert er für die Kartause von Santa María de las Cuevas, das Altarbild (1633) und einen Gemäldezyklus für die Kartause von Jerez (heute in Cadiz und Grenoble).
Profane Themen wie die Schlachtenszenen und mythologischen Sujets, die er 1634 für den König malte, bleiben eine Ausnahme in seinem Gesamtwerk.
Agnus Dei, 1635–1640, Museo del Prado
Eine besondere Rolle spielt das Stillleben im Œuvre Zurbaráns. Zwar stammen nur wenige autonome „bodegónes“ von seiner eigenen Hand. (In seiner großen Werkstatt hatte sich vielmehr sein früh verstorbener Sohn Juan[3] (1620–1649) diesem Genre gewidmet). Doch fallen in verschiedenen großen Interieurs ausgesprochen stilllebenhaft arrangierte und fast hyperrealistisch gemalte Details auf. Den gleichen Eindruck nah gesehener Stofflichkeit machen die Gemälde des Schweisstuches der Hl. Veronika und des ganz realistisch als gefesselte Kreatur auf der Schlachtbank gegebene Lamm Gottes. In beiden Motivreihen zeigt sich die Fähigkeit des Malers zur konzentrierten Aussage und zum gezielten Einsatz seiner malerischen Mittel.
Aus der Benutzung druckgraphischer Vorlagen des 16. und 17. Jahrhunderts aus Italien und den Niederlanden (sein Nachlass enthielt eine große Sammlung solcher Stiche) hat man die geradezu vorbarocke, an den Manierismus erinnernde, nahezu „gotische“ Kompositionsweise erklären wollen.[4]
In seinen letzten Lebensjahren, als die großen Aufträge nachließen, wurde die Ausgestaltung seiner Andachtsbilder erzählerischer, Szenen aus den Apokryphen und Details aus dem alltäglichen Leben traten hinzu und kamen so dem bürgerlichen Bildgeschmack entgegen (Jesuskind mit Dornenkrone, Die schlafende Maria als junges Mädchen, Der Aufbruch der Hl. Familie aus Ägypten).
Stilentwicklung
Seine frühen Werke zeigen einen eigenen „kräftig-naturalistischen“ Stil, der sich auf starke Hell-Dunkel-Wirkungen (Tenebrismus) stützt. Darin war er Caravaggio und Ribera verwandt. Mit scharfen Konturen und harten Schatten erzielte er stark plastische Effekte, die seine Gewandfiguren wie monumentale Skulpturen wirken lassen. Um die Mitte der 1630er Jahre milderte er die extremen Kontraste und ließ auch gleichmäßigere Lichtführung und leuchtendere Farben zu. Seine Figuren bleiben aber – bei aller malerischen Feinheit, aller Wirklichkeitsnähe und Eleganz der wiedergegebenen Textilien – eher von schwerfälliger Statuarik. Die Figuren stehen groß und unbewegt im Rahmen. So greifbar plastisch die voluminösen Gewandfiguren auch modelliert sind — sie zeigen eine Dreidimensionalität, die keine Entsprechung in der Rauminszenierung findet, etwa durch Tiefenstaffelung oder dramatische Bewegung. Darin unterscheidet sich Zurbarán von den meisten seiner niederländischen und italienischen Zeitgenossen.
Seine und seines Sohnes nüchterne Stillleben, in kaltem Licht fast unwirklich erscheinende Arrangements von Früchten und sparsamen Blüten, sind im Vergleich zu den üppigen Ensembles der niederländischen Zeitgenossen auffallend karg und asketisch. Landschaften spielen in seinen Bildern selten eine Rolle. Szenisch angereicherte Darstellungen beschränken sich, mit Ausnahme seines Spätwerks, fast ganz auf großformatige Auftragswerke wie die Schlachtenbilder und den Herkules-Zyklus, die er für das Schloss Buen Retiro Philipps IV. in Madrid schuf.[5] In dieser Zeit hellt sich seine Palette, vielleicht unter dem Eindruck italienischer Bilder, die er in Philipps Gemäldegalerie kennenlernte, weiter auf. Auch die Vorliebe des Kunstpublikums wandte sich seit der Jahrhundertmitte von der ernsten Auffassung und realistischen Malweise ab. Genrehaften Szenen in weicheren, „malerischen“ Konturen und lebendiger Farbigkeit, gehörte die Zukunft.
Zurbarán fehlte, um ihn mit anderen Hauptgestalten der südeuropäischen Barockmalerei zu vergleichen, die Dramatik eines Caravaggio (der ihn gleichwohl, wenn auch indirekt, stark beeinflusste) oder die höfische Eleganz des mit ihm gleichaltrigen Velázquez. Auch war er von der volkstümlichen Gefälligkeit und Sentimentalität, die der 20 Jahre jüngere Murillo in Sevilla pflegte, weit entfernt.
Nachwirkungen
Eine nennenswerte Schule ist Zurbarán nicht gefolgt. Erst die Vorkämpfer der Moderne entdeckten ihn neu. Tagebuchnotizen von Eugène Delacroix belegen den großen Eindruck, den die von Napoleon aus Spanien entführten Gemälde auf den Wegbereiter des Impressionismus machten. 1838 wurde im Louvre eine Galerie Espagnole eingerichtet. Unter den 450 Gemälden befanden sich 80 von Zurbarán. Gustave Courbet, Paul Cézanne und Salvador Dalí beriefen sich auf ihn, Paula Modersohn-Becker zeichnete im Louvre vor seinen Bildern, und noch der Fluxus-Künstler Wolf Vostell, der sein Museo Vostell Malpartida nahe dem Geburtsort von Zurbarán in der Extremadura errichtete, war von dem Spanier tief beeindruckt.[6]
Literatur
Beat Wismer, Odile Delenda und Mar Borobia: Zurbarán, Katalog zur Ausstellung Museum Kunstpalast Düsseldorf, München: Hirmer, 2015.
Cees Nooteboom: Zurbarán – Ausgewählte Gemälde 1625–1664. München 2010.
Paul Guinard: Zurbarán et les peintres espagnols de la vie monastique. 2. Auflage. Paris 1988.
Mina Gregori, Tiziana Frati: L’opera completa di Zurbarán. Mailand 1973.
J. Vaquero: Zurbarán, in: Germain Bazin: Kindlers Malerei-Lexikon, Band 5, 1968, S. 349–356.
James Hogg: Francisco de Zurbarán. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 628–652.
Francisco de Zurbarán. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 36, E. A. Seemann, Leipzig 1947, S. 600–603.
Bénézit, Bd. XIV, S. 944–946 (online über Grove Dictionary of Art, Subskriptionszugriff).
Einzelnachweise
Mehrere verschiedene Daten aus den 1630er Jahren werden in der Literatur für diese Ernennung zum Hofmaler genannt
Erich Steingräber: Ausstellungsbesprechung Zurbarán. IV centenario (Sevilla, 1998), In: Kunstchronik 52, 1999, S. 466.
Zu Juan Zurbarán gibt es einen Artikel in der spanischen Wikipedia: es:Juan de Zurbarán.
Erich Steingräber: Ausstellungsbesprechung Zurbarán. IV centenario (Sevilla, 1998), in: Kunstchronik 52, 1999, S. 459–467.
Der Abschnitt zum Stil folgt dem Artikel Zurbaran in: Lexikon der Kunst, Bd. 5, Leipzig 1978, S. 741
Erich Steingräber: Ausstellungsbesprechung Zurbarán. IV centenario (Sevilla, 1998), In: Kunstchronik 52, 1999, S. 466.
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