Federico Zuccari
Gemälde
Zeichnungen
Federico Zuccari oder Federico Zuccaro (* 1542 in Sant’Angelo in Vado (PU); † 1609 in Ancona) war ein italienischer manieristischer Maler und Kunsttheoretiker.
Leben und Werk
Federico war der jüngere Bruder des 1529 in Sant'Angelo geborenen Malers Taddeo Zuccari. Er war Schüler seines Bruders, später sein Mitarbeiter. Beide waren lange Zeit ihres Lebens in Rom tätig und haben dort gemeinsam Aufträge ausgeführt, unter anderem für die Orsini, die Farnese, z. B. für Papst Paul III. Farnese. Zwischen 1561 und 1565 hielt er sich im Veneto und in Florenz auf. Vom Großherzog der Tosana Cosimo I. wurde Zuccari an dessen Hof nach Florenz berufen, um dort die von Giorgio Vasari begonnenen Ausmalung der Kuppel von Santa Maria del Fiore zu beenden. Nach dem Tod seines Bruders 1566 vollendete er dessen angefangene Werke in der Villa Farnese in Caprarola und den Kirchen Santa Trinità dei Monti und San Marcello al Corso in Rom.
Wegen eines Racheaktes floh Zuccari 1574 nach London. Die nächsten sechs Jahre wirkte Zuccari hauptsächlich am englischen Hof als Porträtmaler. Seine bekanntesten Bilder aus dieser Zeit sind die Porträts der Königinnen Elisabeth I. und Maria Stuart.
Ab 1580 war er im Auftrag des Papstes Gregor XIII. an der Ausmalung der Cappella Paolina beteiligt, der kleineren Palastkapelle im Vatikan. 1581 wurde er im Zuge eines gegen ihn angestrengten Gerichtsverfahrens aus Rom verbannt und durfte erst zwei Jahre später wieder zurückkehren, um die Arbeiten an der Cappella Paolina zu vollenden. Um 1586 folgte er einem Ruf König Philipp II. nach Madrid, um dort an der Ausgestaltung des Escorial mitzuwirken. Bis auf wenige Ausnahmen waren dies Altarbilder und Fresken.
1591 begann Zuccari in der Via Gregoriana in Rom mit dem Bau eines Wohnhauses, dem Palazzo Zuccari, der zu seinen Lebzeiten nicht fertiggestellt wurde. Das Portal zum damaligen Garten des Palastes, ein Mascherone, hat die Gestalt eines Gesichts mit einem riesigen aufgerissenen Maul. Das Untergeschoss wurde von Zuccari mit Fresken ausgemalt.
1598 wurde er Vorsteher der Accademia di San Luca in Rom, in der die jungen Künstler nach Prinzipien, die er in seinem Buch über Kunsttheorie später festgehalten hat, unterrichtet.
Von 1605 bis 1607 war Zuccari für Carlo Emanuele I. von Savoyen in Turin tätig. Dort veröffentlichte er sein Buch Idea dei scultori, pittori ed architetti, in denen er seine von der Philosophie des Neuplatonismus geprägte Kunsttheorie entwickelt. In seinem Buch geht es um die Ursprünge und Prinzipien der Kunst. Künstlerische Inspiration und Vorstellungskraft sind göttliche Gaben, durch die es dem Künstler möglich wird, der Natur vergleichbare Dinge zu schaffen. Ideen, Vorstellungen und Werke des Künstlers durchlaufen Prozesse, die den Schöpfungen der Natur vergleichbar sind. Der disegno interno, die Idee des Kunstwerks, bedarf des disegne externo, der Realisierung durch den Künstler. Indem der Künstler kraft seiner inneren Vorstellungen eine neue Welt schafft, tritt er ein einen Wettstreit mit der von Gott geschaffenen Natur.
Nach Rom zurückgekehrt, gründete er dort die Accademia di San Luca, deren erster Präsident er wurde.
Casa und Palazzo Zuccari
Die Casa Zuccari in Florenz wird heute vom Kunsthistorischen Institut in Florenz benutzt, der Palazzo Zuccari in Rom von der Bibliotheca Hertziana, zwei kunsthistorische Forschungsinstitute, die zur Max-Planck-Gesellschaft gehören.
Werke
Kaiser Friedrich Barbarossa küsst Papst Alexander III. den Fuß
Fresken in der Villa d’Este, Tivoli, zusammen mit Taddeo Zuccari
Die Eroberung von Tunis, Fresko in der Sala Regia des Vatikan
Deckengemälde in der Cappella Paolina, Vatikan
Engelsturz, Deckengemälde in der Cappella Pius V. des Vatikan
Anbetung der Könige, 1564, San Francesco della Vigna, Venedig
Tempelreinigung, 1571, Altarbild in Santa Caterina dei Funari, Rom
Der Fußkuss des Dogen vor dem Papst Alexander III. in der Vorhalle von San Marco, Venedig
Unterwerfung Barbarossas unter den Papst, um 1582, Sala del maggior consiglio, Dogenpalast, Venedig
Schriften
L'Idea de'scultori, pittori e architetti. Turin 1607.
Literatur
Christina Acidini Luchinat:Taddeo e Federico Zuccari, fratelli pittori del cinquecento. Mailand 1999.
Matthias Winner, Detlef Heikamp (Hrsg.): Der Maler Federico Zuccari. Ein römischer Virtuoso von europäischem Ruhm. Hirmer, München 1999.
Julian Brooks: Taddeo and Federico Zuccaro. Artist-brothers in Renaissance Rome. The J. Paul Getty Museum, Los Angeles 2008.
Cristina Acidini, Elena Capretti (Hrsg.): Innocente e calunniato. Federico Zuccari (1539/40-1609) e le vendette d'artista. Giunti, Florenz 2009.
Davide Tonti, Sara Bartolucci (Hrsg.): Sacro e profano alla maniera degli Zuccari. Taddeo, Federico e Giovampietro Zuccari. Una dinastia di artisti Vadesi. Editrice Tipolitografia Vadese, Sant'Angelo in Vado 2010.