Ernesto de Fiori, dessen Vater Italiener und dessen Mutter Deutsch-Österreicherin war, studierte von 1903 bis 1905 Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Gabriel von Hackl. Nach seiner Rückkehr nach Rom im Jahr 1905 übte er seine Malerei und Lithographie, inspiriert vom Werk des deutschen Künstlers Otto Greiner aus. Eine prägende und daher erwähnenswerte jahrelange Freundschaft entstand 1909 in München zu Carl und Thea Sternheim.
In den Jahren von 1911 bis 1914 lebte und arbeitete de Fiori in Paris und verkehrte im Kreis der dort lebenden Schweizer und deutschen Künstler und Intellektuellen. Er traf sich regelmäßig im Café du Dôme mit Hermann Haller, Karl Hofer, Wilhelm Lehmbruck, Heinrich Ehmsen und anderen Künstlern. Hier entstanden auch seine ersten plastischen Arbeiten.
Während des Ersten Weltkriegs wurde er der Spionage für Deutschland verdächtigt und 1915 in Frankreich kurzfristig inhaftiert. 1915 kehrte er nach Deutschland zurück, nahm die deutsche Staatsangehörigkeit an und war bis 1917 Soldat.
De Fiori zog im Jahr 1917 nach Zürich und lebte dort bis 1921. Während seiner Zeit in der Schweiz setzte er sich mit dem Dadaismus auseinander. Im Jahr 1921 zog er nach Berlin, hier wurde seine Kunst von der Neuen Sachlichkeit inspiriert; er schloss sich dort der „Freien Secession“ an. Er betätigte sich als Feuilletonschreiber für Tageszeitungen. Künstlerisch hatte er Verbindungen nach Italien zum „Novecento“.
In dieser Zeit, d.h. Mitte der 1920er bis Anfang der 1930er Jahre war Ernesto de Fiori in Berlin ein gefragter Porträtist. Auf Vermittlung des Kunsthändlers Alfred Flechtheim führte er Aufträge für Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Kultur, Sport und Politik aus. So waren seine Büsten der Filmdiva Marlene Dietrich oder des Boxidols Jack Dempsey wegen ihrer „spontanen Porträtauffassung“ hochgeachtet. Aus dieser Zeit stammt auch die Bronzebüste von Louise Dumont, die 1955 in Düsseldorf ins Zentrum des Louise-Dumont-Gedenksteins gesetzt wurde.[3]
Im Jahr 1936 reiste er aus familiären Gründen nach Brasilien und ließ sich in São Paulo nieder, wo er Artikel für italienische und deutsche Emigranten-Zeitschriften schrieb. Im Jahr 1938 realisierte er eine Reihe von Plastiken, die er teilweise im öffentlichen Auftrag erstellte. In Brasilien malte er in erster Linie und schuf nur noch wenige Plastiken (vor allem Porträts), teilweise wiederholte er alte Motive. Er lebte und arbeitete in São Paulo bis zu seinem Tod am 24. April 1945.
Seine Werke sind international bekannt; sie wurden zum Beispiel postum auf der documenta 1 im Jahr 1955 in Kassel gezeigt.
Ein Teilnachlass des Künstlers wurde mehr als 60 Jahre nach seinem Tod auf dem Dachboden eines bayerischen Gasthofes entdeckt. Werke daraus kommen im Dezember 2014 zur Auktion.[4]
Literatur
Beatrice Vierneisel: Ernesto de Fiori. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-496-01091-6
Ernesto de Fiori. Uma Retrospectiva: pintura, desenho e escultura. Curadoria Mayra Laudanna. Sao Paulo: Pinacoteca do Estado 1997
Weblinks
Literatur von und über Ernesto de Fiori im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Materialien von und über Ernesto de Fiori im documenta-Archiv
Quellen
Einzelheiten zu dem Bild siehe Hildegard Quandt
Nach seiner Biographin Beatrice Vierneisel war Ernesto de Fiori trotz des italienisch klingenden Namens österreichischer Abstammung.
Bild: Louise Dumont Bronzebüste von Ernesto de Fiori, Kulturamt Düsseldorf (KA Kunst im öffentlichen Raum)
Newsletter Nr. 12 Juli 2014, S. 5 eines Münchener Auktionshauses
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