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Crispin Scharfenberg

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Melancholie

Titelblatt zu »Ein schoen geistlich lied…«

Scharffenberg *): Crispin S. (Scharfenberg), Buchdrucker zu Breslau in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, entstammte vermuthlich der Familie S., welche zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Krakau als Buchdrucker thätig war. Was über seine Herkunft oder sein äußeres Leben bekannt geworden ist, beruht theilweise nur auf Vermuthungen. In den Jahren 1515–29 lebte in Krakau ein Markus S., der Stammvater dieser nicht unbedeutenden Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie. Die von ihm bekannten 10 Verlagsartikel sind bei Matthias S., vermuthlich sein Sohn, und bei Hieronymus Vietor[WS 1] in Wien, der die Buchdruckerkunst bei Haller in Krakau erlernt hatte, hergestellt. Weitere Nachkommen waren Stanislaus und Hieronymus S., welch letzterer 1549 als Verleger einer Agende nach dem Gäsener Ritus vorkommt. Ein Sohn desselben, Nikolaus S., der hervorragendste Buchdrucker Krakaus seiner Zeit, hat sich besonders durch seine den Königen Sigismund August und Stephan I., welche dafür seine Thätigkeit förderten, gewidmeten Bibeldrucke in polnischer Sprache aus den Jahren 1561, 1574 und 1577 und durch die für den Buchhändler Andreas Lazarsz besorgte neue Auflage der „Constitutiones, statuta et privilegia in comitiis regni“ berühmt gemacht. Ein zweiter Sohn des Hieronymus S. oder ein sonstiger Verwandter des Nikolaus S., war wahrscheinlich Crispinus S. In Breslau erscheint sein Name zuerst 1553, zu einer Zeit, in welcher die Presse seines dortigen Kunstgenossen, des gelehrten Begründers der Breslauer Stadtbuchdruckerei, Andreas Winkler (s. d.) noch in Thätigkeit war. S. druckte nun entweder im Einklang mit diesem, oder was wohl noch [781] wahrscheinlicher ist, dieser letztere, von dem nach 1555 kein Druck mehr nachzuweisen ist, überließ ihm damals seine Officin verkaufsweise, nachdem schon im J. 1553 ein[WS 2] dem A. Winkler vom Rathe der Stadt Breslau im J. 1538 ertheiltes und 1549 erneuertes Monopol des Buchdrucks in genannter Stadt auf Crispin übertragen worden war. Daß S. seine Druckerthätigkeit aber bereits 1553 daselbst begonnen hat, geht ferner aus dem Privilegium hervor, das der Breslauer Buchdrucker Georg Baumann der Aeltere am 8. August 1590 ausgestellt und durch Kaiser Rudolph II. unter dem 26. Januar 1596 bestätigt erhalten hat, und in dem es folgendermaßen heißt: „Demnach verflossenes Tausend fünffhundert drey vnnd Funnffzigisten Jahres vnnser vorgehende Rathmann alhier dem Erbaren vnnd Kunstreichen Crißpinum Scharffenberger seligen vnd seine Erbenn in sonderer betrachtung, daß Er nicht mit weniger mühe vnnkosten vnnd Darlage eine Druckerey allhier anngerichtet vnnd ins Werckh gebracht mit einnem sondern Privilegio vnnd Befreyung begabet vnnd vorsehen, Welches sich auch Er vnnd sein Sohnn Hanß für menniglichen vnngehinndert gebraucht, vnnd aber vermöge eines kräfftigen Wesenn Vertrages an George Bawman, vnnd sein jetziges Eheweib Magdalena khommen, darauf vnnß dann nun“ u. s. w. Die Ausstattung seiner Officin muß eine sehr gute gewesen sein, denn ihre Erzeugnisse bieten einen schönen und reinen Druck; sehr sauber sind besonders die lateinischen Werke gedruckt, welche Thatsache wiederum dafür spricht, daß S. die Werkstatt Winkler’s erworben hatte, denn dieser hatte sich jedenfalls reichliches und gutes Material an lateinischen Lettern zugelegt, nachdem der Rath von Breslau ihm im J. 1539 den Druck und Verlag von Schulbüchern auf 10 Jahre privilegirt und gleichzeitig seinem Concurrenten Kaspar Lybisch daselbst den Druck lateinischer Bücher verboten hatte. Die Zahl seiner Drucke beläuft sich auf 40, unter welchen als die bedeutendsten zu nennen sind: „Index omnium scriptorum rever. Lutheri etc. Per Sigismundum Suevum Freistadiensem“, 1563. In dem gleichen Jahre druckte S. auch eine deutsche Ausgabe: „Register“ etc. „Rechnung auff den Linien vnd den Federn … Gemacht durch Adam Risen.“ Auf dem Titel befindet sich Riese’s Brustbild mit der Umschrift: „Anno 1.5.5.0 Adam Ries seines Alters im LVIII.“ Die erste Ausgabe dieses sprichwörtlich gewordenen Rechenbuches erschien 1518 zu Erfurt bei M. Maler, dann 1535 zu Frankfurt a. M., 1550 zu Leipzig und Breslau, 1561 und 1611 zu Leipzig, 1610 und 1629 zu Straßburg und später noch öfter an verschiedenen Orten. Im J. 1565 ließ S. ein anderes „Rechne Büchlein auff allerley Handthierung durch Johann Segkerwitz“ ausgehen; später folgten das „Gesangbuch der Brüder in Böhmen“ 1568; „Mart. Hellwigii Gemmae seu Sententiae morales tyronibus liter. praescribendae“ 1574 und „Ambr. Moribani Catechismi capita decem.“ 1576. Zum Signet hatte S. entsprechend seinem Namen einen scharfen Berg oder rauhen Felsen nebst den Initialen C. S. Die Frage, ob er auch zu den Formschneidern zu zählen sei, hat Nagler (Monogram. II, Nr. 653, 665) ausführlich erörtert. Dieselbe ist unbedingt zu bejahen, wenn S. vor seiner Niederlassung in Breslau sich einige Zeit hindurch zu Görlitz aufgehalten hat, denn auf einem großen colorirten Formschnittwerk liest man unten: „Zu Görlitz durch Crispin Scharfenberg, Formschneider“, aber das Blatt ist ohne Jahrzahl. Dagegen trägt ein in Holz geschnittenes Bildniß des Königs Siegmund August von Polen in Cramer’s Chronik die Jahrzahl 1561 neben seinen Buchstaben C. S. In Görlitz wurde ihm auch ein Sohn geboren, der später ebenfalls Formschneider geworden war. Dieser, Georg S., hielt sich 1574 zu Frankfurt a. M. auf und arbeitete für den Berliner Buchdrucker Bernhard Thurneisser; in einem Briefe an diesen entschuldigte er sich wegen verzögerter Arbeit, weil der kurfürstliche Capellmeister [782] ihm sein Bildniß zum Schneiden übergeben habe. Nach Malpe (Notices sur les Graveurs) sollen mehrere Holzschnitte von ihm in einer römischen Geschichte, welche zu Basel 1552 bei Froben erschien, enthalten sein. Auch gibt es einen außergewöhnlich großen Holzschnitt, eine Ansicht von Görlitz, die S. 1565 mit J. Metzler angefertigt hat. Man kann also demnach den Aufenthalt Crispin Scharffenberg’s in Görlitz ungefähr in die Zeit von 1530–53 setzen, worauf er dann bis 1576 in Breslau lebte. Er starb am 12. December d. J. am Schlagflusse, nach einer Angabe, weil er sich „in der Badstube auf dem Sande in einer Wanne gesetzt hatte“, nach andern, „weil er sich in kaltem Wasser gebadet hatte, darnach man ihn auf einem Wagen todt in sein Haus auf der Altbüsser Gasse brachte“, woselbst sich auch seine Officin befand. Diese ging nun in den Besitz seines zweiten Sohnes, Johann S., über, der schon zu Lebzeiten seines Vaters als Theilhaber des Geschäfts fungirt hatte, wie aus einigen Drucken hervorgeht, bei denen die Schlußschrift lautet: „Gedruckt durch Crispinum vnd Johann S.“ Von seinen früheren Lebensumständen ist nichts bekannt. Das dem Vater vom Kaiser Rudolf II. ertheilte Privileg, sowie auch die demselben vom Rathe der Stadt Breslau übertragene Gerechtsame wurden auch ihm 1577 bestätigt. Die Druckerei verlegte er in die „Reifengasse“, in ein Haus, das noch zu Anfang dieses Jahrhunderts und wohl auch noch heute den Namen der „alten Buchdruckerei“ führt. Auch das väterliche Signet änderte er in einen felsigen Berg, auf dessen Gipfel eine Flamme und in derselben die zwei Gesetztafeln zu sehen sind, mit der Umschrift: „Mons acer et ardeus“ und das er seinen meisten Büchern beidruckte. Von den 16 Drucken, welche aus seiner Presse hervorgegangen, sind die folgenden drei die bemerkenswerthesten: „Das Schlesische Wappenbuch“, 1578. (Ohne besonderen Titel oder weitere Nachricht. Die Familien, deren es 782 sind, finden sich darin in alphabetischer Ordnung und die Wappen selbst sind sauber in Holz geschnitten; auch er mag also von seinem Vater in der Formschneidekunst unterrichtet worden sein.) „M. Luc. Pollio Sieben Predigten vom ewigen Leben“ 1582. „Cathedralis Eccles. Vratisl. Statuta Synodalia antiqua“ 1587. Johann S. starb am 19. August 1586, nachdem er erst 36 Jahre alt geworden war. Wenn trotzdem noch bis 1588 sein Name auf den Drucken zu lesen ist, so erklärt sich dies daraus, daß nach ihm noch seine Frau als Erbin und Inhaberin der Officin bis 1589 die Arbeiten in derselben durch einen Factor fortsetzen ließ und sich unterzeichnete „per haeredes Joh. Scharffenbergii“. Dieser Factor, Georg Baumann, der Sohn des Erfurter Buchdruckers gleichen Namens, heirathete in dem letztgenannten Jahre die Wittwe Scharffenberg’s, wodurch er Eigenthümer des Hauses und der Officin wurde, und setzte dieselbe bis 1612 fort. Von den Nachkommen desselben übernahm Karl Wilhelm Graß 1748 die Druckerei, von diesem ging sie 1756 an Friedrich Siegmund Graß über, dessen Wittwe die Officin von 1788–99 fortführte und dann an Joh. Aug. Barth verkaufte, dessen Firma „Graß, Barth & Comp.“ noch heute in Breslau existirt. Ein Nachkomme von S., Crispinus S., druckte 1615 zu Neiße in Schlesien.

Vgl. Falkenstein, Geschichte S. 175. – Kapp, Geschichte S. 589. – Lorck, Geschichte S. 145, 277, 372. – Archiv f. d. Geschichte des Buchhandels V, 167; VI, 94 ff. – Scheibel, Bresl. Stadtbuchdruckerei 1804, S. 22–28, 82. – Kirchhoff, Beiträge I, 139. – Geßner, Buchdruckerkunst III, 240 bis 242, 325. – Breslauisches Jubelgedächtniß 1740. – Pollius, Tagebuch 1612. – Ezechiel, Schlesia liter. I, 427. – Stetter, Holzschneidekunst S. 225. – Goedeke, Dichter I, 24, 216. – Weller, Annal. I, 67, 343; II, 329, 522, 535 u. s. w.

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