Charles Rennie Mackintosh
Grafiken
Entwurf für eine Wanddekoration
Charles Rennie Mackintosh (* 7. Juni 1868 in Glasgow; † 10. Dezember 1928 in London) war ein schottischer Architekt, Innenarchitekt, Kunsthandwerker, Designer, Grafiker und Maler. Zusammen mit seiner Frau Margaret MacDonald Mackintosh, deren Schwester Frances MacDonald McNair und James Herbert McNair war er Begründer der Gruppe "The Four", die unter anderem auch entscheidenden Einfluss auf die Glasgow School ausübte. Er war einer der führenden Persönlichkeiten der Art Nouveau-Bewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts und gab dem modernen Design wichtige Impulse. Mackintosh gilt als einflussreicher Vorläufer der Modern Art.
Leben und Werk
Mackintosh wuchs als zweites von elf Kindern auf; sein Vater William McIntosh war Hauptkommissar bei der Polizei, seine Mutter Margaret Hausfrau. Sein Vater, ein leidenschaftlicher Hobbygärtner, hielt seine Kinder zur aktiven Arbeit im Garten an. Dies kann Grundlage für seine späteren floralen Designelemente gewesen sein. Außerdem zeichnete er viel bei den ländlichen Ausflügen mit der Familie: Häuser, Pflanzen und Tiere. Mit 16 Jahren trat er 1884 gegen den Willen des Vaters in das Architekturbüro von John Hutchinson ein, da er sich schon früh durch künstlerisches Geschick auszeichnete. Seit dieser Zeit besuchte er auch Abendkurse an der Kunstgewerbeschule. Hier wurden er mit seinen Freunden Herbert MacNair und den Schwestern Margaret und Frances Macdonald unter dem Namen The Four bekannt mit bemerkenswerten Beiträgen zum aufblühenden Glasgow Style des britischen Jugendstil. Nach fünfjähriger Ausbildungszeit verließ er das Büro 1889 und trat in das neugegründete Büro von Honeyman and Keppie als Entwurfszeichner ein. 1890 gewann er ein Reisestipendium und konnte 1891 so einige Monate in Italien zubringen. Zu dieser Zeit schon gewann er mehrere Preise für Zeichnungen, Malerei (auch Aquarelle) und Architektur.
Die frühen Jahre
Sein herausragendes Werk ist die 1896 begonnene Glasgow School of Art in der Renfrew-Street 167, deren rechteckiger Baukörper weitgehend streng, klar und scheinbar schmucklos gestaltet ist. Das Büro Honeyman und Keppie hatten den Wettbewerb gewonnen, der Entwurf stammte von Mackintosh. 1907 bis 1909 wurde eine Bibliothek angebaut, die einschließlich des Mobiliars ebenfalls auf einem Entwurf Charles Rennie Mackintoshs beruht. Auch hier dominieren rechte Winkel und Geraden.
Einen Namen als Innenarchitekt machte sich Mackintosh im selben Jahr 1896 außerdem mit seinen Art Nouveau-Entwürfen für die Teestuben-Kette Cranston, deren Realisation in den Willow Tearooms in Glasgow zu besichtigen ist. Er entwarf ohne finanzielle und künstlerische Vorgaben Gebäude, Mobiliar und Inneneinrichtung, die auch seine berühmten Stuhlentwürfe umfaßten. Paradox mutet dabei nur an, dass die Inhaberin der Teesalons ein engagiertes Mitglied der Antialkoholliga war, wobei Mackintosh selbst wahrscheinlich Alkoholiker war.
Die Glasgow School und die Tearooms verhalfen Mackintosh jetzt schnell zu internationalem Ruhm. 1898 beendete die Gruppe The Four offiziell ihre Zusammenarbeit; allerdings bestanden die Freundschaften in anderer Form weiter: 1899 heiratete MacNair Frances Macdonald, 1900 Mackintosh Margaret Macdonald. In ihrer Wohnung waren alle Stücke selbst entworfen: Vom Design der Tapeten über Möbel bis hin zum Besteck gemäß dem Anspruch des optischen in sich geschlossenen und ästhetischen Gesamteindrucks der Innenausstattung. Im selben Jahr wurden sie zur 8. Wiener Secession eingeladen und nahmen 1902 unter Beifall an der Erste Internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin teil.
Die fruchtbarsten Jahre
In der Zeit von 1900 bis 1902 schuf Mackintosh nicht nur bedeutende Architektur, sondern auch Inneneinrichtungen. Er entwarf das Verlagshaus des Daily Records 1901 und gewann den Wettbewerb für das Haus eines Kunstfreundes; die Entwurfszeichnungen waren für die Architekturentwicklung Europas wegweisend. Er kombinierte hier wie auch im Hill House vollständig weiße und mit dunkler Eiche vertäfelte Räume. Das berühmte Hill House entstand zwischen 1902 und 1904 in Helensburgh nördlich von Glasgow. 1900 beteiligte sich Mackintosh mit seiner Frau an der Ausstellung der Wiener Secession, die ihn international bekannt machte.
Gemeinsam mit Mackay Hugh Baillie Scott entwarf er Serienmöbel und Gebrauchsgegenstände für den Möbelfabrikanten Karl Schmidt-Hellerau. Die Künstler wurden anteilig am Umsatz beteiligt und ihre Namen wurden in den Produktkatalogen der Deutsche Werkstätten Hellerau angegeben, was zu jener Zeit ein Novum war. 1903/1904 wurden ihre Arbeiten in der Ausstellung Heirat und Hausrat in Dresden gezeigt.
Der Niedergang
1913 trank Mackintosh so viel, dass die Verbindung mit Honeyman und Keppie aufgelöst wurde. Kunden drohten wegen Unzuverlässigkeit Mackintoshs Aufträge abzuziehen. 1914 verließ Mackintosh Glasgow, um sich in Walberswick in Suffolk zu erholen. Hier begann er vermehrt im Rahmen einer Künstlerkolonie Aquarelle zu malen. Da der Ausbruch des Ersten Weltkriegs einen Umzug zu Freunden nach Wien verhinderte, übersiedelte er mit seiner Frau nach London.
Das Leben während des Krieges wurde schwer. Mackintosh verdiente einiges an Geld durch den Entwurf von Textilware. Obwohl er weiterhin im Besitz all seiner Fähigkeiten war, wurden keine seiner folgenden Projekte – z. B. Entwürfe von Fabrikgebäuden sowie Gebäudekomplexen für Geschäfte und Büros – verwirklicht. Sein letztes Architekturprojekt 1920, ein radikaler Theaterbau für Margaret Morris in London, Chelsea, wurde von den Behörden nicht genehmigt.
Das Ende
Dem finanziellen Ruin nahe, entschlossen sich die Mackintoshs in die Pyrenäen zu ziehen, da dort die Lebenshaltungskosten niedriger waren als in London. Über Ille-sur-Tet kamen sie nach Mont-Louis. Auch sollte die Höhenlage von 1.600 m Mackintoshs angeschlagene Gesundheit lindern. In den Wintermonaten 1925 und 1926 wohnten sie im Hotel du Commerce im wenig entfernten Port-Vendres;[1] hier ist heute eine Gedenkplakette angebracht. Vermehrt malte Mackintosh Aquarelle von Motiven der Umgebung (Port Vendres, Colliour, Amelie-Les-Bains-Palada, Ille sur tet, Mont-Louis). 30 Reproduktionen sind heute an den Originalplätzen auf einem Art Trail[2] zu sehen.
Während sich seine Frau aus medizinischen Gründen in London aufhielt, wurde die desaströse finanzielle Lage Mackintoshs in seinen Briefen an Margaret offenbar: Er machte sich Sorgen um Geld für Malutensilien und Porto. Nach Margarets Rückkehr hielten sie sich nochmals in Mont-Louis auf, bevor Mackintosh sehr ernsthaft erkrankte: 1927 wurde in London Zungenkrebs diagnostiziert. Die Behandlung konnte er selbst nicht bezahlen. Mittellos irrten sie durch London, bis Mackintosh starb. Nach dem Tod Margarets, vier Jahre später, wurde der Nachlass – als wertlos eingestuft – für ein paar Pfund verkauft.
Nach 1928
In Lissabon steht ein Haus (Casa dos Acores), welches einem Schüler Mackintoshs zugeschrieben wird. In den späten 1970er Jahren wurde sein Atelier, das Mackintosh House in Glasgow, als Museum rekonstruiert. In den 1990er Jahren wurde im Bellahouston Park das House for an Art Lover nach Mackintoshs Plänen aus 1901 errichtet. In Port Vendres gibt es ein Museum für Mackintosh im Museumsbau Le Dome; dies hat aber z.B. im Winter geschlossen.
Bauwerke
1893-1895: Glasgow Herald Building, (Glasgow, Schottland)
1895-1896: Martys’ Public School, (Glasgow, Schottland)
1896−1909: Glasgow School of Art (Schottland)
1898: Queen's Cross Church, (Glasgow, Schottland)
1900-1901: Windyhill, (Kilmacolm, Renfrewshire)
1901: Entwurf für Haus eines Kunstfreundes, Rekonstruktion Bellahouston Park, Glasgow
1901: Daily Records, (Glasgow, Schottland)
1903: Hill House, (Helensburgh, Schottland)
1903-1904, 1917: The Willow Tearooms (Glasgow, Schottland)
1903-1906: Scotland Street School Museum of Education (Glasgow, Schottland)
1904-1906: Auchenibert, (Killearn, Stirlingshire)
Einzelnachweise
Internetseite der Gemeine Port-Vendres, abgerufen am 24. August 2013
Internetseite des Art Trails, abgerufen am 22. Oktober 2013
Literatur
Charlotte und Peter Fiell: Charles Rennie Mackintosh 1868-1928. Taschen Verlag, Köln 2004, ISBN 3-8228-3204-9.
Lydia L. Dewiel: Schnellkurs Jugendstil. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2002, ISBN 3-8321-5384-5.
Nathaniel Harris: The Life and Works of Rennie Mackintosh. Parragon, Bristol 1996, ISBN 0-7525-1445-8.
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