Bernardus Antonie van Beek (* 30. Januar 1875 in Amsterdam; † 3. März 1941 in Kortenhoef) war ein niederländischer Maler. Er war ein Künstler, der keine Akademie besucht hatte und wird der Haager Schule zugerechnet und steht damit in der Tradition der Schule von Barbizon.[1][2][3] Von seiner Motivwahl her finden sich auch Einflüssen des Amsterdamer Impressionismus.
Leben und Werk
Zunächst arbeitete er bei seinem Vater als Dekorationsmaler. Anschließend besuchte er die Schule für Kunst und Handwerk. Dann bildete er sich vor allem in der Tafelbildmalerei weiter.
Van Beek ist an verschiedensten Orten im Norden Hollands tätig gewesen. Zunächst war er bis 1907 in Katwijk aan Zee. Dann hatte er ein Studio in Amsterdam. Ab 1911 ging er nach Kortenhoef (Wijdemeren), wo er bis 1931 blieb. Den Abschluss seiner Wanderschaft bildete Vreeland (Stichtse Vecht), wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1941 als Maler tätig war.
In Kortenhoef, lernte er Paul Gabriël[4] kennen, der großen Einfluss auf seine frühen Arbeiten hatte. Er führte ihn auch zu neuen Themen hin, wie die Seerosenlandschaften in den Moorgebieten, so auch um Kortenhoef.[5] und die Torfarbeiten[6][7].
Dort stieß er auch auf Evert Pieters[8] und Jan Hillebrand Wijsmuller.[9]
Diese Lehrer aus der Haager Schule beeinflussten wesentlich seinen Malstil und die Vervollkommnung seiner Ausbildung.[10] Bei seiner Palette wählte er bewusst immer solche Malmittel, die ein starkes Oberflächenlicht erzeugten. Damit folgte der Tradition der Haager Schule der 2. Generation – selbst das Wintergesicht hat bei ihm nicht die übliche Düsternis, sondern findet in der Aufhellung der gewählten Farbqualität seinen Ausdruck – dies ist ein Resultat des Zusammenwirkens von Malgrund und des Farbmittels mit seinem Bindemittel.[11] Bei den Stadtgesichtern greift er nahezu die Palette eines Jan Vermeer (1632–1675) auf, wie sie in der „Straße in Delft“ und eines Gerrit Adriaenszoon Berckheyde (1638–1698) „Der Große Markt in Haarlem mit der St. Bravo Kirche“ vergleichbar ist. Seine gewählten Farben sind eine feinfühlige Abwandlung des Alten bei Beibehaltung der Wesensmerkmale der Haager Schule.[12] Besonders der gewählte, abgestufte Blauton als Botschaft der eingefangenen Stimmung ist ein wichtiges Charakteristikum seiner Gemälde.
Der Bildaufbau in die Formgebung korrespondiert mit dem der alten Niederländischen Landschaftsmalerei, also von links unten nach rechts oben steigend.[13] Sein Bildhorizont bewegt sich vom unteren Drittel über die Bildhalbierende bis zum oberen Drittel.[14]
Zum Œuvre
Einschiffen der Fischer nach Kortenhoef (etwa um 1910).
Seine gewählten Bildgattungen erstreckten sich vom Genre zur Landschaftsmalerei mit Szenen von der Sommerlandschaft über die Polderlandschaft zum Stadtgesicht hin. Kunsthistorisch ist er dem Amsterdamer Impressionismus zuzurechnen. Im Stillleben hatte er sich vornehmlich der Blume als Objekt angenommen.[15] Darüber hinaus greift er das klassische Thema der Windmühle von Paul Gabriël (1828–1903), Jacob Maris (1837–1899) und Johan Hendrik Weissenbruch (1824–1903) auf, das in der Tradition eines Jacob van Ruisdael(1629–1682) im 1. Goldenen Zeilalter der Niederländischen Malerei steht.
Bekannt sind vor allem seine Landschaftsgesichter aus der unmittelbaren Umgebung von Kortenhoef. Dabei greif er auch das Fischerleben auf. Hier widmet sich vornehmlich dem Segelschiff als Erwerbsquelle und greift damit eine neue Thematik auf, die für ihn charakteristisch ist, die Binnenfischerei.[16]
Auch verewigte er alte Stadtviertel. — In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckte er das helle, lichte Dorfgesicht. — Hier folgte der hellen Farbpalette eines Jan Vermeer und Gerrit Adriaenszoon Berckheyde.
Van Beek verstarb 1941 im Alter von nur 66 Jahren.
Ausstellungen
1903 Stedelijke internationale tentoonstelling van kunstwerken van levende meesters, Stedelijk Museum, Amsterdam.
1907 Stedelijke internationale tentoonstelling van kunstwerken van levende meesters, Stedelijk Museum, Amsterdam.
1912 Stedelijke internationale tentoonstelling van kunstwerken van levende meesters, Stedelijk Museum, Amsterdam.
Museen
Goois Museum, Hilversum
Galerie
Straße in Brügge (etwa um 1910).
Stadthaus in Maassluis (etwa um 1920).
Voorburgwal in Amsterdam (etwa um 1920).
Bauernhaus (etwa um 1920).
Steg vor Kortenhoef (etwa um 1910).
Häuser am Wasserarm (etwa um 1920).
Seelilien bei Kortenhoef (etwa um 1920).
Fischerboote bei Kortenhoef (etwa um 1920).
Literatur
Bernt, Walter: Die Niederländischen Maler und Zeichner des 17. Jahrhunderts. Band 1 und Band 2, Bruckmann Verlag, München 1979, ISBN 3-7654-1768-8.
Broude, Norma: Impressionismus – eine Internationale Bewegung 1860–1920. Dumond Buchverlag, Köln 1990, ISBN 3-8321-7454-0.
Constable, Freda: John Constable, a biography, 1776–1837. Lavenham, Dalton 1975, ISBN 0-900963-54-9.
Huizinga, Johan: Holländische Kultur des 17. Jahrhunderts. Beek Verlag, 2007, ISBN 978-3-406-54756-0.
Lindemann, Gottfried: Das Goldene Zeitalter der Niederländischen Kunst. Belser Verlag, 2000, ISBN 3-7630-2376-3.
Müllerschön, Bernd, Maier, Thomas: Die Maler der Schule von Barbizon. Verlag Ed. Tombe, Stuttgart 2002, ISBN 3-935252-01-3.
Noon, Patrick: John Parkers Bonington – On the Pleasure of Painting. Balding + Mansell, 1991, ISBN 0-300-05108-5.
Sillevis, John, Kraan, Hans, Dorn, Roland: Die Haager Schule, Meisterwerke der Holländischen Malerei des 19. Jahrhunderts aus Haags Gemeentemuseum. Ausstellungskatalog der Kunsthalle Mannheim. Edition Braus, 1987, ISBN 3-925835-08-3.
Slive, Seymore: Jacob van Ruisdael, A Complete Catalogue of His Paintings, Drawings and Etchings. Yale University Press, New Haven/ London 2001, ISBN 0-300-08972-4.
Wheelock, Arthur K.: Jan Vermeer. Harry N. Abrams Inc., Publishers, New York 1984, ISBN 0-8109-1730-0.
Zeitschriften
Anonym, Bernard van Beek, 1875–30 Januari-1935. In: De Kunst 27 (1935), S. 14.
N.H. Wolf: Groepen-tentoonstelling in Arti: Bern. A. van Beek, Marianne Franken, C.M. Garms, Harrie Kuyten, H. IJkelenstam. In: De Kunst 33 (1941), S. 42–43.
R. Vetter, W. Vetter: Geesje van Calcar, een echte Mesdag. Schipluiden 2001, S. 75, passim.
Anmerkungen
Die Haager Schule in Den Haag und ihrer Umgebung ist der Ort der Gegenströmung zur Klassizistischen Malerei der Niederlande und zugleich der zentrale Ort des Ursprungs der Niederländischen Bewegung des Impressionismus und gleichzeitig der Aufbruch in das 2. Goldene Zeitalter der Niederländischen Malerei.
Kunsthistorisch wiederum ist van Beek der Strömung des 2. Goldenen Zeitalters der Niederländischen Malerei zuzurechnen.
Das erste Goldene Zeitalter der Niederländischen Malerei war im 17. Jahrhundert zur Zeit der 7 Republiken der Niederlande.
Paul Joseph Constantin Gabriël (1828–1903) zählte zu den wesentlichen Vertretern der Haager Schule der 1. Generation. Bekannt wurde er durch seine Landschaftsmalerei, und zwar Szenen aus der Polderlandschaft mit ihren Windmühlen und der ländlichen Idylle.
Die Seerose, auch Wasserlilie genannt, war zu jener Zeit ein wichtiges Thema in der Landschaftsmalerei, das bei vielen Künstlern gern aufgegriffen wurde, so auch bei Constant Artz, Harold Gilmer, Aris Knikker, Claude Monet, Willem Roelofs, Gertrud Staats, Max Waltz und Jan Hillebrand Wijsmuller.
gemeint ist der Handtorfstich
Torf wurde auch der Brennstoff der armen Leute genannt und hatte getrocknet einen hohen Heizwert.
Evert Pieters (1856–1932) gehörte der zweiten Generation der Haager Schule an. Er hatte sich in der Landschaftsmalerei dem Küstenstück sowie dem Genre rund um das bäuerliche Leben zugewandt. Letzteres ist in Fortsetzung der Tradition der Bauernsatiere eines Jan Steen(1625-1679) des 17. Jahrhunderts und von Albert Neuhuys (1844-1914) der Haager Schule der 1. Generation.
Jan Hillebrand Wijsmuller (1855–1925) gehörte ebenfalls der Haager Schule der 2. Generation an. Seine Bildgattungen umfassen nahezu das gesamte Œuvre dieser Bewegung des niederländischen Impressionismuses.
Hier spiegelt sich nochmals das endende System der Schule von Barbizon wider, wo der Meister mit seinem Lehrling in der Natur den direkten Kontakt hatte und dessen Ausbildung weiterführen bzw. vervollkommnen konnte.
Hier lehnt er sich an die Tradition der Palette eines Jacob van Ruisdael an, die im Besonderen im Gemälde „Winterlandschaft mit zwei Windmühlen“ (derzeit in Privatbesitz) ihren Vorläufer findet.
Den breiter Pinselstrich eines Frans Hals (~1580-1666), der im 19. Jahrhundert wiederentdeckt wurde, hatte er auch aufgegriffen. Die Art den Pinselstrich zu führen geht auf Johan Barthold Jongkind (1819-1891) zurück.
Ein beredetes Beispiel für diese Linienführung ist der von links unten nach rechts oben ansteigende Horizont hinter der bäuerlichen Remise in dem Gemälde „Landschaft mit Brunnen“ von Nicolaes Berchem (1620–1683), ehemals Galerie Lichtenstein.
In der niederländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts wurde meist die Linie des unteren Drittels für den Bildhorizont gewählt. Das beste Beispiel ist „Abendlandschaft mit einem Weiler auf der Maasinsel“ von Aert van der Neer (1603-1677), derzeit in der Eremitage (Sankt Petersburg) zu sehen.
Die Haager Schule hatte neben anderen Bildgattungen auch das Stillleben verdrängt. Die Bildgattung des Stilllebens, besonders der Blume, ist ein vom Amsterdamer Impressionismus wieder aufgegriffenes altes Thema des 17. Jahrhunderts.
Sie ist ganz im Gegensatz zu den Küsten- und Seestücken der Fischereimotive von Noordwijk, Katwijk und Scheveningen eines Bernard Blommers (1845-1914) bzw. Hendrik Willem Mesdag (1831-1951).
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