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Decumanus ist ein Begriff aus der römischen Landvermessung. Er bezeichnet die senkrecht verlaufenden Linien in einem rechtwinklig angelegten Vermessungssystem.

Ursprünglich wurde der Begriff in der Kosmologie verwendet und bezeichnete die Ost-West-Achse, die als Visierlinie bei der Beobachtung der Himmelsbewegung verwendet wurde. Der Kontrapunkt ist die cardo genannte Nord-Süd-Achse. Der decumanus teilte den Himmel in eine Tag- und eine Nachthälfte, beziehungsweise eine Sonnenaufgangs- und eine Sonnenuntergangshälfte.

In der gromatischen Praxis legte man einen decumanus maximus (DM), eine Hauptorientierungsachse an, die sich nicht an astronomischen, sondern topografischen Gesichtspunkten orientierte. Meist wurde der decumanus dort angelegt, wo die größtmögliche Ausdehnung einer anzulegenden Stadt möglich war, oder dort, wo es schon eine bestehende Straße gab. Die waagerechte Orientierungsachse war der cardo maximus (CM). An diesen beiden sich rechtwinklig treffenden Strassen orientierte man sich bei der Neuanlage von Städten. Mit dem groma genannten Vermessungsgerät wurde ein Koordinatensystem angelegt, das als Grundlage der weiteren anzulegenden Straßen und Parzellen der Stadt fungierte. Der decumanus maximus wurde in einer Breite von 40 römischen Fuß (12 Meter) angelegt. Das entsprach immer der doppelten Breite des cardo maximus.

Der decumanus wurde auch beim Bau von Militärlagern angelegt und prorsi („dem Feind zugewandt“) bezeichnet.


Literatur

  • Ursula Heimberg: Römische Landvermessung, Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern/Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart 1977 (Kleine Schriften zur Kenntnis der römischen Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands, Nr. 17)
  • Werner Müller, Die heilige Stadt - Roma quadrata, Jerusalem und die Mythe vom Weltnabel, Stuttgart 1961

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