Krise der Römischen Gesellschaft
Infolge des Zweiten Punischen Krieges geriet die römische Gesellschaft in eine Krise. Das römische Heer bestand damals aus Kleinbauern, die für den Kriegsdienst ausgehoben wurden und die sich selbst ausrüsten mussten. Die lange Dauer des 2. Punischen Krieges führte dazu, dass viele Felder lange nicht bearbeitet werden konnten und die Bauern dadurch ruiniert wurden. Dies wiederum führte zu Problemen bei neuerlichen Aushebungen.
Viele Bauern flohen in die Städte, wodurch dort die Zahl der Proletarier stark zunahm. Die Gewinner dieser Entwicklung waren die Eliten Roms, die durch den Handel und Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe reich wurden. Diese größeren Ländereien oder Latifundien entstanden auf Kosten des Ager publicus, der eigentlich den Bauern Roms zustand. Diese Entwicklung erzeugt Aggressionen auf dem Lande und gipfelt in einem politischen Kampf auf höchster Ebene, nämlich im Senat.
Tiberius Sempronius Gracchus
Der Volkstribun Tiberius Gracchus ließ um 133 v. Chr. zur Wiederherstellung des Kleinbauerntums Land aus dem Gemeindebesitz (Ager publicus) an Proletarier verteilen. Großgrundbesitz, der über eine per Gesetz festgelegte Grenze hinausging, sollte von einer aus drei Männern bestehenden Kommission verteilt werden. Diese Maßnahmen dienten zur Wiederherstellung der Wehrkraft und zur Beseitigung der Folgen der Proletarisierung.
Die Opposition gegen diese Reformen war stark, die Latifundienbesitzer waren im Senat gut vertreten. Als der Volkstribun M. Octavius die Durchsetzung der Reform zunächst per Veto verhinderte, ließ Gracchus diesen durch Abstimmung in der Volksversammlung abwählen. Der Adel missachtete das Landverteilungsgesetz jedoch oder umging es, indem das Land an Strohmänner aufgeteilt wurde.
Tiberius Gracchus war ein Revolutionär wider Willen, da seine Ziele konservativ, aber seine Methoden revolutionär waren. Moderne Historiker sind zu dem Schluss gelangt, dass die Auflösung der Römischen Republik mit ihm begann bzw. mit der nicht möglichen Regulierung frühkapitalistischer Monopole. Dieser Versuch endete in der Tötung von Tiberius Gracchus durch die römischen Eliten auf dem Marsfeld. Dieser Mord wurde als "Unruhe" getarnt und keiner seiner Mörder kam vor Gericht.
Gaius Sempronius Gracchus
Der Volkstribun Gaius Gracchus hatte ähnliche, aber weitreichendere Ziele als sein Bruder Tiberius Gracchus (siehe auch Leges Semproniae). Zehn Jahre nach der Ermordung des Tiberius begann er mit der Erneuerung des Ackergesetzes und mit der Versorgung der bedürftigen Stadtbevölkerung mit billigem Getreide. Er ließ bestimmte Richterstellen von den Rittern besetzen (Lex iudiciaria), um diesen Stand für seine Pläne zu gewinnen. Außerdem führte er eine geregelte Besteuerung der Provinz Asien ein und scheiterte wegen des Widerstandes der Senatspartei und der niederen Volksschichten mit seinem Antrag auf Verleihung des Vollbürgerrechtes an die Latiner und des römischen Bürgerrechtes an die anderen Bundesgenossen.
Gracchus und seine Anhänger besetzten 121 v. Chr. den Aventin, woraufhin der Senat den Notstand erklärte (SCU = Senatus consultum ultimum). Seine Gefolgsleute wurden erschlagen, G. Sempronius Gracchus ließ sich von einem Sklaven töten.
Literatur
Karl Christ: Krise und Untergang der römischen Republik, 4. Auflage, Darmstadt 2000. Detailstudie mit zahlreichen weiteren Literaturangaben.
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