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Marcus Fabius Quintilianus (* 35 in Calagurris in Spanien; † um 96) war ein berühmter römischer Rhetoriklehrer.

Leben und Werk

Seine Ausbildung machte er in Rom bei Remmius Palaemon und Gnaeus Domitius Afer. Nach der Rückkehr in seine Heimat begleitete er 68 n. Chr. den zum Kaiser ernannten spanischen Statthalter Galba nach Rom. Hier war er zunächst als Anwalt und Redelehrer tätig; u.a. waren der jüngere Plinius und Juvenal seine Schüler. Sein Ruhm brachte ihm unter Kaiser Vespasian sogar die Ernennung zum Konsul ein.

Als Vespasian in Rom öffentliche Rhetorikschulen einrichtete, wurde Quintilian der erste staatlich besoldete Lehrer der Rhetorik in Rom. Nach 20-jähriger Lehrtätigkeit trat Quintilian in den Ruhestand. Seit etwa 90 wirkte er weiter als Prinzenerzieher am Kaiserhof Domitians. Zugleich verfasste er sein Hauptwerk, die Institutio oratoria (Unterweisung in der Redekunst) in zwölf Büchern, die zugleich ein umfassendes erzieherisches Anliegen hat. Sie behandelt, mit der elementaren Ausbildung beginnend, systematisch das gesamte Gebiet der Rhetorik. Quintilian war geprägt von der Redekunst und dem Stil Ciceros. Er sah in Cicero das Vorbild des Redners und Stilisten und die Verkörperung seines Bildungsideals.

Er verfocht eine natürliche Sprache und kritisierte die gekünstelte Rhetorik seiner Zeit, vertrat also in Anknüpfung an die Asianismus/Attizismus-Debatte zur Zeit Ciceros wie letzterer eine gemäßigte rhodische Mittelposition. Quintilians eigene Reden und weitere Schriften sind verloren. Die Thesen seiner Streitschrift De causis corruptae eloquentiae (Von den Ursachen des Verfalls der Beredsamkeit) können jedoch aus Anspielungen der Institutio und in Tacitus' Dialogus de oratoribus (Dialog über die Redner) ungefähr rekonstruiert werden.

Das bedeutende, durch reiche persönliche Erfahrung geprägte wertvolle Hauptwerk hat stark auf die Humanisten gewirkt und stellt die Grundlage des noch bis in neuere Zeit hinein wirksamen Ciceronianismus dar. Das 10. Buch des Werkes bietet einen Abriss der griechischen und römischen Literaturgeschichte mit abgewogenen Charakteristiken und feiner Kritik. Einschränkend muss aber festgehalten werden, dass die griechischen und römischen Autoren danach beurteilt werden, wie vorbildlich sie für den sich schulenden jungen Redner sind: nicht eine abstrakte ästhetische Einordnung gibt Quintilian, er schätzt vielmehr den Nützlichkeitseffekt ein, den die Lektüre der Autoren für den Stil des Rhetorikschülers haben könnte.

Zwei unter Quintilians Namen überlieferte Werke Declamationes stammen wohl aus dessen Schule. Sie enthalten eine Sammlung von Übungsreden. Die Schüler sollten hier gemäß einer zeittypischen Lehrform (die Quintilian selbst scharf kritisiert!) an einem fiktiven, meist geradezu absurden Rechtsfall in je einer Anklage- und Verteidigungsrede formal ihren Scharfsinn und ihr Sprachgefühl entwickeln.


Literatur

Ausgaben

  • Adriano Pennacini, Quintiliano Institutio oratoria, 2 Bde, Torino: Einaudi, 2001.

Übersetzungen

  1. Quintilian: Ausbildung des Redners: Zwölf Bücher. Lateinisch und Deutsch. Hrsg. und übers. von Helmut Rahn. Wiss. Buchgesellschaft Darmstadt. 3. Aufl. (ggü. d. 2. unveränd.) 1995.
  2. Quintilian: Institutio oratoria X - Lehrbuch der Redekunst 10. Buch. Lateinisch und Deutsch. Übersetzt, kommentiert und mit einer Einleitung herausgegeben von Franz Loretto. Philipp Reclam Jun. ulm. Bibliographisch ergänzte Ausgabe 1995. ISBN 3-15-002956-2



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