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Pertinax, Vatikan Museum

Pertinax, Vatikan Museum

Publius Helvius Pertinax (* 1. August 126 in Alba Pompeia; † 28. März 193 in Rom) war 193 römischer Kaiser. Er war einer der Kaiser des Fünfkaiserjahres.


Herkunft und Karriere als Ritter

Pertinax war Sohn eines Freigelassenen aus Ligurien. Er wurde zunächst Lehrer und trat um 160 als Offizier in das römische Heer ein, was mit seiner Erhebung in den Ritterstand verbunden war. Er diente zunächst als Präfekt der 7. berittenen gallischen Auxiliarkohorte in Syrien und nahm am Partherkrieg teil. Um 165 wurde er nach Britannien versetzt und zum Tribun der Legio VI Victrix befördert. Später war er dort Präfekt der tausend Mann starken 1. Tungrer-Kohorte.

Die nächste Karrierestufe war das Kommando einer Ala quingenaria (Einheit von 500 Reitern), wohl in Moesien. Darauf wechselte er (wohl 168) zu einer zivilen Tätigkeit als procurator alimentorum in Norditalien in der niedrigsten Gehaltsstufe (60.000 Sesterzen jährlich). Um 169 war er wieder auf einem militärischen Posten, nämlich als Befehlshaber der Rheinflotte mit einem Jahresgehalt von 100.000 Sesterzen. Um 170 war er bereits Prokurator für die drei dakischen Provinzen und Obermoesien in der höchsten Gehaltsklasse (200.000 Sesterzen). Seine Karriere war also schnell. In der Folgezeit bewährte er sich bei der Abwehr von ins Reich eingefallenen Germanen, die bis nach Italien vorgedrungen waren.


Senator unter Mark Aurel

Wegen seiner militärischen Verdienste und auch dank der Unterstützung eines mächtigen Förderers, des einflussreichen Senators Tiberius Claudius Pompeianus, wurde Pertinax um 171 in den Senat aufgenommen. Pompeianus war seit 169 der Schwiegersohn des damals regierenden Kaisers Mark Aurel. Er stammte aus der Provinz Syria und hatte Pertinax schon in dessen dortiger Zeit gekannt und geschätzt. Nun konnte Pertinax Legat (Kommandeur) einer Legion, der Legio I Adiutrix werden, die in der Provinz Oberpannonien stationiert war. Es gelang ihm, die eingedrungenen Germanen völlig aus den Provinzen Raetia und Noricum zu vertreiben, und er drang auch in germanisches Gebiet jenseits der Donau vor. Für seine Verdienste wurde er 175 mit dem Suffektkonsulat belohnt. Er verwaltete verschiedene Provinzen als Statthalter, erst Untermoesien, dann Dakien und schließlich Syrien.

Pertinac Sesterz

Pertinac Sesterz, (http://www.cngcoins.com)

Rolle unter Commodus

Inzwischen hatte im Jahre 180 Kaiser Commodus, der Sohn Mark Aurels, die Herrschaft angetreten. Sein Prätorianerpräfekt Tigidius Perennis war 182– - 185 faktisch der mächtigste Mann im Reich, er traf die wichtigen Personalentscheidungen und sorgte dafür, dass manche Karrieren nicht fortgesetzt wurden. Pertinax wurde gezwungen, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Er verbrachte die Jahre der Herrschaft des Perennis in seiner ligurischen Heimat. Nach dem Sturz und Tod des Perennis (185) wurde der kaiserliche Freigelassene Marcus Aurelius Cleander sein Nachfolger als maßgeblicher Gestalter der Politik des Commodus. Im Rahmen des damit verbundenen personalpolitischen Kurswechsels konnte Pertinax in den Staatsdienst zurückkehren. 185 –187 war er Statthalter von Britannien, wo er sich durch Beendigung einer Soldatenmeuterei Ansehen verschaffte. 188– - 189 verwaltete er als Proconsul die Provinz Africa, danach wurde er Stadtpräfekt von Rom.

190 wurde Cleander, der sich durch skandalösen Ämterverkauf verhasst gemacht hatte, mit einer Intrige gestürzt. Seine Gegner sorgten für eine künstliche Getreideverknappung in Rom, für die er verantwortlich gemacht wurde; Unruhen und Kämpfe brachen aus. Um die Menge zu beruhigen, ließ Commodus seinen Günstling Cleander hinrichten. Pertinax als dem Stadtpräfekten kam in dieser Krise eine Schlüsselrolle zu. Offenbar ging er gestärkt aus den Wirren hervor. 192 wurde er zum zweiten Mal Suffektkonsul.

Erhebung zum Kaiser

191 wurde der neue Prätorianerpräfekt Aemilius Laetus der eigentliche Machthaber im Hintergrund. Er beschloss, sich des Commodus zu entledigen, um dem Schicksal seiner Vorgänger, die den unablässigen Intrigen zum Opfer gefallen waren, zu entgehen und statt dessen selbst einen neuen Kaiser seiner Wahl einzusetzen. Am 31. Dezember 192 wurde Commodus auf Veranlassung des Laetus ermordet. Laetus sorgte umgehend dafür, dass Pertinax zum neuen Kaiser ausgerufen wurde.

Da Laetus als der für den Mord an Commodus Verantwortliche zugleich derjenige war, der Pertinax als Nachfolger auswählte und durchsetzte, hat man vermutet, dass Pertinax selbst an der Verschwörung gegen Commodus beteiligt war. Darüber gehen die Meinungen auseinander, und die Quellenlage gestattet kein sicheres Urteil.

Regierung und Tod

Pertinax regierte nur knapp drei Monate, in denen es zu mehreren Meutereien und Verschwörungen kam. Seine Position war äußerst prekär, da er keine eigene Machtbasis hatte, sondern völlig auf das Wohlwollen der Prätorianer und hauptstädtischen Soldaten angewiesen war, während Laetus beabsichtigte, weiterhin aus dem Hintergrund die Fäden zu ziehen.

Nach der langen Regierung des Commodus waren nicht nur die Staatsfinanzen zerrüttet, sondern auch der Respekt vor dem Amt des Kaisers und den traditionellen Autoritäten war weitgehend abhanden gekommen. Dass Pertinax in der Stadtbevölkerung populär war, nutzte ihm unter diesen Umständen wenig. Er wurde am 28. März 193 von meuternden Soldaten erschlagen. Anscheinend handelte es sich nicht um eine Verschwörung oder einen geplanten Aufstand, sondern nur um eine chaotische Aktion, die von der allgemeinen Disziplinlosigkeit ermöglicht wurde.

Der Kaiser Septimius Severus (193 –211) ließ Pertinax, als dessen Rächer er auftrat, im Rahmen des Kaiserkults zum Gott erheben.

Literatur

  • H.-G. Kolbe: Der Pertinaxstein aus Brühl. In: Bonner Jahrbücher 162 (1962), S. 407–420 (= Année Epigraphique Jg. 1963, Nr. 52): Publikation einer ehrenden Inschrift [Statuenbasis?] der Kölner für Pertinax in Zusammenhang mit seiner Tätigkeit bei der Rheinflotte; Text und Übersetzung der Inschrift im Netz.
  • Hubert Devijver: Les ‚militiae equestres’ de P. Helvius Pertinax. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 75 (1988), S. 207-214.

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