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Xanthippe (griechisch Ξανθίππη)[2] war die Ehefrau des Philosophen Sokrates, die als Inbegriff des zänkischen Weibes in die europäische Literatur eingegangen ist. Ihr Name wird oft sprichwörtlich gebraucht und steht dann für eine übellaunige, streitsüchtige Frau, häufig auf die partnerschaftliche Beziehung bezogen.

Sokrates, den Xanthippe mit Spülwasser übergießt, Reyer van Blommendael c. 1655, 210 x 198 cm Musée des Beaux-Arts, Strasbourg

Quellenlage

Bis heute erhalten und bekannt ist als Quelle das Werk des Xenophon, welches das Bild der zänkischen und unverträglichen Ehefrau vermittelt. Kurz erwähnt wird Xanthippe auch in Platons Apologie. In den letzten Jahrzehnten wurde vereinzelt versucht, die Rolle der Xanthippe einer Neubewertung zu unterziehen. Dabei wurde in der Regel versucht, das Verhalten der Xanthippe aus einer Opferrolle heraus zu begründen. Nach dieser Neudeutung hat Sokrates durch verschiedenes Fehlverhalten wie die Vernachlässigung seiner Familie und seines bürgerlichen Berufes die Übellaunigkeit seiner Frau zumindest teilweise mit verursacht.[3]


Ehe mit Sokrates

Xanthippe war mit Sokrates verheiratet und hatte mit ihm drei Söhne: Lamprokles, der ein Jugendlicher war, als Sokrates durch den Giftbecher starb, sowie Sophroniskos und Menexenos, beide zu dem Zeitpunkt noch Kinder. Einigen Quellen zufolge stammten Sophroniskos und Menexenos aus der Verbindung des Sokrates mit Myrto, einer verarmten Witwe, die er in seinen Haushalt aufgenommen hatte.[4] Sokrates hatte von seinen Eltern ein kleines Vermögen und Besitztum in dem Vorort Alopeke geerbt, das ihm und seiner Familie ein bescheidenes, aber unabhängiges Auskommen ermöglichte. Xenophon hat die Übellaunigkeit der Xanthippe mehrfach eindrücklich geschildert:[5]

„Wenn du dieser Meinung bist, Sokrates, sagte Antisthenes, wie kommt es daß du die Probe nicht an deiner Xanthippe machst, sondern dich mit einer Frau behilfst, die unter allen lebenden, ja, meines Bedünkens, unter allen die ehemals gelebt haben und künftig leben werden, die unerträglichste ist. Das geschieht aus der nämlichen Ursache, versetzte Sokrates, warum diejenigen, welche gute Reiter werden wollen, sich nicht die sanftesten und lenksamsten Pferde, sondern lieber wilde und unbändige anschaffen; denn sie denken, wenn sie diese im Zaum zu halten vermöchten, werde es ihnen ein leichtes sein, mit allen andern fertig zu werden. Gerade so machte ichs auch, da ich die Kunst mit den Menschen umzugehen zu meinem Hauptgeschäfte machen wollte: ich legte mir diese Frau zu, weil ich gewiß war, wenn ich sie ertragen könnte, würde ich mich leicht in alle andere Menschen finden können.“

– Xenophon, Gastmahl[6]

Friedrich Nietzsche hat dies zu der wenig vorteilhaften Charakterisierung verleitet:

„Sokrates fand eine Frau, wie er sie brauchte, - aber auch er hätte sie nicht gesucht, falls er sie gut genug gekannt hätte: so weit wäre auch der Heroismus dieses freien Geistes nicht gegangen. Tatsächlich trieb ihn Xanthippe in seinen eigentümlichen Beruf immer mehr hinein, indem sie ihm Haus und Heim unhäuslich und unheimlich machte: sie lehrte ihn, auf den Gassen und überall dort zu leben, wo man schwätzen und müßig sein konnte und bildete ihn damit zum größten athenischen Gassen-Dialektiker aus: der sich zuletzt selber mit einer zudringlichen Bremse vergleichen musste, welche dem schönen Pferde Athen von einem Gotte auf den Nacken gesetzt sei, um es nicht zur Ruhe kommen zu lassen.“

– Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches[7]

Trivia und Anekdotisches

Sokrates sagte, nachdem ihn die schimpfende Xanthippe mit dem Nachttopf übergossen hatte: „Seht ihr, wenn meine Frau donnert, spendet sie auch Regen!“ Diese frei erfundene Anekdote kultiviert die angeblich bipolare Beziehung der zänkischen Frau zu ihrem weisen Gatten ebenso wie der deutsche Theologe und Philosoph Eduard Zeller. Er schrieb 1875 in seinem Buch Vorträge und Abhandlungen geschichtlichen Inhalts einen Beitrag Zur Ehrenrettung der Xanthippe: „Hätte Xanthippe keinen Sokrates zum Manne gehabt, so wäre uns ihr Name wohl kaum überliefert; und finge dieser Name nicht mit dem leidigen X an, so läsen wir schwerlich in den Fibeln: Xanthippe war ein böses Weib, Der Zank war ihr ein Zeitvertreib.“


Einzelnachweise

↑ Emblemata Horatiana, Imaginibus In Aes Incisis Atque Latino, Germanico, Gallico Et Belgico Carmine Illustrata, von Otho Vaenius, 1607.
↑ Von griech. xanthos (blond) und hippos (Pferd).
↑ Vgl. Wörterbuch der Antike, Kröner Verlag, Stuttgart 1976, S. 817: Ihren Ruf als zanksüchtige Frau führt man auf weiberfeindliche kynische Verleumdung zurück. Die Geschichten über sie waren wohl erfunden, um das mangelnde Verständnis der Frau für Philosophie zu erweisen. Doch findet sich ein absprechendes Urteil über sie schon bei Xenophon, Sympos. 2,10. Vom bürgerlichen Standpunkt wäre zu begreifen, wenn X. sich ärgerte, dass ihr Mann, ohne Vermögen, sein Handwerk vernachlässigte und nur der Bildung nachging.
↑ Debra Nails: The People of Plato. Indianapolis/Cambridge 2002. S. 208 ff.
↑ Xenophon, Memorabilien II, 2. Gespräch des Sokrates mit seinem Sohn Lamprokles; Übersetzung von Wieland im Projekt Gutenberg
↑ Xenophon, Gastmahl, 2. Gespräch des Sokrates mit Antisthenes; Übersetzung von Wieland im Projekt Gutenberg
↑ Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister, 1878, Nr. 433

Literatur

Fritz Mauthner: Xanthippe. Stuttgart; Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt, 1919.
Debra Nails: The People of Plato. Indianapolis/Cambridge 2002
Alfredo Panzini: Sokrates und Xanthippe. Ernst und Ironie um den „Weisesten aller Menschen“. Ins Deutsche übertragen von Elsa Bruckmann. München: Bruckmann, 1938.
Michael Weithmann: Xanthippe und Sokrates. Ein Beitrag zu höherem historischem Klatsch. 2003. ISBN 3-423-34052-5

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