ART

 

 

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Der Stein entrollt dem Sisyphus,
Der Danaiden Tonne
Wird nie gefüllt, und den Erdenball
Beleuchtet vergeblich die Sonne! -
Heinrich Heine

Die Danaiden (Danaides) (Δαναίδες) sind in der griechischen Mythologie die 50 Töchter des Ahnherrn der Griechen, des Königs von Libyen, Danaos, die auf Befehl ihres Vaters alle – bis auf Hypermnestra – in der Brautnacht ihre jungen Ehemänner, die Söhne des Aigyptos, töteten.

Eine Massenhochzeit

Danaos und Aigyptos waren Zwillingsbrüder, die sich um das Erbe ihres Vaters Belos stritten. Zur Lösung des Problems schlug Aigyptos eine Vermählung seiner 50 Söhne mit den Töchtern des Danaos vor. Dieser fürchtete aber eine List und wurde durch ein Orakel in seiner Vermutung bestätigt. Er baute mit Athenes Hilfe ein Schiff mit doppeltem Bug, das erste dieser Art, für 50 Ruderer, mit dem er aus Libyen nach Griechenland floh. Während eines Zwischenaufenthaltes auf Rhodos sollen drei seiner Töchter gestorben sein, so dass die Städte Lindos, Ialysos und Kameiros dort ihren Namen tragen. In Griechenland angekommen, erlangte Danaos die Herrschaft über Argos.

Als eine große Dürre im Land herrschte, schickte Danaos seine Töchter aus, Poseidon, der die Flüsse hatte versiegen lassen, umzustimmen. Amymone, eine von diesen, wurde auf dieser Suche von einem Satyr überfallen und rief Poseidon um Hilfe an, der die Danaide selbst zu seiner Geliebten machte. Laut Robert von Ranke-Graves war sie froh, ihren Auftrag so angenehm erfüllen zu können. Denn an der Stelle, an der der nach dem Satyr geschleuderte Dreizack in einem Felsen stecken geblieben war, entsprangen nun drei Quellen des Flusses Lerna.

Aigyptos schickte seine Söhne jedoch nach Argos: Danaos solle seine Entscheidung bedenken und der Hochzeit zustimmen – die böse Hinterabsicht, die Danaiden umzubringen, war jedoch immer noch vorhanden. Danaos lehnte ab, woraufhin die Stadt belagert wurde und Danaos schließlich beigeben musste, da der Stadt das Wasser auszugehen drohte. Vor der Hochzeitsnacht gab er ihnen scharfe Nadeln (oder Dolche), die die sie in ihrem Haar versteckten. Alle Söhne des Aigyptos wurden jetzt getötet. Einzig Hypermnestra, die Älteste, schonte den Lynkeus, weil er ihr nicht zu nahe trat und ihre Jungfräulichkeit achtete.

Die Danaiden brachten ihrem Vater die Köpfe der gemordeten Gatten. Sie selbst wurden nun mit Männern der Stadt verheiratet, denen Danaos – als Einstiegshilfe in die Ehe – "Brautgeschenke" gab.

Obwohl Athene und Hermes die Danaiden mit dem Einverständnis des Zeus sie im Wasser des Lerna von ihrer Bluttat reinigten, wurden sie zur Strafe von den Richtern des Totenreichs verurteilt, im Tartaros stets mit Krügen Wasser in ein durchlöchertes Fass zu schöpfen. Daher stammt das sprichwörtliche Fass der Danaiden, mit dem man eine endlose aber nutzlose Arbeit bezeichnet (vgl. die Sisyphusarbeit).

Bemerkungen: Der Mond und der Regen

Dass Danaos mit 50 Töchtern flieht und trotz dem Tod dreier Töchter wieder 50 verheiratet, erklärt sich folgendermaßen: Die Hälfte eines Großen Jahres hatte 50 Monate, Mondpriesterinnen traten in der Regel in einer Gemeinschaft von 50 Jungfrauen auf – was immer geschieht, daran ändert sich nichts. Die Aufgabe der Mondpriesterinnen war es, dem Land Regen zu bringen bzw. Brunnen und Quellen zu erhalten. Mit einem Sieb oder durchlöcherten Topfen wurde Wasser verspritzt, so dass jetzt die Aufgabe der Danaiden, in der Unterwelt Wasser in eine durchlöchertes Fass zu schöpfen oder in durchlöcherten Krügen herbeizutragen auch so verstanden werden kann, dass sie über den Tod hinaus – auf ewig – ihre Funktion als Mondpriesterinnen erfüllen.

So war denn Argolis auch von einer Dürre geplagt, ehe Danaos mit seinen Töchtern dort erschien. Karl Kerényi erwähnt aus einer Dichtung des Strabo Geographus: "Argos war wasserlos, die Töchter des Danaos machten wasserreich Argos." und er erwähnt auch eine andere Version der Geschichte, nach der die Köpfe nicht begraben sondern in das Wasser des Lerna geworfen wurden, das seither aus so vielen Köpfen hervorsprudle.

Laut Robert von Ranke-Graves sind die drei in Rhodos verstorbenen Töchter – die auch als Telchinen bezeichnet werden – drei Erscheinungsformen der Mondgöttin Danaë. Auch ihre Fahrt übers Meer als Flucht vor den Söhnen des Aigyptos wie auch die Tatsache, dass sie dieses 50-rudrige Schiff wohl selber ruderten, verweist auf das "Mondgestirn" in seiner Flucht vor der Sonne. Ihre Namen verweisen darauf, dass sie gleichzusetzen waren mit den Schicksalsgöttinnen, den Moiren.

Griechische Mythologie

Danaiden und Sisyphos, Archaische Vase, München

Dass sich Hypermestra dem Gebot des Vaters wiedersetzte, veranlasste diesen, sie vor Gericht zu stellen. Aischylos berichtet darüber in seinen "Danaiden". Hier nun tritt Aphrodite zur Verteidigung der Danaide auf und belehrt die Anwesenden: Den Himmel verlange es, die Erde mit Liebe zu durchdringen und nach Liebe verlange die Erde. Der Himmel nun durchtränke sie mit lebensspendendem Nass, befruchte sie mit seinem Regen. Damit wird die Liebe Hypermestras zu Lynkeus auf eine Art geschildert, die ihre Funktion als Mondpriesterin nicht gefährdet, sondern den Kreislauf von Befruchten und Empfangen noch besser zu erklären vermag. Damit wird das Übertreten des väterlichen Gebots der Hypermestra geradezu zur Bedingung dafür, dass Regen fallen kann.

Griechische Mythologie

Danaiden, Jan Frans Deboever

Die Danaiden als Opernstoff

Neben der Opera seria Ipermestra des italienischen Dichters Pietro Metastasio, die von zahlreichen Komponisten vertont wurde, gibt es eine 1784 komponierte französische Tragédie lyrique Les Danaïdes von Antonio Salieri, welche die Massenhochzeit und den ungeheuerlichen Mord wieder ins Zentrum des Geschehens rückt und so dem Stoff in seiner ganzen Tragik wieder gerecht wird. Das Schlussbild der Oper zeigt als Epilog die gequälten Danaiden im Tartarus, ein großartiges Tableau vivant, das bei den Zeitgenossen auf uneingeschränkte Bewunderung stieß.

Griechische Mythologie

Die Danaiden und Oknos, Relief, Vatikan

Literatur

Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen - Die Heroen-Geschichten, dtv, ISBN 3-423-30031-0

Michael Grant und John Hazel, Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, dtv, ISBN 3-423-32508-9

Robert von Ranke-Graves: "Griechische Mythologie - Quellen und Deutung", rororo, ISBN 3-499-55404-6

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