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Labyrinth (griech.: labyrinthos, ein Lehnwort aus einer vorgriechischen und vorindoeuropäischen Sprache auf Kreta. Evtl. von karisch(?) labrys ungesichert mit Doppelaxt, Haus der Labrys übersetzt) bezeichnet:

  • ein begehbares Symbol, siehe auch Geoglyphe.
  • in der griechischen Mythologie ein von Daidalos für den kretischen König Minos von Knossós errichtetes Gebäude, aus dessen verschlungenen Gängen niemand herausfand und in dessen Innern der Minotauros auf der Lauer lag. Theseus vermochte mit Hilfe des Ariadnefadens den Weg zu finden. - Dieser Mythos entstandt in einer Zeit des Übergangs einer vorpatriarchalen Epoche in eine patriarchale. Daher ist der Mythos kritisch zu lesen. Das Wort Labyrinth bezeichnete im mykenischen Griechisch (um 1200 v. Chr.) offenbar nur den Palast in Knossós. Wir finden es dort als "da-pu-ri-to" (gesprochen etwa "laburintos").
  • bei Herodot (II 148) ein gewaltiges Bauwerk in Ägypten.
  • in der Kunstgeschichte in Handschriften und eine in den Fußboden von Kirchen eingelegte Figur nach dem Grundriss eines von der Ur-Form abgewandelten Labyrinths, die den Weg der BüßerInnen nach Jerusalem symbolisiert.
  • in der Anatomie den als Gehörorgan und Gleichgewichtsorgan dienenden verschiedenen Teile des Innenohrs bei Wirbeltieren und Menschen.
  • eine Anzahl von Filmen aus den Jahren 2003, 2002, 1999, 1997, 1991, 1986, 1985, 1979, 1976 und 1959); der wohl bekannteste daraus ist der Fantasy-Film Die Reise ins Labyrinth von Jim Henson aus dem Jahr 1986 (OT: Labyrinth; mit David Bowie und Jennifer Connelly).
  • eine Form des Rätsels.
  • ein Gesellschaftsspiel (Das verrückte Labyrinth).


Münze von Kreta, 3-tes Jahrhundert v. Chr. mit dem Labyrinth

Geschichte

Der älteste wissenschaftlich sicher datierbare Fund stammt aus der Zeit um 1220 v. Chr. aus Pylos (GR) bzw. Tell Rifa'at (Syrien). Undatierbar (und vielleicht älter) sind Labyrinthe die sich als Felsritzungen im Alpenraum und auf Sardinien fanden. Hinweise auf Labyrinthe in Asien und Amerika stammen aus viel späteren Zeiten. In Skandinavien wurden Rasen- und Steinlabyrinthe oft mit 11 Umgängen gefunden, die ihrem Alter nach sicher nicht der Megalithkultur zuzurechnen sind. Der Totentempel des Königs Amenemhet III. (1844 - 1797 v.Chr.) mit vermutlichen 3000 Räumen legt über die Irrgartenstruktur ein Zeugnis ab, nicht aber über das Ur-Labyrinth als solches. Labyrinthe wurden ca. 400 v.Chr. auf kretische Münzen geprägt, aber auch in römische Fußbodenmosaiken eingearbeitet. Mittelalterliche Labyrinthe finden sich in vielen Kathedralen, z.B. in Notre-Dame de Chartres, Notre-Dame de Amiens und im Dom von Siena als Fußbodenlabyrinthe. Ein Fingerlabyrinth befindet sich am Eingang des Doms in Lucca, Norditalien.


Römisches Labyrinth

Die Legende vom Minotaurus gilt für einige modernere Labyrinthdarstellungen als Anstoß. Der quadratische Mäander gilt manchen als die allgemeine Grundform des Labyrinthes, manchen aber die Doppelspirale. Wie gesagt, der Ursprung ist unsicher.

Häufig ist der Eingang bei begehbaren historischen Labyrinthen im Westen zu finden, der für die Kelten die Richtung des Todes oder den Eingang zur Anderswelt bzw. Unterwelt bedeutete. Der Weg durch ein Labyrinth symbolisiert heute Meditation und Erneuerung. Er stellt das Abbild einer verschlungenen Lebensbahn und zugleich den Weg in das Innere Selbst dar, die zur Umkehr und zum Überdenken des eigenen Lebens auffordern. Erlösung verspricht das Finden der Mitte als Zentrum des Labyrinthes. Der Pfad eines kirchlichen Fußbodenlabyrinths galt (zeitweise) als heilige bzw. magische Linie, die mit Bedacht und Konzentration, meist mit einer Kerze in der einen Hand, abgeschritten werden sollte. In Reims ist dieser rituelle Weg mehr als 1 km lang. Insgesamt kann man sagen, dass das Labyrinth in christlicher Zeit als magischer Platz der Ruhe und Besinnung galten, an dem Augenblicke der Erleuchtung und Einkehr gesucht wurden.

Labyrinthe werden oft mit Irrgärten verwechselt. Im Gegensatz zum Irrgarten gibt es im Labyrinth immer nur einen Weg. Dieser kann zwar sehr verschlungen und lang sein, aber es gibt keine Abzweigungen. Die insbesondere in Großbritannien und Frankreich sehr beliebten Heckenanlagen in Parks mit vielen Abzweigungen sind Irrgärten. Auch das oben erwähnte Gesellschaftspiel hat als Spielplan eigentlich einen Irrgarten. Irrgärten vermitteln die Gefahr, sich zu verirren, aber auch die Spurensuche. Sie haben meist mehrere Wege, die sich kreuzen können, und mehrere Sackgassen. Irrgärten wurden von Königshäusern auch zur Erholung und zum reinen Zeitvertreib als Lustgärten angelegt.

Heute wird das Labyrinth sowohl von feministischen (Zeughausplatz Zürich, Frauengedenklabyrinth Frankfurt) als auch katholischen Gruppen für sich entdeckt, angelegt und gepflegt und mit Veranstaltungen lebendig gehalten. Es gibt sowohl in den USA als auch im deutschen Sprachraum ein Labyrinth-Bewegung. In der in der Literatur spielt das Labyrinth in verschiedenen Erzählungen von Jorge Luis Borges eine zentrale Rolle.

Siehe auch: Maislabyrinth, Sonnenblumenlabyrinth.

Labyrinthe in Deutschland (Auswahl)

  • Graitschen_b._Bürgel in Thüringen (Amtssiegel der Gemeinde mit Labyrinth)
  • Steigra bei Querfurt in Sachsen-Anhalt
  • Eilenriede bei Hannover in Niedersachsen

Literatur

Sonja Ulrike Klug: Kathedrale des Kosmos. Die heilige Geometrie von Chartres. Hugendubel, München 2001, ISBN 3720521338

John Kraft: Die Göttin im Labyrinth. edition amalia, Bern 1997, ISBN 3905581000

Ilse M. Seifried: Die Kunst zu wandeln - das Labyrinth. edition haymon, innsbruck 2002, ISBN 3852184002

Hermann Kern: Labyrinthe. Prestel, München 1982, ISBN 3791320963

Jürgen Hohmuth: Labyrinthe & Irrgärten München 2003. ISBN 3-89405-618-5 (Luftbildaufnahmen von Rasen-, Hecken- und Kirchenlabyrinthen aus einem Kleinzeppelin)

Jeff Saward : Labyrinthe und Irrgärten.AT Verlag Aarau & München 2003, ISBN 3-85502-921-0

Peter Hofacker/Mathias Wolf: "Labyrinthe - Ursymbole des Glaubens". Herder, Freiburg 2002, ISBN 3-451-27410-8 (Werkbuch für Gemeinde, Gottesdienst und Schule) 152 Seiten.

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