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Otto Lehmann (* 17. Juni 1943 in Solothurn, Schweiz) ist ein Schweizer Zeichner und Maler.[1]

Leben und Werk

1958-63 Ausbildung als Grafiker in Solothurn. Besuch der Kunstgewerbeschule in Bern. Bis 1981 hatte Lehmann eine Tätigkeit als Gebrauchsgrafiker.[1]

Otto Lehmanns professionelle künstlerische Tätigkeit als Zeichner und Maler begann Mitte der 1970er Jahre. Im Umfeld der sogenannten «Innerschweizer Innerlichkeit», beschäftigt er sich mit geometrischen Formen und archaisch-zeichenhaften Symbolen wie Schlange, Frau, Dreieck, Gitter, Spirale. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre beschränkt er sich auf Bleistiftzeichnungen sowie auf die menschliche Figur und menschlich-tierische Hybridwesen, die als isolierte archetypische Gestalten in existenziellen Situationen gezeigt werden. [2] Er radikalisiert Ausdruck und Inhalte seiner Werke. 1980 beginnt in einer ersten Ausstellung die Zusammenarbeit mit der Galerie Jörg Stummer in Zürich.[3] In dieser Ausstellung zeigte Lehmann Arbeiten, die sich durch eine emotional äusserst aufgeladene Figuration und einem physisch-heftigen Gestus der Zeichnung mit dem Bleistift ausdrückten. Diese Arbeiten führten im Kontext der damals aktuellen neoexpressiven, wilden figürlichen Malerei zu nationaler Anerkennung Lehmanns.[2] Auf Einladung von André Kamber waren 1982 in einer Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn, zusammen mit Aldo Solari und Anselm Stalder, Wandtafelzeichnungen (Ölpastellkreide auf schwarz grundierten Sperrholz- und Holzfaserplatten) sowie Pinselzeichnungen zu sehen.[4] Ab 1983 entstanden Acrylgemälde mit aggressiven Szenen und unheimlichen Stillleben-Arrangements.

Ab Mitte der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre entstehen Bilder mit abstrakten Raumstrukturen. Obwohl sie noch wie die figürlichen Motive als Projektionen eigener und gesellschaftlicher Befindlichkeit zu verstehen waren, gewann in diesen Arbeiten der Malprozess gegenüber der bedrohlichen inhaltlichen Dimension zunehmend an Bedeutung.[2] Arbeiten aus dieser Werkphase zeigte Lucy Grossmann 1988 im Kunstmuseum Thurgau in der Kartause Ittingen. Im gleichen Jahr war auch die Ausstellung in der Galerie Roberto Medici in Solothurn.[5] Die Werkgruppe kulminierte 1994 in Gemälden mit Streifen- und Bänderstrukturen, zu sehen in zwei von Nicolas Raboud kuratierten Gruppenausstellungen; 1997 im Musée Cantonal des Beaux-Arts in Fribourg und 1999 im Musée Cantonal des Beaux-Arts in Sion, unter dem Titel „Saxifrage, le désespoir-du-peintre“, La tendance expressive dans la peinture suisse contemporaire.[6]

In der Folge reduziert Lehmann das formale Spektrum zugunsten von Experimenten mit unterschiedlichsten Zeichen-, Malmitteln und Techniken (Kugelschreiber, Tusche, Tintenroller, Perlacryl). Was diese Arbeiten mit den Werken der 1980er Jahre verbindet, ist die physische Intensität des Entstehungsprozesses und die Vermeidung gefälliger Ästhetik.[2] 2001 zeigte Christoph Vögele wiederum im Kunstmuseum Solothurn grossformatige Kugelschreiberzeichnungen und Tuschemalereien sowie eine Installation mit monochromen Bleistiftzeichnungen.[7][8] Nach einer Phase mit aggressiven geometrischen Formen, die mit dem Bleistift auf monochrome Acrylgründe gesetzt sind, wandte sich Lehmann erneut der Malerei zu.

Ab 2007 entstehen Bilder mit zeichenhaft reduzierten Gegenständen, die oft einen architektonischen Charakter besitzen und später wieder ungegenständliche Malereien mit amorphen Farbverläufen und abstrakte Bleistiftzeichnungen.[2] Anschliessend zeichnet er mit dem Tuschepinsel holzschnittartig, markant grossformatig auf Rollenpapier. Es entstehen Werke mit den Titeln „Die drei Grazien“ und „Die drei Nornen“. 2014 gewinnt er den öffentlichen Wettbewerb für Kunst am Bau in der Justizvollzugsanstalt Solothurn in Zusammenarbeit mit seiner Frau Kristin Lehmann. Das Thema „Der Wollknäuel der Ariadne“ bestach in seiner Konsequenz die Jury. Es entstehen fünf Wandzeichnungen, eingeschnitten in Sichtbeton und ausgefüllt mit Epoxydharz, Symbol für den abgewickelten Faden des Knäuels der Ariadne und drei Objekte in den nicht zugänglichen Lichthöfen zwischen den Zellengängen. Diese Objekte sind ebenfalls aufgebaut aus rotem Epoxydharz und stellen die Wollknäuel dar. Zur Arbeit erschien eine Broschüre mit dem Titel „Kunst im Knast“.[9]

Seit anfangs 2015 befasst sich Lehmann mit Zeichnungen unter dem Titel „Noli me tangere“. In diesen Farbstiftzeichnungen befasst sich O. L. mit der Thematik der Schönheit in der Natur. Fotografischen Aufnahmen von Viren und Bakterien interessieren ihn. Die Rätselhaftigkeit der schönen Bilder, ihre Doppeldeutigkeit mit der heimtückischen Seite in immer wieder neuen zeichnerischen Darstellungen zu erfassen, lockt ihn.[10]
Auszeichnungen

1994: Anerkennungspreis der Stadt Luzern
1992: Preis der Jury Jahresausstellung der Innerschweizer Künstlerinnen und Künstler, Kunstmuseum Luzern
1990: Preis für Malerei des Kantons Solothurn
1989: Joseph-Ebinger Gedenkpreis Luzern, anlässlich der Jahresausstellung im Kunstmuseum Luzern
1982: Eidgenössisches Stipendium für freie Kunst
1976: Eidgenössisches Kunststipendium

[11]
Ausstellungen
Einzelausstellungen

2017: Galerie Müller Luzern. "Noli me tangere - Eine Annäherung"
2016: o.T. Raum für aktuelle Kunst Luzern. "Noli me tangere"
2016: M1 / Museum 1 Adligenswil, "Die Büchse der Pandora"
2012/1993/1979/1976: Freitagsgalerie Imhof Solothurn
1994/1991/1989/1989/1986/1984/1982/1980: Galerie Jörg Stummer Zürich
2001/1995/1982: Kunstmuseum Solothurn
1983: Gemeindegalerie Gersag Emmenbrücke
1991/1986/1984: Galerie Thomas Flora Innsbruck
1990/1987: Galerie Prosart Luzern
1988: Kunstmuseum des Kantons Thurgau. Kartause Ittingen
1988: Galerie Medici, Solothurn
1989/1989/1991: Galerie Seywald Salzburg
1996/1993/1989: Galerie Patrik Fröhlich Bern
2003/2001: Galerie Patrik Fröhlich Zürich
1997/1994/1991: Kunstraum Burgdorf
1993: Galerie Bea Mitschjeta St. Gallen
1994/1997: Sammlung Scheuermann Köln
2002/1994: Galerie Hofmatt Sarnen
2004: Galerie Quellgasse Biel
2009/2007: Galerie Pia-Anna Borner Luzern
2009/2003: Galerie Rössli Balsthal
2011/2008: Galerie Brigitta Rosenberg Zürich

Gruppenausstellungen

2017: Kunstmuseum Solothurn. "La Brocca Nera" Aspekte der Sammlung des Kunstvereins Solothurn
2016: Kunstverein Rüsselsheim/BRD. Anonyme Zeichner
2016: Galerie Rosenberg Zürich. "Zeichnungen"
2015: Galerie ArtQ13. Rom. Anonyme Zeichner
2015: Galerie Geyson20. Braunschweig/BRD. Anonyme Zeichner
2015: Galerie Nord/Kunstverein Tiergarten Berlin. Anonyme Zeichner
2014: Kunstmuseum Olten, Werke in unserer neuen Sammlung
2014: Kunstmuseum Solothurn, „Hitzewelle“ Neuerwerbungen 2004-2014
2013: Kunstmuseum Solothurn, Pas-(de)-deux. Malerei und Zeichnung im Dialog
2013: Kunstmuseum Olten, BABEL. There’s a Heaven above You!
2012: Kunstmuseum Olten … wie der Schatten das Licht…
2008: Kunst(Zeug)Haus Rapperswil „der lange Atem – Schweizerkunst 1978 bis 2008 aus der Sammlung Peter und Elisabeth Bosshard“
2007: Kunstmuseum Solothurn „Kopf im Kubus“ Konstrukte und Konstruktionen aus der Graphischen Sammlung des Kunstmuseums Solothurn
2005: The Sharjah Art Museum Sharjah, UAE United Arab Emirates, „The Artcard“
2005: IG Halle Kunst Experiment Diskurs, Alte Fabrik, Rapperswil „langläufer-sammlung bosshard 2“
2005: Kunstmuseum Solothurn, „Orten“. Werke des Kunstmuseums im Dialog
2004: Kunstmuseum Solothurn, „Wahre Freude ist eine ernste Sache“, Ankäufe und Schenkungen 1998 bis 2003
2004: Kunstmuseum Solothurn, „Von Menschen und Tieren“
2000: Sharjah Arts Museum Sharjah, United Arab Emirates
1999: Musée Cantonal des Beaux-Arts Sion, „Saxifrage, le désespoir-du-peintre“
1997: Musée Cantonal des Beaux-Arts Fribourg, „Saxifrage, le désespoir-du-peintre“, La tendance expressive dans la peinture suisse contemporain
1997: Kunstmuseum Solothurn, „Das Kamberorchester“
1994: Kantonales Kulturzentrum Palais Besenval. Solothurn, „Aussenwelten – Innenwelten“. Landschaften in zeitgenössischer Kunst
1993: Kunstmuseum Olten, „Sammlungserweiterung 1983-1992“
1992: Galerie Bob van Orsouw Zürich, „366 Zeichnungen“
1992: Kunstmuseum Solothurn, „Veränderte Konstellation in der Sammlungsausstellung“
1991: Kunstmuseum Solothurn, „Die neuere Sammlung“
1982: Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen, „Neue Kunst aus Schaffhauser Sammlungen“
1981: Kunstmuseum Olten, „Solothurner Kunst der Gegenwart“
1981: Galeria National de Arte Moderna Lisboa, „LIS 81 International Show“
1981: Kunstmuseum Luzern, „Der behauste Mensch“, Figuratives / Figürliches. Ein Aspekt der Inner-Schweizer Kunst der Gegenwart
1980: Kunstmuseum Zürich, „Schweizer Museen sammeln aktuelle Schweizer Kunst“
1980: Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne, „Les musées suisses collectionnent l’art actuel en Suisse“
1978: Musée Rath Genève, 1. Quadriennale der Schweizer Zeichnung

[12]
Bibliographie

2015: Heft 5 «Otto und Kristin Lehmann. KUNST IM KNAST» Justizvollzugsanstalt Solothurn. Text von Roswitha Schild: "Minotaurus und Ariadne am Jurasüdfuss", ISBN 978-3-033-04910-9
2014: De Gruyter. Allgemeines Künstlerlexikon. „Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker“. Band 83, 2014. Text von Franz Müller
2011: Otto Lehmann, «Bilder einer Reise im Kopf», Text: Roswitha Schild in KunstBulletin 5/2011
2005: Museen der Schweiz. Kunstmuseum Solothurn, Herausgeber: Stiftung BNP Paribas Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne
2001: Kunstmuseum Solothurn «Otto Lehmann», Texte: Franz Müller und Christoph Vögele, Bibliothek SIK A2-17661
1998: Biographisches Lexikon der Schweizer Kunst, Hrsg.: Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne, Text von Martin Kraft
1994: Heft 4 «Otto Lehmann. Malerei zwischen Autonomie der bildnerischen Mittel und Repräsentation der Bildzeichen»,Texte von Philip Pocock und Michael Lehmann, Bibliothek SIK B3-12108:4
1994: Heft 3 «Otto Lehmann. Verloren im Raum», Texte von Konrad Bitterli, Bibliothek SIK B3-12108:3
1990: Heft 2 «Otto Lehmann. Innenraum», Texte von Sabine Altdorfer und Koni Bitterli, Bibliothek SIK B3-12108:2
1989: Galerie Jörg Stummer, Zürich «Otto Lehmann. Die Dunkelheit sichtbar machen», Texte von Elisabeth Grossmann, Bibliothek SIK A1-10709
1988: Kunstraum Medici, Solothurn / Kartause Ittingen, Kunstmuseum des Kantons Thurgau «Otto Lehmann», Texte von Elisabeth Grossmann, Bibliothek SIK A2 - 13832
1986: Heft 1 «Otto Lehmann. Zwischen Raum», Texte von Dieter Bitterli, Michael Lehmann und Walter Lüssi, Bibliothek SIK B3-12108:1
1984: Galerie Bloch, Innsbruck „Otto Lehmann“ Galerie Bloch, Innsbruck, Texte von Esther Bättig, Bibliothek SIK A1-8211
1984: Galerie Stummer, Zürich «Otto Lehmann. Bilder 1983/84», Texte von Peter Killer, Bibliothek SIK A1-8683
1983: Galerie Gersag, Emmenbrücke «Otto Lehmann. Wandtafelzeichnungen 1980-1982», Texte von Martin Kraft, Bibliothek SIK A1-8090
1982: Kunstmuseum Solothurn «Otto Lehmann. Anselm Stalder, Aldo Solari», Texte von André Kamber, Bibliothek SIK A3-8413

[13]
Literatur

Martin Kraft: Lehmann, Otto. In: Sikart
De Gruyter. Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Band 83, 2014. Text von Franz Müller
Kunstmuseum Solothurn «Otto Lehmann», Texte: Franz Müller und Christoph Vögele, Bibliothek SIK A2-17661

Weblinks

Otto Lehmann Homepage
Literatur von und über Otto Lehmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Kunst-Forum Zentralschweiz (http://www.kunst-forum.ch/index.php?id=12&tx_artbase%5bartist%5d=30)
dokumenta-Archiv (http://alephino.documentaarchiv.de/alipac/-/sysfull?BASE=B-ART&IDN=000007484)
Institut für moderne Kunst Nürnberg (http://www.moderne-kunst.org/archiv/online-katalog/personendatenbank.html)

Einzelnachweise
Martin Kraft: Lehmann, Otto. In: Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. 1998, Bd. L-Z, S 619.
Franz Müller: Lehmann, Otto. In: De Gruyter, Allgemeines Künstler-Lexikon. 2015, Bd. 83, S. 520.
Hanspeter Rederlechner: Otto Lehmann. In: Ausstellungskatalog Galerie Jörg Stummer. 1980.
André Kamber: Lehmann, Stalder, Solari. In: Ausstellungskatalog Kunstmuseum Solothurn. 1982, S. 34.
Elisabeth Grossmann: Otto Lehmann. Namenloser Ort. In: Ausstellungskatalog Galerie Medici, Solothurn und Kunstmuseum des Kantons Thurgau. Kartause Ittingen, 1988.
Nicolas Raboud: saxifrage. Ausstellungskatalog Musée Cantonal des Beaux-arts in Fribourg und Musée Cantonal des Beaux-arts in Sion, 1997 und 1999, S. 42f und 81.
Christoph Vögele: Zur Bedeutung des Striches im Schaffen von Otto Lehmann. In: Ausstellungskatalog Kunstmuseum Solothurn. 2001, S. 5.
Franz Müller: Die neuen Tuschezeichnungen von Otto Lehmann. In: Ausstellungskatalog Kunstmuseum Solothurn. 2001, S. 9–13.
Otto und Kristin Lehmann: Kunst im Knast. 2015, ISBN 978-3-033-04910-9
Arbeiten. In: ottolehmann.ch. Abgerufen am 8. März 2016.
Auszeichnungen. In: ottolehmann.ch. Abgerufen am 8. März 2016.
Ausstellungen. In: ottolehmann.ch. Abgerufen am 8. März 2016.
Bibliographie. In: ottolehmann.ch. Abgerufen am 8. März 2016.

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