ART

Buy Fine Art

Miriam Cahn (* 21. Juli 1949 in Basel) ist eine Schweizer Künstlerin.

Leben

Miriam Cahn ist die Tochter eines Schweizer Numismatikers. Sie besuchte von 1968 bis 1973 die Grafikfachklasse der Kunstgewerbeschule in Basel (heute: Schule für Gestaltung Basel). 1978/1979 bezog sie ein Atelier in Paris, welches von der Stadt Basel zur Verfügung gestellt wurde. Schlagartig bekannt wurde sie 1979/1980 mit einer illegalen Kunstaktion, bei der sie entlang einer Autobahnbrücke bei Basel Wandzeichnungen anbrachte. Dies führte zu einem Gerichtsprozess. Viele Jahre später versuchte die Stadt die Verurteilung wieder gut zu machen, indem sie ihr sogar anbot, die Wände nach ihrer Vorstellung zu gestalten.[1]

1982 war sie zur documenta 7 eingeladen. Sie brach ihre Teilnahme jedoch ab, weil der Kurator Rudi Fuchs zu ihren Bildern entgegen der Absprache noch Werke eines anderen Künstlers hängen wollte.[2] Eine Einladung zur Teilnahme der Biennale Venedig erhielt sie 1984. Es folgte 1985 ein DAAD-Stipendium für einen einjährigen Arbeitsaufenthalt in Berlin,[3] wo sie bis 1989 blieb.

Adam Szymczyk wählte sie für die Teilnahme an der documenta 14 im Jahr 2017 aus, die als „Weltschau politischer Konfliktkunst“ geplant ist.[2] In Miriam Cahns Bildern ist die Thematik Flucht schon seit den Jugoslawienkriegen präsent, in ihren neuesten Serien spiegelt sich die aktuelle Flüchtlingskrise.[2]

Sie lebt und arbeitet in Basel und Maloja.
Werk

Miriam Cahn ist vorwiegend eine figurative Malerin, aber auch andere künstlerische Ausdrucksformen wie Kohle- und Bleistiftzeichnungen, Pastellzeichnungen, Rauminstallationen und Performances gehören zu ihrem Werk.

Miriam Cahns Werk pendelt zwischen extremen Polen menschlicher Emotionen. Ihre inhaltlichen und stilistischen Hauptthemen sind „die Verletzlichkeit des Körpers und die Anziehungskraft von Lust und Gewalt“.[2] Nach Cahns Anschauung hat Moral „sowieso nichts zu suchen in der Kunst“.[2]
atombombe (blutungsarbeit)
Miriam Cahn, 1999
Aquarell auf Papier
145 × 200 cm
Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main

Link zum Bild
(Bitte Urheberrechte beachten)

Geprägt wurde sie von der Friedens- und Frauenbewegung, in der sie auch aktiv beteiligt war. Ihre Themen bewegen sich häufig um die Rolle der Frauen oder auch um Krieg und dessen Darstellung in unseren Massenmedien. In den 90er Jahren beschäftigte sie sich in zwei Zyklen mit dem Golfkrieg und dem Krieg auf dem Balkan.[4]

Auch wenn sie gesellschaftspolitische Themen in Angriff nimmt, ist sie jedoch keine plakative politische Künstlerin „Wenn ich die Wahl habe zwischen L’art pour l’art und Betroffenheitskunst, finde ich L’art pour l’art doch besser.“[2]

Ihre Arbeitsweise ist meist intuitiv, sie öffnet sich dem künstlerischen Prozess so weit, dass sie Einblicke in frühe Stadien ihrer künstlerischen Produktion gewährt. So sind ihre ausgestellten Arbeiten oft skizzenhaft, da sie beabsichtigt, den kreativen Prozess der rationalen Kontrolle zu entziehen. Ihre Bildproduktion zeugt „von einer tiefgründigen Suche nach Gerechtigkeit“.[2] In ihrer Moral „wird den unbewussten, psychischen Zusammenhängen Gerechtigkeit getan, die mit großer Gewalt das Leben beeinflussen“.[2]
working girl/unklar
Miriam Cahn, 1999
Öl auf Leinwand
97,6 × 55,5 cm
Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main

Link zum Bild
(Bitte Urheberrechte beachten)

In frühen Perioden ihres Schaffens zog sie es vor, ihre grossformatigen Arbeiten am Boden auszuführen, um mit Einsatz ihres ganzen Körpers den räumlichen Abstand und die damit verbundene mentale Distanz aufzugeben. In dieser Phase entstanden monumentale Kreide- und Kohlezeichnungen mit symbolhaften Darstellungen von Menschen, Tieren und Pflanzen. In einem weiteren Schritt ging sie dazu über, Serien von Zeichnungen mit geschlossenen Augen auszuführen. In den letzten Jahren trat sie besonders mit starkfarbigen Ölbildern hervor. Auch Fotografien gehören zu ihrem Werk.

Für den Sculpture at Schoenthal von Kloster Schönthal schuf Miriam Cahn 2007/2008 die Brutalitätenskulptur, die auf ein Erlebnis zurückgeht:[5] Die Kronen gesunder Bäume entlang einer Allee wurden brutal gekappt. Geraume Zeit später entdeckte die Künstlerin neues Leben in den Bäumen: Sie gaben sich nicht auf. Die Skulptur legt Zeugnis von solchen Aggressionen ab und empfängt von den umstehenden Bäumen die Hoffnung, dass es aus dem Eschenbaum wieder zu sprießen beginnt.
Ausstellungen (Auswahl)

2017 documenta 14, Athen/Kassel
2016 Miriam Cahn – Auf Augenhöhe, Kunsthalle Kiel[6]
2015 „körperlich - corporel“, Aargauer Kunsthaus, Aarau
2006 „Standpunkt 3; Miriam Cahn - überdachte fluchtwege“, Museum für Gegenwartskunst, Basel
2006 „Überdachte Fluchtwege“, Kirchner Museum, Davos
2004 „Krieg“, Neues Museum, Nürnberg
2003 Fondation La Caita, Madrid
2002 „Architekturtraum“, Centre Pasqu'Art, Biel
1999 Centro d'Arte Contemporanea, Castello di Rivara (IT)
1998 Akademie der Bildenden Künste, Berlin
1996 „Umgebung – Was Mich Anschaut“, Bonner Kunstverein
1995 „Körperlich“, Obala Art Center, Sarajevo (YU)
1990 „Verwandtschaften“, Cornerhouse, Manchester (UK)
1988 „Lesen in Staub“, weibliche Monate, Kunstverein Hannover, Haus am Waldsee, Berlin, Gemeente Museum, Arnheim (NL)
1987 Centre Culturel Suisse, Paris (FR)
1985–86 „Strategische Orte“, Städtisches Kunstmuseum, Bonn, Kunsthalle Baden Baden, DAAD-Galerie, Berlin
1984 „Frauen, Frauenräume, État de Guerre, Das Wilde Lieben“, Biennale di Venezia, Venice
1983 „Das Klassische Lieben – die all egoistische frau“, Basler Kunsthalle
1982 documenta 7, Kassel

Auszeichnungen

1998 Käthe-Kollwitz-Preis
2005 Meret Oppenheim Preis
2013 Basler Kunstpreis des Kunstkredits Basel-Stadt (erstmals vergeben, dotiert mit 25'000 Franken)[7]

Rezeption

Till Briegler sah Miriam Cahns Werk „im Rang von Kolleginnen wie Maria Lassnig oder Marlene Dumas“.[2] Es ergänze deren künstlerische Positionen gegenständlicher Malerei „mit einer dunklen Liebe zum Instinkthaften“, eine Wiederentdeckung ihres Werks sei dringend geboten.[2]
Veröffentlichungen

Miriam Cahn: Was mich anschaut. Umgebung. 2 Bände. Heinz-Jürgen Häußer Media, Darmstadt 1998
Miriam Cahn: Architekturtraum. Hatje Cantz, Ostfildern 2002
Miriam Cahn: Mare Nostrum. Beitrag zur Documenta 14, Kassel 2015[8]

Literatur

Barbara Alms, Hg.: Unheimlich. Ausstellungskatalog Städtische Galerie Delmenhorst Haus Coburg. Sammlung Stuckenberg. H. M. Hauschild, Bremen 2003 ISBN 3897572141[9]
Kirchner Museum Davos (Hg.): Überdachte Fluchtwege. Steidl, Göttingen 2006
Till Briegler: Nackter Apostelkreis. Miriam Cahns Lebensthema ist die Verletzlichkeit des Körpers. Werke der 66 Jahre alten Malerin sind in Kiel zu sehen. Sie dürfte ein Star der nächsten Dokumenta werden. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 68, 22. März 2016, S. 11.
Miriam Cahn, Anette Hüsch: miriam cahn – Auf Augenhöhe. In: Anette Hüsch (Hrsg.): miriam cahn – Auf Augenhöhe. Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle Kiel. Kiel 2016, ISBN 978-3-937208-48-0 (deutsch und englisch).

Filmografie

„Miriam Cahn – ohne Umwege“, CH 2005, Regie: Edith Jud

Weblinks

Literatur von und über Miriam Cahn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Website von Miriam Cahn
Weitere Ausstellungen von Miriam Cahn
Werke von Miriam Cahn im Kunstmuseum Basel
Miriam Cahn auf der Website der Galerie Stampa
Elisabeth Grossmann: Cahn, Miriam. In: Sikart

Einzelnachweise
Ludmila Vachtova: „Portrait - Miriam Cahn, Künstlerin“, in NZZ Folio 01/92 (abgerufen am 27. September 2012)
Till Briegler: Nackter Apostelkreis. Miriam Cahns Lebensthema ist die Verletzlichkeit des Körpers. Werke der 66 Jahre alten Malerin sind in Kiel zu sehen. Sie dürfte ein Star der nächsten Dokumenta werden. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 68, 22. März 2016, S. 11.
Eintrag zu Cahn, Miriam beim Berliner Künstlerprogramm des DAAD. Katalog zu ihrer Ausstellung in der DAAD-Galerie vom 15. März bis 20. April 1986 erschienen beim DAAD, Berlin 1986.
X Cult
Mitteilung des Skulpturenparks zu Brutalitätenskulptur, www.schoenthal.ch, abgerufen am 26. März 2016.
Mitteilung der Kunsthalle Kiel zur Ausstellung, www.kunsthalle-kiel.de, abgerufen am 26. März 2016.
Miriam Cahn erste Preisträgerin des neuen Basler Kunstpreises. TagesWoche, 7. Oktober 2013
Text Mare Nostrum von Miriam Cahn, www.documenta14.de, abgerufen am 26. März 2016.
Enthält: Armin Boehm, Miriam Cahn, Thomas Dillmann, Peter Doig, Marlene Dumas, Johannes Hüppi, Michael Kunze, Daniel Richter, Norbert Schwontkowski, Luc Tuymans

----

Fine Art Prints | Grußkarten | Handyhüllen | Lebensstil | Herren , Damen Bekleidung | Wohnkultur | Puzzles | Notizbücher | Wandteppiche | ...

----

Künstler

A - B - C - D - E - F - G - H - I - J - K - L - M -
N - O - P - Q - R - S - T - U - V - W - X - Y - Z

Zeichnungen, Gemälde, Liste

Paintings, List

Von Wikipedia, Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen beschrieben

Index

Hellenica World - Scientific Library