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Evelyn Kuwertz (* 1945 in Bad Aussee, Österreich) ist eine deutsche Malerin. Sie lebt in Berlin und ist seit 2000 auch in Südwestfrankreich präsent. Seit Mitte der 1970er Jahre gibt es eine regelmäßige Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland, ihre Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland und Frankreich.

Leben

Von 1969 bis 1974 studierte sie freie Malerei an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin und war 1975 und 1976 Meisterschülerin von Hermann Bachmann.

Evelyn Kuwertz engagierte sich in den 1970er und 80er Jahren in Berlin für die gleichberechtigte Wertschätzung und Wahrnehmung von Künstlerinnen in der Kunstszene. Sie war Mitinitiatorin und -organisatorin der beiden Künstlerinnenausstellungen Künstlerinnen International 1877–1977 (1977) und Das Verborgene Museum (1986/87), die in Berlin stattgefunden haben. Bereits während ihres Studiums an der Hochschule der Bildenden Künste entstand in Zusammenarbeit mit Brigitte Mauch und Toja Wernery das feministische Ausstellungsprojekt Zur Situation der Frau in Familie und Gesellschaft. Die als szenisches Environment geplante Ausstellung sollte 1973 öffentlich in Berlin gezeigt werden, was durch den Berliner Bildungssenator Gerd Löffler aufgrund „sittlicher Bedenken“ verhindert wurde.[1]


Œuvre
Frühwerk

Das künstlerische Werk von Kuwertz ist durch die gesellschaftskritische Perspektive der Künstlerin geprägt. Seit Mitte der 1970er Jahre schuf sie soziale Porträts, in denen sich die Flüchtigkeit und Anonymität der Großstadt Berlin widerspiegeln, so in den Ansichten von Berliner S- und U-Bahnhöfen (Bahnhof Gleisdreieck, 1979, und S-Bahnhof Westkreuz, 1981), in denen die Verlorenheit menschlicher Individuen im öffentlichen Stadtraum zur Anschauung kommt. Kuwertz deutet diese konkreten Orte atmosphärisch aus und verdichtet sie zu Metaphern gesellschaftlicher Zustände. So werden ihre Arbeiten zu Berliner S-Bahnhöfen, die bis zur politischen Wende verwahrlost waren, zu einem Sinnbild der Resignation.
Weiterentwicklungen der 1980er Jahre

Mitte der 1980er Jahre verändert sich ihre künstlerische Bildauffassung. Die bis dahin von realistischer Malweise geprägten Arbeiten, deren Bildaufbau geschlossen wirkte, öffnen sich und geraten durch die neu ins Bild kommende Lichtdynamik in Bewegung. Von den malerischen Erweiterungen des räumlichen Spektrums dieser Werkphase zeugen Stadtlandschaften wie U-Bahnhof Hallesches Tor (1986).

Ein weiterer Bezugspunkt für die künstlerische Weiterentwicklung ist die menschliche Figur, die in ihren spontanen Bewegungsabläufen zunehmend das Interesse von Kuwertz weckt. In Zusammenarbeit mit Lotte Grohe entsteht die Serie Slow motions (1986–1988), bestehend aus großformatigen Zeichnungen, in denen Kuwertz die improvisierten Bewegungen der Tänzerin spontan zu Papier bringt. Des Weiteren wird die Naturgewalt des Wassers und dessen nicht endende Bewegung zu einem wichtigen Thema. In ihrer großformatigen Zeichnung Helgoland (1985–1987) fängt Kuwertz ihre Eindrücke von einem Aufenthalt auf der Insel Helgoland ein:

„Dieser konkrete Ort nun bekam für mich den Symbolwert einer weiter zu fassenden Wirklichkeit: das Gegensätzlich der fließenden Bewegungen des Meeres gegenüber der Statik der gebauten Steine, das der Natur zur Konstruktion, des Weichen zum Harten. Das Rechtwinklige, die einem numerischen Ordnungsprinzip folgende Kennzeichnung der Blöcke gegenüber dem Ungeformten des Wassers, seiner Vielfalt, der Veränderlichkeit der Formen in den sich wiederholenden rhythmischen Bewegungen. Aber diese Veränderungen sind es auch, wodurch die Formen ihre Ruhe finden, eigentlich auch unverändert bleiben, während die Steine sich verändern, verwittern, versanden. In ihnen liegt allein die Dimension ‚Zeit‘, die auf die Insel, ihre Vergangenheit und auf den Menschen verweist.“

– Evelyn Kuwertz[2]

Mit der räumlichen Öffnung und Dynamisierung ihrer Bilder in den 1980er Jahren antizipiert Kuwertz künstlerisch jene gesellschaftliche Veränderung, die sich im politischen Feld erst mit dem Fall des eisernen Vorhangs 1989 vollzieht. Die vormals hermetisch wirkenden Räume der Stadt Berlin, die noch von der Ideologie des kalten Krieges durchdrungen waren – sehr anschaulich in den Bunkerbildern (1983–1984) – weichen Raumverhältnissen, in denen der sich später vollziehende Wandel bereits zu spüren ist.
Wendezeiten, die 1990er Jahre

Nach der politischen Wende macht Kuwertz die städtebaulichen Veränderungen der wiedervereinten, neuen Hauptstadt Berlin zum Kernthema ihrer Malerei. Auch hier ist es das Ausbalancieren zwischen der festgefügten, statischen Form und deren Wandel durch das Element der Bewegung, das sie aufgreift. Ausgehend von kleinformatigen Gemälden des leeren Potsdamer Platzes, fasst sie die darauf entstehende Großbaustelle zu einem großformatigen Panorama zusammen (1992–1995) und kommentiert die Permanentbaustelle der historischen Stadtmitte Berlins mit zahlreichen, von expressiver Farbigkeit geprägten Gemälden. In ihrer Arbeit Hotel Adlon (1997) stellt sie das Versetzen und die Rekonstruktion ganzer Fassadenstücke in der Mitte Berlins dar, ebenso in Esplanade (1995) und in Berlin Mitte (1998). Im Anschluss daran wendet sie sich den Ruinen auf der historischen Museumsinsel zu, so in Rekonstruktion Neues Museum (2001), die sie malerisch zu neuem Leben erweckt.
Erweiterung des räumlichen Spektrums

Nach 2003 nimmt Kuwertz neben Berlin auch andere europäische Metropolen und größere Städte in den Blick. Es entstehen Gemälde zu Paris (2004), Barcelona (2005 und 2009) und Rom (2012) sowie Toulouse (2003), in denen sie die räumlichen Besonderheiten der jeweiligen Orte, in zum Teil ungewöhnlichen Bildformaten und durch räumliche Montage im Gemälde selbst, auszuloten versucht. Daneben bleibt die Auseinandersetzung mit dem Element der menschlichen Bewegung im Raum ein bestimmendes Thema und mündet in ihre Werkserie Mouvement. Kuwertz rückt darin die Beschäftigung mit den körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen in den Vordergrund. Sie fängt den artifiziellen Bewegungskanon von Tänzern ein, um diesen in ein Verhältnis zu den zunehmend durchlässiger werdenden Raumkonstruktionen zu setzen. Die tänzerische Bewegung korrespondiert mit den transparenten Überlagerungen von Innen- und Außenräumen, Malerei und Zeichnung finden eine Synthese und werden in lebensgroßen Formaten auf Papier und Leinwand zu skulptural wirkenden Montagen verdichtet. Parallel dazu findet die Zusammenarbeit mit Tänzern des Staatsballetts Berlin und des Ballet du Opéra Toulouse statt. Spontan und aus einer inneren Haltung heraus entstehen Aquarelle und Zeichnung der Serie Répétition (2006–2009), in denen Kuwertz ihre Reflexionen über die Wirkung der Bewegungen des modernen Tanzes festhält.
Literatur

R. Gerhardt, E. Kuwertz, S. Schumann: Weibliche Inhalte auf weibliche Weise darstellen. Frauenspezifisches in der Kunst am Beispiel von sechs Künstlerinnen. In: Magazin Kunst. Band 15, Nr. 4, 1975, S. 76–86.
E. Kuwertz, U. Stelzl: Der ästhetische Anteil innerhalb der Publikationen der Neuen Frauenbewegung. In: Ästhetik und Kommunikation. Band 25, Nr. 7, 1976, S. 114–119.
Evelyn Kuwertz. Realismusstudio 11. Neue Gesellschaft für bildende Kunst, Berlin 1980.
L. Bevilacqua, I. Dalinghaus: Ich habe die Leute mit den Augen verfolgt. Ausstellung Evelyn Kuwertz. In: Courage. Band 5, Heft 8, 1980, S. 39–41.
Evelyn Kuwertz. Bilder und Zeichnungen. Fröhlich & Kaufmann, Berlin 1985, ISBN 3-88725-174-1.
Evelyn Kuwertz. Zeichnungen. Berlin 1990.
Evelyn Kuwertz. Bilder Berlin. Ausschnitt aus dem Werk 1973–91. Frauen Museum – Frauen formen ihre Stadt e.V. –, Bonn 1991, ISBN 3-928239-19-8.
Evelyn Kuwertz. Bewegung am Potsdamer Platz. Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 1993.
Evelyn Kuwertz. Stadt und Bewegung. Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, Berlin 2008.

Fußnoten
Monika Kaiser: Neubesetzungen des Kunst-Raumes. Feministische Kunstausstellungen und ihre Räume, 1972–1987. Bielefeld 2013, S. 49 ff.

Evelyn Kuwertz: Bilder Berlin Ausschnitt aus dem Werk 1973-91. Frauen Museum Bonn 1991, o. S.

Weblinks

Webauftritt von Evelyn Kuwertz
Evelyn Kuwertz auf ArtFacts.net

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